Stadtführung in Düsseldorf Düsseldorfs große Popmusik-Geschichte ist erlebbar

Düsseldorf · Es gibt schon viele vielversprechende Stadtführungen in Düsseldorf: Little Tokio können die Leute kennenlernen, Düsseldorf bei Nacht. Nun machen zwei Guides die besondere Popmusikkultur in der Landeshauptstadt schmackhaft.

 Der Journalist und Auro Sven-André Dreyer ist einer der Guides bei der neuen Musikführung.

Der Journalist und Auro Sven-André Dreyer ist einer der Guides bei der neuen Musikführung.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

An diesem Samstag (22. Juni) startet die neue Popmusik-Führung „The Sound of Düsseldorf“. Auf der zweistündigen Tour durch die City zeigen die Musikjournalisten Michael Wenzel und Sven-André Dreyer Plätze, die für die Popkultur von großer Bedeutung sind, angesagte Clubs und legendäre Kneipen. Das besondere Schmankerl obenauf: Während der Tour werden die wichtigsten Songs aus Düsseldorf gespielt.

 Michael Wenzel ist der zweite Guide. Er veröffentlichte mit Dreyer das Buch „Keine Atempause“. Sein Lieblingsort: Der Salon des Amateurs.

Michael Wenzel ist der zweite Guide. Er veröffentlichte mit Dreyer das Buch „Keine Atempause“. Sein Lieblingsort: Der Salon des Amateurs.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Erst vor Kurzem haben die beiden ihr Buch „Keine Atempause – Musik aus Düsseldorf“ im Droste-Verlag veröffentlicht. In diesem lassen sie Zeitzeugen aus 40 Jahren Düsseldorfer Popgeschichte zu Wort kommen – von der unausweichlichen Band Kraftwerk über die Punkszene rund um den Ratinger Hof bis hin zum aktuellen Hotspot, dem Salon des Amateurs, der aktuell noch eine Baustelle ist. Unsere Redaktion erhielt vorab einen exklusiven Vorgeschmack auf das, was die Interessierten künftig erwartet.

Mit Sven-André Dreyer ging es an die Kreuzung vor der Kneipe Ohme Jupp. Auch heute noch ist die Ratinger Straße der erste Anlaufpunkt für viele in der Altstadt. An einem warmen „Spritwoch­abend“, an dem die Besucher gerne zum Bier greifen, ist die Kreuzung vor dem Ohme Jupp, der Uel und dem Einhorn knallvoll. Vor mehr als 40 Jahren war es nicht groß anders, als der junge Ralf Dörper von hier aus durch die Kneipen der Ratinger zog, um gleichgesinnte Punker und Freunde zu finden. „1977 war die Punkszene noch überschaubar, es gab 30 bis 40 Punks“, sagt Dreyer. Einige Jahre später war Dörper dann Mitglied von „Die Krupps“ und wurde in den 1980er Jahren mit seiner Synthie-Popband „Propaganda“ sogar zur Audienz bei der Queen geladen. Ende der 70er war es allerdings nicht ungefährlich, mit gefärbten Haaren und zerrissenen Jeans durch die Altstadt zu laufen. „Erst Rocker und später Fortuna-Hools verprügelten die jungen Punker immer wieder“, erklärt Dreyer. Also suchte man zur eignen Sicherheit seine Freunde, die sich in den vielen Kneipen auf der Ratinger Straße herumtrieben. „Male“ und „Die Krupps“-Sänger Jürgen Engler trank nur Milch, der Rest natürlich reichlich Bier. Später ging es dann für die jungen Punks in die sagenumwobenste Kneipe der Stadt, den Ratinger Hof. Im kreativen und kultigen Epizentrum, geleitet von Carmen Knoebel, entstand ein Gutteil der deutschen Punk-Musik, aus der später die Neue Deutsche Welle (NDW) entwuchs. „Typisch für Düsseldorf ist, dass sich hier die Kunst- und die Musikszene trafen“, sagt Dreyer. Der blutjunge Campino stand neben Blinky Palermo an der Theke, Katharina Sieverding – heute eine international gefeierte Fotokünstlerin – servierte das Bier, Imi Knoebel, Ehemann von Wirtin Carmen, hatte den weißen, neon-beleuchteten Raum gestaltet. Auch er ist heute ein Großer der Kunstszene.

Michael Wenzel berichtet  von der besonderen Geschichte des Salon des Amateurs. Nur ein paar Schritte von der Ratinger Straße entfernt am Grabbeplatz neben der Kunsthalle und gegenüber dem Museum K20 liegt in seinen Augen das aktuelle Epizentrum der Düsseldorfer Musikszene. Allerdings ruht das Geschehen im „Salon“ gerade, denn nach fast 15 Jahren Betrieb werden die Räumlichkeiten derzeit renoviert. Zum Beispiel entdeckte er hier den fast in Vergessenheit geratenen Wolfgang Riechmann wieder, dessen Album „Wunderbar“ Wenzel auf einer Party im Salon nach langer Zeit wieder gehört hat. „Riechmann ist 1978 grundlos in der Altstadt von zwei betrunkenen niedergestochen worden und später im Krankenhaus gestorben“, sagt Wenzel.

Solche musikalischen Entdeckungen hat Wenzel im Salon zuhauf gemacht. „Der Salon ist einer dieser Orte in Düsseldorf, an denen ein großes kreatives Potenzial heranwächst“, erklärt Wenzel. So kommen aus dem Umfeld Bands wie beispielsweise Stabil Elite und weltweit bekannte DJs wie Jan Schulte, Lena Willikens und Salon-Chef Detlef Weinrich. „Im Salon entstehen Synergien aus den richtigen Leuten und dem Plattenlabel ‚Themes For Great Cities‘ von Arne Bunjes, die gute Musik und eine Szene erst möglich machen“, sagt Wenzel.

Clemens Henle

Die Führung beginnt immer samstags um 11 Uhr und dauert bis 13 Uhr. Die Teilnahme kostet 13 Euro für Erwachsene, 6,50 Euro für Kinder. Weitere Infos gibt es unter www.duesseldorf-tourismus.de/sound. Hier können die Tickets auch gebucht werden.

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