Rockmusik statt Ruhestand Rockmusik statt Ruhestand

Düsseldorf · Zum einen will Beatrix Wirbelauer selber fit und freudig bleiben. Zum anderen will sie als Managerin für Kulturprojekte diese Lebenshaltung weitergeben.

 Statt rosten, lieber nicht rasten: Beatrix Wirbelauer steigert die Lebensqualität mit Musikprojekten.

Statt rosten, lieber nicht rasten: Beatrix Wirbelauer steigert die Lebensqualität mit Musikprojekten.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Als Beatrix Wirbelauer vor einigen Jahren ihren 60. Geburtstag feierte, wollte sie alles, aber bloß keine Weltuntergangsstimmung. Denn trotz oder gerade wegen ihres Alters hat sie noch viel vor. So fasste sie einen Plan für ihre Zukunft: Sich ihren lang gehegten Traum erfüllen und Mitglied einer Rockband werden. Aus dieser Idee entstand das Projekt „Rockband 60plus“, im vergangenen Jahr kam mit einem Rockchor noch ein weiteres Projekt hinzu. Dort zeigen unter der Leitung von Musiker, Produzent und Professor Dieter Falk Senioren, dass Chöre weit mehr als Kirchengesänge zu bieten haben. Heute Abend übrigens findet der erste öffentliche Auftritt des Chors im Kulturzentrum Zakk statt.

Jede Generation hat ihre eigene Musik. Lieder, die viele vermutlich mit Jugendpartys oder dem ersten Kuss überhaupt verbinden. Im Fall von Rock’n‘Roll sind es aber nicht nur diese Erinnerungen, an die die Jugend von damals denkt. Denn diese Musikära war bekanntermaßen auch eine Zeit der Rebellion. „Es war ein Kontrastprogramm zur heilen Schlagerwelt unserer Eltern“, sagt Beatrix Wirbelauer. Es ging um Freiheit und Individualität, wie beispielsweise in dem berühmten Song „Born To Be Wild“ von Steppenwolf, und war so auch Wegbereiter für viele politische und gesellschaftliche Veränderungen in den darauffolgenden Jahrzehnten.

„Dieses Lebensgefühl ist nicht weggegangen, nur weil meine Generation jetzt 60 statt 16 ist.“ Aus diesem Grund rief Wirbelauer eine Rockband für Senioren ins Leben. Auch wenn sie selbst zu diesem Zeitpunkt noch kein Instrument spielen konnte, ebenso wie viele andere der Mitglieder. So erlernte Wirbelauer in den vergangenen Jahren das Bassspielen und erfüllte sich einen weiteren Traum, nämlich bei Rockkonzerten auf der Bühne zu stehen.

Doch das Schwelgen in Erinnerungen ist nicht der einzige Grund für ihr Engagement. Als Kulturgeragogin bietet sie mit diesem Projekt ein Kulturangebot für Senioren. Kulturgeragogik ist ein relativ junges Feld und verfolgt das Ziel, die Lebensqualität älterer Menschen durch Kunst- und Kulturprojekte zu steigern. Denn mittlerweile hat sich das Bild vom Älterwerden geändert. Senioren sind heutzutage fitter und lebenslustiger denn je, unabhängig von der einen oder anderen gesundheitlichen Einschränkung. Denn Wirbelauer schaut nicht auf das, was nicht mehr geht, sondern fokussiert sich auf die Dinge, die machbar sind. Und das ist eine ganze Menge, wie ihr Rockprojekt zeigt.

Seit November des vergangenen Jahres ist das Projekt noch um eine Komponente erweitert worden. Mit dem neu gegründeten Rockchor steht jetzt der Gesang im Vordergrund. Zusammen mit der Music Academy und dem Erfolgsproduzenten Dieter Falk singen Senioren Klassiker wie „Satisfaction“ von den Rolling Stones oder „Smoke on the Water“ von Deep Purple. Das Projekt hat bereits in ganz Deutschland Ableger bekommen. Anlässlich des internationalen Seniorentags findet heute Abend unter dem Titel „Forever Young“ die Premiere im Zakk statt.

„Jung sein meint ja keine äußere Verjüngung, sondern unsere innere Haltung“, macht Wirbelauer deutlich. Diese Haltung wollen 250 Sänger aus ganz Nordrhein-Westfalen heute Abend unter Beweis stellen. Neben Dieter Falk werden dabei auch weitere Künstler wie sein Sohn Paul Falk oder auch David Thomas, bekannt durch sein Engagement bei Starlight Express, auf der Bühne stehen. Beginn der Veranstaltung im Zakk ist um 19.30 Uhr. Die Eintrittskarten kosten zehn, ermäßigt sieben Euro.

Daniel Schrader

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