Düsseldorfer Clean-up-Aktivistin Victoria Blocksdorf kämpft gegen den Müll im Rhein

Düsseldorf · Jeden Monat trifft sich Victoria Blocksdorf mit Gleichgesinnten zum Müllsammeln am Rheinufer. Die Düsseldorferin will mit ihrem Engagement jedoch nicht belehren, sondern andere Menschen für Umweltschutz begeistern. Dafür hat sie sogar ihren alten Job gekündigt.

 Victoria Blocksdorf an der Rheintreppe. Die Düsseldorferin organisiert regelmäßig Clean-ups, um den Rhein von Müll zu befreien.

Victoria Blocksdorf an der Rheintreppe. Die Düsseldorferin organisiert regelmäßig Clean-ups, um den Rhein von Müll zu befreien.

Foto: Anne Orthen (ort)

Eigentlich sollte es ein großes Abenteuer werden. Drei Monate lang wollte Victoria Blocksdorf mit ihrem Mann die Welt erkunden. Australien, Neuseeland und Hawaii standen auf dem Reiseplan. Auf ihrem Weg durch die Kontinente sah das Paar endlose Ozeane, Delfine, Vulkane – aber auch viel Müll, der an die Strände gespült wird. Ein Moment ist der Düsseldorferin dabei besonders in Erinnerung. Auf Hawaii fanden sie ein großes Netz, in dem sich Müll verfangen hatte. Zusammen mit ihrem Mann entfernte sie den Abfall vom Strand und nahm ein kleines Erinnerungsstück von diesem Erlebnis mit nach Hause: ein Armband, das sie aus einem Teil des Netzes gebastelt hatte. „Es ist, als hätte ich dem Meer damit ein Versprechen gegeben.“

Denn zurück in Düsseldorf ließ die Grafikdesignerin das Thema nicht mehr los. Zusammen mit ihrem Mann ging sie an einem Wochenende im Juni 2018 an das Golzheimer Rheinufer, um dort Müll zu sammeln. Zigarettenkippen, Einweggrille, Bierflaschen und vieles mehr. Eine Stunde dauerte es, bis die beiden zwei große Müllsäcke mit Abfall gefüllt hatten und trotzdem längst noch nicht alles beseitigt hatten. „Ich war überrascht von der Menge, wir leben ja eigentlich in einer sehr sauberen Stadt.“

Deshalb entschied sie, dass die Aktion wiederholt werden muss. So traf sie sich einen Monat später mit einer Handvoll Leuten aus ihrem Familien- und Freundeskreis, um das Rheinufer erneut von Müll zu befreien – zur Irritation der umstehenden Passanten. „Einige haben uns gefragt, ob wir etwas angestellt hätten, andere fragten uns, ob wir Geld dafür bekommen.“

Dank mehrerer Aufrufe in sozialen Netzwerken wie Facebook hat sich die Menge der Helfer seitdem stetig erhöht. Mittlerweile treffen sich jeden Monat rund 50 Leute zum gemeinsamen Rhein Clean-up, jedes Mal an einem anderen Ort des Rheinufers. Für ihr Engagement bekommt Victoria Blocksdorf viel Zuspruch, oft aber verbunden mit einer giftigen Nebenbemerkung. „Viele sagen, dass es schön sei, was wir machen, es aber nichts bringe.“ Doch das sieht sie anders. Zehn Tonnen Müll kämen jedes Jahr über den Rhein in die Meere, sodass jedes aufgesammelte Stück Plastik zähle.

Mittlerweile ist aus ihrem privaten Engagement eine Berufung geworden. Ihren Job als Grafikdesignerin hat Victoria Blocksdorf vor einiger Zeit aufgegeben, um sich mit voller Kraft ihrem Umweltprojekt zu widmen. Mit „Blockblocks Rhein Cleanup“ hat sie nun eine gemeinnützige GmbH gegründet. „Ich hatte schon länger bemerkt, dass mich die Arbeit nicht mehr so sehr erfüllt.“ Neben den regelmäßigen Aktionen hält sie inzwischen auch Vorträge oder berät Unternehmen dabei, wie Betriebs- und Produktionsabläufe nachhaltiger gestaltet werden können.

Dabei ist es ihr jedoch wichtig, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger aufzutreten. Sie will mit ihrem Engagement andere Leute begeistern, statt sie zu belehren oder zu konfrontieren. „Man darf nicht zu hohe Anforderungen an die Menschen stellen.“ Denn eine radikale Umstellung der eigenen Gewohnheiten gelinge nur den wenigsten. Um Umweltverschmutzung und den Klimawandel aufzuhalten, brauche es aber viele Unterstützer. „Fünf Leute, die auf Flüge, Fleisch und Plastik verzichten, werden uns nicht retten.“ Stattdessen gehe es darum, Schritt für Schritt klimaschädliches Verhalten zu reduzieren. So hat sie für Düsseldorf einen Ratgeber erstellt, der helfen soll, plastikarm einzukaufen.

Ihre Arbeit finanziert sie hauptsächlich durch Spenden und Honorare, die sie beispielsweise für ihre Vorträge bekommt. Sorgen, dass sie mit ihrem Projekt scheitern könnte, hat sie nicht. Und wenn es doch dazu käme, dann könnte sie jederzeit wieder in ihren alten Beruf einsteigen. Am liebsten wäre ihr natürlich, dass ihr Projekt irgendwann überflüssig wird, weil es keinen Müll mehr zum Aufsammeln gibt. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Daniel Schrader

Info Das nächste Clean-up findet am Sonntag von 11 bis 13 Uhr an der Rheinkniebrücke in Oberkassel statt. Als besondere Aktion werden die Teilnehmer dieses Mal aus dem gesammelten Abfall vor Ort kleine Kunstwerke formen, um auf das Müll-Problem aufmerksam zu machen. Wer mitmachen will, kann sich auf der Facebook-Seite „Blockblocks Rhein Cleanup“ anmelden.

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