Kinderrechtsanwalt Gesa Kaiser setzt sich für Kinderrechte ein

Düsseldorf · Diese Einrichtung gibt es jetzt bei der AWO seit 40 Jahren: Den Kinder- und Jugendanwalt, der gerne mal auftritt wie der berühmte Narr Till Eulenspiegel. Seit 2011 ist das Gesa Kaiser. Heute trägt sie Kapuzenjacke oder T-Shirt mit dem Eulenspiegel-Logo.

 Gesa Kaiser schlüpft bei der AWO in die Rolle des Narren Till Eulenspiegel, um als Kinder- und Jugendanwalt aktiv zu werden.

Gesa Kaiser schlüpft bei der AWO in die Rolle des Narren Till Eulenspiegel, um als Kinder- und Jugendanwalt aktiv zu werden.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Schon seit Jahrzehnten setzt sich die AWO für den Kinderschutz ein. Dazu gehört auch, dass Kinder und Jugendliche in den Einrichtungen der AWO ein Teilhabe- und Mitspracherecht haben. Vor 40 Jahren, schon zehn Jahre, bevor die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet wurde, entwickelte die Arbeiterwohlfahrt das Modellprojekt „Till Eulenspiegel“ – der Kinder- und Jugendanwalt. Das ist seitdem fester Bestandteil der demokratischen Arbeit der Einrichtung.

Seither sind schon einige in die Rolle des Eulenspiegels geschlüpft. 2011 hat Gesa Kaiser den Part des Anwaltes übernommen. Juristin ist sie aber nicht. Kaiser hat an der damaligen FH (heute Hochschule) in Düsseldorf Sozial-Pädagogik auf Diplom studiert. Der Begriff Kinder- und Jugendanwalt sei wirklich etwas verwirrend, gibt die 40-Jährige zu. „Ich bekomme auch schon mal Anrufe für Rechtsberatungen. Das muss ich dann leider ablehnen. Das hier ist ja keine juristische Anwaltschaft. Ich arbeite in Vertretung der Interessen von Kindern und Jugendlichen“, erklärt Kaiser. Den Kindern habe sie sich schon immer mehr verbunden gefühlt als den Erwachsenen, daher habe die Stellenanzeige für den Eulenspiegel sehr gut gepasst, findet sie. „Und dann bin ich in die großen Fußstapfen von Ina Schubert getreten, die das die größte Zeit gemacht hat.“

Dort fühlt sie sich sehr wohl. „Ich kann mich mit dem Eulenspiegel ganz gut identifizieren. Das Enthüllen und Auch-mal-etwas-unbequem-Sein ist allerdings nicht mehr so einfach wie in den 70ern. Da ich ein Freund der Diplomatie bin, möchte ich lieber aufdecken ohne jemanden persönlich anzugreifen. Es geht einfach darum, jemanden den Spiegel zu zeigen.“

Schuberts Arbeitskleidung bestand damals noch aus einem rot-grünen Eulenspiegel-Wams und einer Narrenkappe. Das Kostüm ist mittlerweile im Schrank gelandet und die Kleidung moderner geworden. In Kapuzenjacke oder T-Shirt mit dem Eulenspiegel-Logo besucht Kaiser die Kinder bei den Workshops, in denen sie mit ihnen über ihre Rechte spricht und ihnen erklärt, wie sie sich an Entscheidungen ihres Umfeldes beteiligen können. „Ich hätte aber auch kein Problem damit gehabt, das Kostüm anzuziehen“, sagt sie. Einige Kinder vermissen den Eulenspiegel sogar. „Manchmal fragen sie, wo ist denn der Till jetzt? Erstaunlicherweise kennen einige Kinder die Geschichte des Narren sogar. Das hat mich schon überrascht“, erzählt die Düsseldorferin. Dann holt sie ihre Till-Handpuppe raus und lässt diese sprechen.

Als sie selbst noch ein Kind war, seien Kinderrechte gar nicht thematisiert worden, sagt die 40-Jährige. Auch in der Schule sei nicht darüber gesprochen worden. „Ich erinnere mich allerdings daran, dass im Pädagogikunterricht in der Oberstufe mal gefragt wurde, wer noch nie zu Hause geschlagen wurde. Da haben sich nur zwei gemeldet. Ich war schon erschrocken, wie das in anderen Familien gehandhabt wird“, berichtet die gebürtige Unterbacherin. In ihrer Familie waren Schläge tabu. Heute hat sie selbst zwei Kinder (vier und sechs Jahre alt). Partizipation spielt bei ihrer Erziehung eine große Rolle. „Mitbestimmung kann man zu Hause ganz niedrigschwellig gestalten. Schon mit einem Zweijährigen kann man beispielsweise besprechen, was er anzieht“, sagt Kaiser. Auch bei der Freizeitgestaltung haben die Kinder ein Mitspracherecht. Und wenn sie nachfragen, wird auch über Ernstes gesprochen.

„Wir haben letztens am Kunstpalast ein Plakat gesehen mit einem Bild, auf dem ein Kind übers Knie gelegt und geschlagen wird. Also haben wir explizit über das Thema Schläge gesprochen, weil die Kinder gefragt haben ‚Was machen die denn da?‘.“ Da seien interessante Diskussionen aufgekommen, als die Kinder wissen wollten, warum das verboten sei.

Am 28. Juni ab 15 Uhr wird die AWO am Hans-Reymann-Haus nicht nur 40 Jahre Till Eulenspiegel, sondern auch 30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention feiern. Zu diesem Zweck wird auch noch mal das alte Eulenspiegel-Kostüm aus dem Schrank geholt, und Till kann der Gesellschaft den Spiegel vorhalten.

Nicole Esch

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort