Ärzte-Chor in Düsseldorf Eine Medizin-Vorlesung der besonderen Art

Düsseldorf · Satt Skalpell mal das Mikrofon, statt Patientengespräch der Auftritt vor großem Publikum: Der Medizinerchor Düsseldorf machte es erneut vor, was dabei herauskommen kann, wenn Ärzte zum Notenbuch greifen. Und so mancher der Zuhörer musste hinterher zugeben, dass man mit Hilfe von Ed Sheeran einiges über den menschlichen Körper lernen kann.

 Der Medizinerchor Düsseldorf lud zu einer musikalische Reise, die auch eine durch den menschlichen Körper war. 

Der Medizinerchor Düsseldorf lud zu einer musikalische Reise, die auch eine durch den menschlichen Körper war. 

Foto: Endermann, Andreas (end)

Moderne Popsongs wie „Hips don‘t lie“ von Shakira und Klassiker wie „The Sound of Silence“ von Simon und Garfunkel erfüllten den Raum, immer wieder schienen die Zuhörer überrascht von den Liedern, die gesungen wurden. Mit „Baba Yetu“ gehörte zum Beispiel eine Version des „Vater-Unser“ auf Swahili zum Repertoire, und beim Lied „Os Justi“ zeigten die Mediziner, dass sie auch gregorianische Gesänge bestens beherrschen. Offensichtlich hatten die vielen Proben gefruchtet. Der Chor konnte nicht nur überzeugen, es gab immer wieder großen Applaus.

 Der Mediziner Daniel Faßbender ist begeisterter Chorsänger.

Der Mediziner Daniel Faßbender ist begeisterter Chorsänger.

Foto: Endermann, Andreas (end)

2012 formierte sich der Medizinerchor Düsseldorf, und zwar anlässlich eines kurzen Auftritts bei der traditionellen Gedenkfeier für Angehörige von Körperspendern in der Medizinischen Fakultät. Aus dem einmaligen Auftritt ist aufgrund der gemeinsamen Begeisterung für das Singen ein Chor mit festen Probezeiten und Auftritten geworden. Überregional bekannt wurde der Chor Ende 2016, als er bei der WDR-Sendung „Der beste Chor im Westen“ mitgemacht hat.

Singen setzt Glückshormone frei. Das kann einem beim anstrengenden Medizinstudium oder Klinikalltag helfen und entspannen. das weiß auch Daniel Faßbender, der im Medizinerchor mitsingt und auch dabei war beim Auftritt am Samstag im Hörsaal 3A der Uni. „Manche machen viel Sport oder lesen Bücher. Für mich persönlich ist das Musikmachen der beste Ausgleich“, sagt er. „Vielen anderen geht es genauso. Wir haben insgesamt 130 Mitglieder. Jeder Einzelne ist wirklich mit Herzblut dabei und setzt sich musikalisch wie auch auf andere Weise für den Verein ein.“ Das Motto „Klangkörper“ verpassten die Medizinstudenten der Veranstaltung am vergangenen Wochenende. Von der stimmigen Beleuchtung über die Dekoration bis hin zu den Anmoderationen der Lieder war das knapp zweistündige Konzert durchdacht und unterhaltsam arrangiert. So kündigte Moderator Laurin Haupt zum Beispiel den Phil-Collins-Klassiker „You‘ll be in my heart“ mit einer launigen Ausführung über Herzschrittmacher an. Witzig: Inhaltlich orientierte sich das Programm ganz an den Studieninhalten der Chormitglieder: Vom Herz über das Auge bis hin zur Hüfte wurden unterschiedliche Teile der menschlichen Anatomie besungen. Die Spannweite der musikalischen Möglichkeiten, die Anatomie zu beschreiben, ist enorm: Anton Bruckner und Ed Sheeran,  Trio-Beiträge und Ensemble-Stücke sowie der große Klangkörper des Chors standen auf dem Programm des Musikabends. Für die musikalische Begleitung sorgte unter anderem Max Falk, der am Percussion den Rhythmus vorgab. Der Sohn des Musikproduzenten Dieter Falk ist bereits seit der Gründung des Chors mit dabei. „Wir geben immer am Ende des Semesters zwei Konzerte, das ist inzwischen zu einer schönen Tradition geworden“, erzählte er. „Der Chor ist eine tolle Gemeinschaft, und natürlich ist es großartig für mich, neben dem Studium weiter Musik machen zu können.“ Nicht nur Mediziner können im Verein Mitglied werden. So ist seit einem Jahr auch Paul Falk, der Bruder von Max, mit dabei. Der Profimusiker, der mittlerweile eine beachtliche Karriere vorweisen kann, zeigte sich begeistert vom Projekt. „Ich stelle immer wieder fest, dass viele Mediziner auch großartige Musiker sind“, sagte er und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Außerdem kann es nie schlecht sein, viele Ärzte zu kennen.“

Das Konzert kam beim Publikum im voll besetzten Hörsaal gut an. „Ich bin begeistert. Die Auswahl der Songs war großartig, die Atmosphäre sehr schön, und alle haben gesungen wie echte Profis“, erzählte Christina Sieger. Auch Wolfram von Wnuck und sein Sohn Severin waren überzeugt: „Wir sind bereits zum siebten Mal mit dabei. Die Konzerte sind einfach immer wieder ein Erlebnis.“

Den musikalischen Abschluss des Abends bildete der Song „Dream on“. Mit der kraftvollen Ballade der Band Aerosmith rief der Chor die Zuhörer dazu auf, niemals aufzugeben und an seinen Träumen festzuhalten. Eine Einstellung, die auch im Medizinstudium wohl mindestens genauso wichtig ist wie den richtigen Ausgleich zu finden.

Christoph Wegener

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