Benjamin Jewko aus Düsseldorf Ein Muskelmann mit Ehrgeiz

Düsseldorf · Vor fast 20 Jahren betrat der Düsseldorfer Benjamin Jewko erstmals ein Fitnessstudio, seit mehreren Jahren steht er auf der Bühne. Und der Bodybuilder wurde auch Weltmeister.

 Benjamin Jewko ist ein „Muskelmann“ und lebt in Unterrath. Viel Zeit und wortwörtlich Kraft investierte er schon in seine Karriere.

Benjamin Jewko ist ein „Muskelmann“ und lebt in Unterrath. Viel Zeit und wortwörtlich Kraft investierte er schon in seine Karriere.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Geht es rein nach dem Body-Mass-Index (BMI), gehört Benjamin Jewko in den Bereich der Präadipositas, also zu den Übergewichtigen. Der 1,82 Meter große Düsseldorfer wiegt mehr als 90 Kilogramm und hat damit einen BMI von 28,7 – zur Einordnung: Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 gilt als normal gewichtig. Und selbst wenn sich Jewko in Topform befindet und 88 Kilo auf die Waage bringt, sagt sein BMI von 26,6, dass er abnehmen sollte. Dabei hat er kaum noch Fettgewebe am Körper.

88 Kilo ist sein Wettkampfgewicht als Bodybuilder, der Körperfettanteil liegt bei sechs Prozent, der Rest sind Muskeln. Bei wenig trainierten Männern liegt der Körperfettanteil bei 15 bis 20 Prozent, gerne auch mal höher.

„Der Body-Mass-Index ist ein Richtwert für Otto-Normalverbraucher“, erklärt Jewko. „Für Sportler ist er wenig aussagekräftig.“ Besonders für Sportler, die sich der optimalen Verteilung von möglichst viel Muskelmasse am Körper widmen, ist der BMI alles andere als eine Orientierungsgröße. Das hat er bewiesen, denn Jewko holte sich vor Kurzem den Classic-Bodybuilduing-Weltmeistertitel in der Gewichtsklasse bis 88 Kilogramm.

Bereits seit 20 Jahren ist der gebürtige Unterrather regelmäßig in der „Muckibude“ anzutreffen. „Mein Bruder hat mich mal zum Krafttraining mitgenommen. Anfangs konnte ich mich nicht dafür begeistern“, so der 36-Jährige. „Es machte mir aber Spaß, alles selbst in der Hand zu haben und das Training zu gestalten. So wurde es langsam doch immer mehr. Das hat mich inspiriert und entflammt und auch angetrieben, weiterzumachen.“

Aus dem Jugendfußballer bei der SG Unterrath wurde so Schritt für Schritt der Kraftsportler beim Olymp Fitness Center. Bis zum ersten Wettkampf dauerte es für Jewko, der als Krankenpfleger auf einer Krebs- und Palliativstation arbeitet, aber noch mehrere Jahre. „Ich habe fleißig trainiert, doch wollte ich mich in den normalen Bodybuilding-Klassen nicht messen. Das sind selbst mir zu viel an Muskeln“, gesteht Jewko freimütig.

„Erst als die Classic-Wettbewerbe erfunden wurden, war das für mich der Anreiz, 10 bis 15 Prozent mehr rauszuholen.“ Im Classic Bodybuilding gibt es eine einfache Formel: „Körpergröße minus 100 plus Gewichtsaufschlag“. Und das bedeutet: Bei 182 cm Körpergröße darf Jewko beim Wettkampf bei sechs Kilo Gewichtsaufschlag also 88 Kilo wiegen.

„Ich habe lange herumgedruckst, aber dann aus Spaß mal mit dem fünfmaligen Deutschen Meister Serkan Cetin eine Vorbereitungsdiät gemacht. Er hatte gesagt, das könnte was werden“, erzählt Jewko lächelnd von dieser Zeit. Das hieß, ganz genau abgestimmte Ernährung und jeden Tag Training, mehrere Stunden lang. Direkt zum Auftakt seiner Bodybuilding-Wettkampfkarriere gewann er die NRW-Landesmeisterschaft.

Bei der Deutschen Meisterschaft reichte es aber nur zu Platz sieben. „Serkan meinte, ich müsste jetzt schauen, dass ich es besser hinbekommen würde“, erzählt Jewko. Und er sollte es durch disziplinierte Lebensführung, Trainingsfleiß und stärkere Posen besser hinbekommen. Dreimal in Folge sicherte er sich die deutsche Vizemeisterschaft. „Das war ein nächster Schritt. Aber ohne nationalen Titel wollte ich nicht an einer internationalen Meisterschaft teilnehmen“, konstatiert Jewko.

Also war es 2019 so weit mit seiner ersten Weltmeisterschaftsteilnahme, denn 2018 sicherte sich Jewko seinen ersten nationalen Meistertitel. Bei der WM-Premiere schaffte es Jewko auf Platz vier. „Als ich wieder zu Hause war, meinte Serkan dann, dass es jetzt darauf ankomme, immer besser zu werden“, erinnert sich der Muskelmann an eine der weitreichendsten Entscheidungen seines Lebens.

Was einmal geklappt hat, sollte auch ein zweites Mal funktionieren, denn seine zweite WM-Teilnahme sollte ihm den globalen Titel einbringen. Er arbeitete ein Jahr lang konsequent an der Symmetrie des Körpers, glich die ehemals überproportionierte Beinmuskulatur durch konzentriertes Training aus und bot auf der Bühne bei der WM in Fujairah (Vereinigte Arabische Emirate) den am besten und harmonischsten proportionierten Körper.

„Ich bin nicht so die Rampensau. Ich musste erst lernen, im Rampenlicht zu stehen. Dabei ist Bodybuilding ein anstrengender Präsentationssport, bei dem der Muskelkater nach mehrmals zwei Minuten Ganzkörperspannung garantiert ist“, so der Weltmeister.

Und doch wagt sich Jewko neuerdings auch nicht nur alleine auf die Bühne. Gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Alessa Ruschewey sicherte sich der Düsseldorfer auch den deutschen Meistertitel im Paar-Bodybuilding. Weitere internationale Titel sind da nicht ausgeschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort