Komödie in Düsseldorf Nicole Spiekermann spielt eine durchtriebene Fremdgängerin

Düsseldorf · Zu Düsseldorfer hat Nicole Spiekermann eine ganz besondere Verbindung, direkt nach ihrem Studium der Schauspielerin spielte sie hier. Aktuell ist sie in der Komödie zu sehen – allerdings nicht unbedingt las Sympathieträgerin.

 Sie lügt und betrügt, und das alles im Rahmen ihrer Passion: Schauspielerin Nicole Spiekermann spielt gerade in der Komödie an der Steinstraße.

Sie lügt und betrügt, und das alles im Rahmen ihrer Passion: Schauspielerin Nicole Spiekermann spielt gerade in der Komödie an der Steinstraße.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die feine Lady ist ganz schön durchtrieben. Lügt, dass sich die Balken biegen, wild entschlossen, ihre Affäre nie und nimmer zu beichten. Nicht der Gattin ihres Liebhabers, die ihr auf die Schliche kam. Und schon gar nicht ihrem eigenen Ehemann. Bei „Rache ist süß“, inszeniert von Peter Millowitsch, geht es ziemlich hinterhältig zu. Bis zum 6. März sind die vergnüglichen Turbulenzen in der „Komödie“ noch zu erleben. „Ich spiele die Marcia mit einer unbändigen Freude“, sagt Nicole Spiekermann. Wie ihre Mitspieler Rolf Berg und Ilka Luza kann sie sich dabei nach Herzenslust austoben. Obwohl: „Die Zuschauer mögen diese Frau nicht so sehr, sie ist wirklich keine Sympathieträgerin.“ Was die Schauspielerin aber rein gar nicht stört: „Am spannendsten sind ja immer die Charaktere, die sich außerhalb der Norm benehmen.“ Ihr gefällt der unmittelbare Kontakt zum Publikum in dem intimen Rahmen des Boulevardtheaters. Da kennt sie Bühnen mit ganz anderen Dimensionen, gleich in der Nähe.

Es ist lange her, dass sie im Düsseldorfer Schauspielhaus gastierte und eine Zeitlang zum Ensemble gehörte. Das war in den 1980er Jahren bei Intendant Volker Canaris. Aber sie erinnert sich so lebhaft, als sei es gestern gewesen. „Seitdem fühle ich mich Düsseldorf eng verbunden. Wahrscheinlich, weil ich damals frisch von der Schauspielschule in Bochum kam und mein Leben plötzlich so neu und aufregend war.“ Ihren ersten Auftritt hatte sie in „Sara Simpson“ als neunjährige Tochter von Manuela Alphons. „Alles, was an mir nicht mehr neunjährig wirkte, musste man tüchtig zusammendrücken“, sagt sie und lacht.

Selig war sie, im Januar zum Schauspielhaus-Jubiläum wieder in der Stadt zu sein, flitzte in jeder freien Minute hinüber und traf tatsächlich noch auf einige Kollegen von früher. Nach acht Düsseldorfer Jahren wanderte Spiekermann durch viele deutsche Theater. Am prägendsten sei die Arbeit mit Peter Palitzsch gewesen, sagt sie. „Ein wunderbarer Mensch, ein Traum von Regisseur.“ Es sei eine einmalige Chance, Schauspielerin zu sein. „Allein das Privileg, in ein anderes Leben einzusteigen und sich darin aufzuhalten. Das Suchen und das Finden, darauf kommt es an.“

Wie hat sie das bei Marcia gemacht? Nicole Spiekermann streicht ihre üppige Mähne zurück und antwortet lächelnd. „Nun ja, ich will niemandem zu nahe treten. Aber in dieser Stadt gibt es reichlich Anschauungsmaterial, was solche Frauen betrifft. Die am liebsten um sich selber kreisen und gar nicht merken, wie sie andere Menschen damit verletzen können.“ Bisher hat sie nur eine Handvoll Komödien gespielt, darunter „Die provenzalische Nacht“ im Theater an der Kö. Aber noch nie ein Klippklapp-Stück wie „Rache ist süß“ mit derart haarscharfem Timing. Dabei habe sie enorm viel gelernt: „Peter Millowisch ist ein hervorragender Regisseur, und mit meinem Bühnenpartner Rolf Berg verstehe ich mich blind.“ Und dann gab es noch ein Zuckerstückchen: Spiekermanns Sohn Pablo Struff komponierte die Musik. Ein hochbegabter junger Pianist mit absolutem Gehör, der mit zehn Jahren an der Münchner Hochschule für Theater und Musik aufgenommen wurde. „Wir haben schon öfter miteinander gearbeitet“, erzählt sie. „Er spielt Klavier, ich rezitiere oder singe. Ein tolles Erlebnis, wenn Mutter und Sohn sich künstlerisch auf Augenhöhe begegnen.“ Regina Goldlücke

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