Theater an der Kö in Düsseldorf Ein ganz und gar nicht besinnliches Fest

Düsseldorf · Im Theater an der Kö in den Schadow Arkaden geht ein neues Stück an den Start, dass die Fans von Komödien über die festlichen Tage und Silvester hinaus erheitern soll. „Weihnachten auf dem Balkon“ erzählt von den ganz normalen Irrungen und Wirrungen innerhalb der Familie.

 Das Ensemble stellt im Theater an der Kö das Stück „Weihnachten auf dem Balkon“ vor.

Das Ensemble stellt im Theater an der Kö das Stück „Weihnachten auf dem Balkon“ vor.

Foto: Anne Orthen (ort)

Am Freitag hat ein saftiger Gassenhauer aus Frankreich Premiere im Theater an der Kö. In „Weihnachten auf dem Balkon“ von Gilles Dyrek kommen zwölf Rollen vor, werden aber nach dem Willen des Autors von nur sechs Personen gespielt. Sie müssen rasant von einer Figur zur anderen wechseln und sich dabei ständig umziehen. „Die Geschichte lebt von der Akrobatik“, sagt Hausherr René Heinersdorff. Mit Bedacht habe er die Inszenierung Marcus Ganser anvertraut. „Ich schätze ihn als einen der besten Boulevard-Regisseure. Wir können uns ja sonst untereinander nicht leiden, so wie die Architekten.“ Mit seinem Wiener Schmäh werde Marcus Ganser es schon richten und die Turbulenzen der Handlung zum Vergnügen der Zuschauer koordinieren. „Das erfordert viel Präzision, vor und hinter den Kulissen“, bestätigt der Regisseur. „Es kommt tatsächlich auf Sekunden an, damit nichts entgleist. Die Schauspieler brauchen dafür viel Hirnschmalz.“

Durchgehende Spielfläche für das Stück, das über die Feiertage bis zum 12. Januar aufgeführt wird, ist ein Balkon, an den die Wohnungen zweier Familien grenzen. Heiligabend wird zum Stressfaktor, „wie bei den meisten Familien, die hohe Erwartungen an das Fest haben und Perfektion anstreben“, sagt Marcus Ganser. Doch es kommt anders, die aufgestauten Animositäten entladen sich. Der Trick des Autors: Was drinnen nicht ausgesprochen und wegen Weihnachten tunlichst vermieden wird, offenbart sich auf dem Balkon. Draußen splittert die Eintracht, da fühlt sich jeder frei und lässt alles raus.

Die sechs Schauspieler werden bei ihren hektischen Kostümwechseln von drei Helfern hinter der Bühne unterstützt. „Kann sein, dass mal ein Bart oder eine Perücke fehlt oder einer mit halb angezogenem Hemd erscheint“, warnt Marcus Ganser vor – was das Amüsement des Publikums aber wohl nur befeuern dürfte.

René Heinersdorff stellt Markus Majowski (er war schon als „Charleys Tante“ im „Theater an der Kö) als Protagonisten vor. „Bin ich nicht“, widerspricht der Schauspieler. „Dieses verschachtelte Stück funktioniert nur im Team. Am besten, man denkt die Rollen der anderen mit. Diesen Tipp hat mir unser Regisseur gegeben.“ Was bei zwölf gänzlich unterschiedlichen Profilen nicht so leicht ist. „Als harmoniesüchtiger Ehemann und Vater werde ich zwischen den Fronten aufgerieben, alle hacken auf mir herum“, erzählt Markus Majowski. „Und als Schlachtermeister wachse ich über mich selbst hinaus und werde sogar zum Geburtshelfer.“ Simone Pfennig balanciert zwischen einer toughen, selbstbewussten Mutter und Managerin, die alle Fäden resolut in der Hand hält , und einem Hascherl, dem sein Leben entgleitet, schwankend wie ein Rohr im Wind. Frank Büssing sehen wir in den Rollen zweier Väter. Eine hat etwas mit dem Weihnachtsmann zu tun, der die Familien zusammenbringt. Cynthia Thurat, zum ersten Mal zu Gast auf dem Düsseldorfer Boulevard, spielt die Doppelrolle einer Schwangeren und einer bösen Schwiegermutter mit schwarzem Humor, ist mal ein pubertierender Teenager, mal „ein Kindskopf, der es nicht weit gebracht hat und durch schlechte Witze glänzt, die nur er allein bombastisch findet“. Jens Hartwig muss einen gewaltigen Spagat bewältigen. „Als fürsorglicher Familienvater in Erwartung des dritten Kindes stolpere ich über meine Prinzipien und meine Spießigkeit“, berichtet er. In der zweiten Familie prescht er als vierjähriger Ben mit seinem Polizei-Motorrad über den Balkon und beobachtet alles aus der Froschperspektive. Sein Gefährt war nicht leicht zu beschaffen, „wir wissen auch nicht, ob es mich bei so vielen Vorstellungen aushält“. Falls nicht, will René Heinersdorff im Fuhrpark seiner Kinder stöbern und Ersatz besorgen.

Regina Goldlücke

„Weihnachten auf dem Balkon“ läuft bis 12. Januar. Infos im Internet unter www.theateranderkoe.de.

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