Feinschmecker Blogger sinnieren über das Glück des Genusses

Düsseldorf · Dass Essen viel mehr ist als bloß Essen, darüber sind sich die Blogger einig. „Essen ist Identität“, findet Carmen Hillebrand. „Essen ist ein Seelentröster“, meint Ute Vogel. „Essen kann Hürden überwinden“, sagte Orkide Tançgil. „Essen heißt, zusammen an den Tisch zu kommen, zu genießen, voneinander zu lernen“, drückt es Rafik Halabi aus. So wie auch das „blogsofa“ Menschen mit einer Leidenschaft zusammenbringt.

 Carmen Hillebrand (l.) von „tanzaufdertomate“ und Moderatorin Wibke Ladwig.

Carmen Hillebrand (l.) von „tanzaufdertomate“ und Moderatorin Wibke Ladwig.

Foto: Anne Orthen (ort)

Verkostungstalent, ein Faible für die französische Küche und keine Angst vor halbtoten Hummern hat Carmen Hillebrand, Foodbloggerin und professionelle Whisky-Trinkerin. In ihrem Blog „tanzaufdertomate“ stecken neben Rezepten geschmackvolle Reiseerinnerungen, ihre Erfahrungen mit französischen Kochkursen und Gedanken zum ungegessenen Knödel.

Mit ihrer Leidenschaft war Hillebrand beim „blogsofa“ nicht allein. Bei der bisher „leckersten“ Ausgabe der Veranstaltungsreihe der Zentralbibliothek stellte Wibke Ladwig, Moderatorin und selbst Bloggerin, vier Foodblogs und deren Gestalter vor. Während Rafik Halabi seinen Blog „Bistro Badia“ als „interaktives Kochbuch“ für die libanesische Küche, insbesondere mit Rezepten seiner Mutter nutzt, geht es im „Kunststrudel“ von Ute Vogel um „alles rund ums Essen außer dem Essen“. Sie beschäftigt sich mit Traditionen, Sprichwörtern, Ausstellungen, Aktivisten und mehr zum Thema – ein Foodblog ohne Rezepte. Orhan und Orkide Tançgil von „KochDichTürkisch“ wiederum teilen türkische Spezialitäten und schreiben – häufig mit einem Augenzwinkern – über die türkische Lebensart sowie das deutsch-türkische Miteinander.

„Angefangen hat alles mit dem Wortsparschwein“, erinnerte sich Carmen Hillebrand an den Start ihrer Blogger-Laufbahn. „Das Wortsparschwein“ war acht Jahre lang ihr Sammelsurium für seltsame, übrig gebliebene, häufig selbst kreierte Wörter. Als nächstes kam der Metro-Genussblog – „da ist meine Lust am Kochen dann explodiert“, so Hillebrand. Heute führt die PR- und Social-Media-Beraterin nicht nur ihren eigenen Foodblog, sie besucht Kochkurse in Paris, ist auf Bierverkostungen unterwegs und startet nun auch noch einen Podcast: „Völlerei und Leberschmerz“.

„Wenn mir etwas schmeckt, möchte ich auch wissen, warum“, sagte Hillebrand. Die französische Küche hat es ihr besonders angetan, was nicht zuletzt ihren alljährlichen Paris-Reisen zu verdanken ist. „Das Geheimnis der Franzosen ist Butter“, verriet sie. Ihr persönlicher Liebling jedoch sei der Käse, und den am besten in harmonischer Kombination mit dem passenden Schlückchen – auch „Foodpairing“ genannt. Tipp der Genuss-Expertin: Champagner zu Munsterkäse, einem leuchtend orangefarbenen französischen Stinkekäse.

Auch wenn Hillebrand erst kürzlich in einem Kochkurs gelernt hat, wie man einen Hummer zubereitet (und zwar einen, der anfangs noch lebte), geht es bei ihr privat in der Küche meist deutlich weniger extravagant zu. Sie kauft vorzugsweise regionale Produkte, vieles stammt aus dem eigenen Schrebergarten. Fürs Kochen braucht sie vor allem eines: Zeit. Und Genuss könne ganz einfach sein: „Frisches Baguette mit Butter, dazu Käse und ein guter Wein!“ Wie man das perfekte Baguette backt, hat die Foodbloggerin übrigens auch schon in einer Pariser Kochschule lernen dürfen. Von strengen Ernährungskonzepten hält sie genauso wenig wie Wiglaf Droste, der der Ansicht ist: „Diät ist Mord am ungegessenen Knödel.“ Dass Essen viel mehr ist als bloß Essen, darüber sind sich die Blogger einig. „Essen kann Hürden überwinden“, sagte Orkide Tançgil.

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