China-Kooperation Das Hetjens-Museum macht Karriere im Reich der Mitte

Düsseldorf · Das Deutsche Keramikmuseum Hetjens tummelt sich in China. Spannende Visionen stehen im Raum.

 Daniela Antonin (l.) und Projektleiterin Ming Shen (v.l.)

Daniela Antonin (l.) und Projektleiterin Ming Shen (v.l.)

Foto: Hetjens

Das Deutsche Keramikmuseum Hetjens gibt Vollgas: Ende 2018 waren die Hetjens-Direktorin Daniela Antonin und ihre Digitalisierungsbeauftragte Isabella Hodgson Ehrengäste bei der 3. China Germany Artificial Intelligence Conference in  Zhuhai. Im Fokus stand die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrag mit dem China Germany Artificial Intelligence Institute (CGAII) und die Vorstellung eines Digitalisierungprojektes mit der Firma 4DAGE.

Mit dem engen Wissenstransfer können bei verschiedenen Zukunftstechnologien neue Wege beschritten werden, wie Daniela Antonin betont. Dazu gehören 3D-Grafiken, hochauflösendes 3D-Scanning für kleine Objekte oder auch die dreidimensionale Darstellung von Oberflächenstrukturen. Ein Vorbildprojekt und enger Partner ist das Palastmuseum in Peking, das nicht nur den virtuellen Rundgang durch die „Verbotene Stadt“ ermöglicht, sondern sogar verlorene Räume rekonstruieren lässt und den Besucher an der Zubereitung ausgewählter Rezepte der kaiserlichen Hofküche virtuell teilhaben lässt. Ihre Kulturgeschichte ist für die Chinesen heute von so großer Bedeutung, dass der Handel mit kaiserlichen Porzellanen blüht. Die potentiell sehr hohen Gewinnspannen möchte sich heute kaum noch ein Auktionshaus entgehen lassen, vor allem, da China-Porzellane aus alten europäischen Sammlungen als besonders wertvoll gelten, weiß die Museumschefin, die mit einem „Spaziervideo“ entlang der „Road of Lovers“ am Pazifik auf der CGAII-Internetseite mittlerweile gut 100.000 Likes holte.

Mit ihrer Spezialisierung auf Meissener Porzellan hat Daniela Antonin die Ostasien-Abteilung seit ihrem Dienstantritt immer wieder in den Kontext der kulturellen Brücke zwischen den Kontinenten herausgestellt. Der Einfluss der exotisch anmutenden Kostbarkeiten aus Fernost beeinflusste die europäische Kunstgeschichte des Barock auf höchstem Niveau. Ob es sich um das Habsburger Kaiserhaus, König Ludwig XIV. von Frankreich oder August den Starken von Sachsen handelte – die europäischen Adelshäuser wollten den von Seefahrern und Kaufleuten überlieferten Reichtum des chinesischen Kaisers nachahmen und richteten sich gern einen exotisch anmutendes Porzellankabinett mit feinen Lackmöbeln ein. Gemeinsam mit dem Spezialisten Daniel Suebsman baute Antonin in diesem Kontext die Hetjens-Sammlung mit Leihgaben aus Privatbesitz aus.

Die Partnerschaft mit 4DAGE ermöglicht ihr eine Digitalisierung ausgewählter Museums-Highlights für eine App, die Besucher ebenso spielerisch wie professionell an die fragilen Objekte jenseits der Vitrine heranführt, wie Antonin sagt. Das chinesische Techniker-Team hat das Hetjens bereits für 3D-Aufnahmen besucht. Bald ist es so weit: Die digitale Führung durch das Hetjens soll im März dem Publikum präsentiert werden. In der Zwischenzeit sollen Kooperationen mit dem Palastmuseum in Beijing und dem Nationalmuseum in Shanghai auf den Weg gebracht werden. Bemerkenswert: Gleich im Februar ist Antonin im Shanghai History Museum, um in einem Vortrag die Geschichte des Porzellan-Austauschs zwischen China und Europa zu erklären. „Außerdem soll eine Ausstellung mit Hetjens-Leihgaben innerhalb Chinas auf Tour gehen“, kündigt Antonin an.

(bpa)
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