Künstlerin Nanja Gemmer Zwischen Cocktailkarte und Museum

Düsseldorf · Die Düsseldorferin hat die Kunstakademie studiert. Gegen Auftragsarbeit hat Gemmer nichts, sie will sich dafür aber nie zur Unkenntlichkeit verbiegen.

 In ihrem Atelier, das Nanja Gemmer vor Kurzem bezogen hat, bemalt sie Windschutzscheiben.

In ihrem Atelier, das Nanja Gemmer vor Kurzem bezogen hat, bemalt sie Windschutzscheiben.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Mit ihren kreativen Mangazeichnungen für die Cocktailkarte des Breidenbacher Hofs hat die Düsseldorfer Künstlerin Nanja Gemmer für Aufmerksamkeit gesorgt. Doch ihr künstlerisches Schaffen umfasst weit mehr als das. Ob Skulpturen, Malerei oder Fotografie: Die Bandbreite der 29-Jährigen ist groß. Kunst spielte schon immer eine wichtige Rolle im Leben der gebürtigen Duisburgerin. Sie studierte Freie Kunst an der Kunstakademie, „für Künstler ist es schwer, nach dem Studium Fuß zu fassen“, erzählt Gemmer. Doch das hat sie in den vergangenen Jahren erfolgreich gemeistert und viele Aufträge an Land gezogen.

Architektenentwürfe illustriert sie, indem sie mit atmosphärischen Gestaltungen den kühlen Quadern der Skizzen Leben einhaucht. In der öffentlichen Wahrnehmung steht allen voran ihr Engagement für den Breidenbacher Hof, dessen Cocktailkarte sie seit einigen Jahren mit wechselnden Themen designt. Dieses Jahr steht die Karte ganz im Sinne der japanischen Mangakunst. „Mich fesselt das ästhetische Wechselspiel zwischen Sehen und Schmecken“, sagt sie. Auch im kommenden Jahr soll Nanja Gemmer wieder die Cocktails visualisieren, auch wenn das Motiv noch nicht feststeht.

Für viele Künstler sind Auftragsarbeiten ein Hemmnis der künstlerischen Freiheit. Gemmer sieht darin jedoch eine Chance, in neue Bereiche einzutauchen. „Mann muss flexibel bleiben“, sagt sie. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich bis zur Unkenntlichkeit verbiegt: „Ich stelle immer klar, was möglich ist und was nicht.“

Daneben verbringt Nanja Gemmer viel Zeit mit auftragsungebundenen Arbeiten. Anfang des Jahres hat sie dazu ein neues Atelier bezogen, das im ehemaligen Gebäude des Landeskriminalamts an der Völklinger Straße liegt und den passenden Titel „LKArt“ trägt. Insgesamt 15 Künstler haben dort ein Zuhause gefunden, die sich mit besprayten Windschutzscheiben von Autos oder verbogenen und bemalten Skulpturen aus altem Metall beschäftigen. Ihr Schaffen bezeichnet Nanja Gemmer selbst als „Gleichzeitigkeit von Imaginärem und Wirklichkeit“. Aktuell ist ein Teil ihrer Werke im Skulpturenpark im Katharinenhof in Köln zu sehen. Im kommenden Jahr folgt eine Ausstellung in Hilden. „Mein Traum wäre es, Teil einer weltweiten Ausstellung zu sein“, sagt sie. Neben ihrem eigenen Schaffen versucht sie, ihre künstlerische Gabe an andere zu vermitteln. Als Dozentin arbeitet die 29-Jährige viel mit Kindern zusammen, mit dem Verein „Akki“ etwa. „Ich mag es zu sehen, wie Kinder, die nichts mit Kunst am Hut haben, plötzlich aufblühen“, sagt sie.

In der Kunststadt Düsseldorf fühlt sich Nanja Gemmer wohl. Ihr Zuhause liegt in Derendorf, der Ort ihrer Inspiration liegt jedoch woanders: an der Rennbahn. Dort schätzt sie abseits der Renntage die Ruhe des Ortes. Ansonsten hat sie noch ihren selbst bemalten VW-Bus T3, mit dem sie gerne durch die Lande reist und überall dort aufschlägt, wo es ihr gefällt. Ganz ähnlich zu ihrer künstlerischen Arbeit. Daniel Schrader

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