Bildband Jacques Tillys bissige Werke in Buchform

Düsseldorf · Jacques Tilly ist der Karnevalswagen-Bauer schlechthin, aber auch als Satiriker macht er mittlerweile weltweit Furore. Jetzt erscheint ein neues Buch.

 Humor unbedingt erlaubt: Jacques Tilly mit Eva Creutz bei der Buchvorstellung. 

Humor unbedingt erlaubt: Jacques Tilly mit Eva Creutz bei der Buchvorstellung. 

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Karnevalswagen von Jacques Tilly sind für ihre scharfsinnige Satire weltbekannt. Doch so groß das Aufsehen beim Umzug am Rosenmontag ist, so schnell sind die Motive danach auch wieder vergessen. Eigentlich schade, wo doch viele seiner Motive auch lange nach Ende des Karnevalstreibens noch Gültigkeit haben. Deshalb gibt es die besten Motive nun in seinem neuen Buch mit dem Titel „Despoten. Demagogen. Diktatoren“ noch einmal zu bestaunen.

Ob Putin, Trump oder Erdoğan – Populisten und Autokraten bedrohen in seinen Augen an vielen Orten dieser Welt den liberalen Wertekanon der Demokratie. Auch in Deutschland. „Es ist wichtig, dass sich in diesen Zeiten liberale Stimmen zu Wort melden“, sagt Eva Creutz, Herausgeberin von Tillys neuestem Buch. „Er hat das Talent, politische Sachverhalte auf einem einzigen Bild zu verdichten“, sagt sie. So entstand die Idee, nach Tillys erstem Buch „Satire, Kunst und Karneval“ ein zweites Werk auf den Markt zu bringen. Dieses Mal jedoch mit geringerem Fokus auf Düsseldorf.

Denn über die Jahre hinweg sind Tillys Wagen weltbekannt geworden. Regelmäßig berichten internationale Medien über seine mitunter provokanten Motive. In einigen Fällen wurden seine Werke gar schon von Aktivisten geliehen, um gegen die jeweilige Landespolitik zu demonstrieren. „Dass die Wagen auch in den Ländern selbst wirken, ist neu“, sagt Tilly. So tourte sein Motiv der am Blatt der Demokratie nagenden Raupen alias Viktor Orbán und Jarosław Kaczyński in diesem Jahr durch Polen, um gegen den Abbau demokratischer Institutionen in dem Land zu protestieren. Auch sein berühmtes Brexit-Motiv wurde für Kundgebungen nach London ausgeliehen.

Neben Abbildungen der einzelnen Motive finden sich in dem Buch auch viele Anmerkungen und Gedanken Tillys, die hinter seinen Ideen stehen. Denn so witzig seine Wagen aussehen, steht doch immer eine ernste Botschaft dahinter. „Humor ist eine scharfe Waffe“, sagt er. Das zeige sich insbesondere daran, dass Populisten und Extremisten aller Art allergisch auf Satire reagieren. Trauriger Höhepunkt war der Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ durch islamistische Terroristen. Zwar war dies bislang ein Einzelfall, doch auch Tilly bekommt regelmäßig Drohungen für seine Motive. Ein Teil davon ist auch in dem Buch nachzulesen.

„Despoten. Demagogen. Diktatoren“ erscheint zunächst in einer Auflage von 2000 Exemplaren und ist für 15 Euro in Buchhandlungen erhältlich. Am 22. November gibt es in der Jazz-Schmiede, Himmelgeister Straße 107g, um 19 Uhr einen Vortrag von Tilly mit anschließender Diskussion über das Buch. Karten kosten zehn, ermäßigt fünf Euro und sind unter gbs@aufklaerungsdienst.de erhältlich.

Daniel Schrader

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