Talk im Düsseldorfer Theatermuseum Auf dem Sofa mit Alleskönner Hugo Egon Balder

Düsseldorf · Aktuell spielt Hugo Egon Balder mit seinem guten Freund und Theaterchef René Heinersdorff im Theater an der Kö in dem Stück „Komplexe Väter“. Zum Theatertalk zog es ihn ins Theatermuseum. Bei Moderator Frank Labussek liegen plauderte er offen über die Stationen in seinem bewegten Leben und auch über Kollegen wie Frank Elstner.

 Der vielseitige Hugo Egon Balder (r.) auf dem roten Sofa im Talk mit Frank Labussek. 

Der vielseitige Hugo Egon Balder (r.) auf dem roten Sofa im Talk mit Frank Labussek. 

Foto: Endermann, Andreas (end)

Im Theatermuseum wurde das „Rote Sofa“ wieder aufs Podium gerückt. Sechs Mal wird es die Gesprächsreihe mit Künstlern aus der Düsseldorfer Theaterszene in den kommenden Monaten geben. Moderator Frank Labussek hatte als ersten Gast Hugo Egon Balder eingeladen und wollte zunächst von ihm wissen, welche Berufsbezeichnung er für sich gelten lasse. Schließlich sei er doch vieles auf einmal: Schauspieler, Kabarettist, Schlagersänger, Funk- und Fernsehmoderator, TV-Produzent. Balders Antwort: „Ich bin ein Gaukler. Der macht auch alles.“ Damit begann eine kurzweilige Stunde, in der die Zuhörer dem facettenreichen Wirken des Unterhaltungskünstlers nachspüren und sich an alten TV-Aufnahmen ergötzen konnten, darunter der Gassenhauer „Erna kommt“ aus der ZDF-Hitparade.

Fast alles in seinem Leben habe sich zufällig ergeben, erzählt der Berliner. Früh spielt er Klavier und hat den Wunsch, Dirigent zu werden. Bis ihn „eine pilzköpfige Gruppe aus England“ zum Seitenwechsel in die Popmusik inspiriert. Er lernt Schlagzeug, tingelt mit seiner Band und studiert Bildende Kunst. Ein kurzes Intermezzo: „Nach einem halben Jahr hatte ich genug davon, unentwegt Flaschenhälse zu zeichnen.“ An dieser Stelle entdeckt er im Theatermuseum einen späten Gast: „Oh, da kommt der Robby.“ Er begrüßt René Heinersdorff, seinen Freund und Kollegen, mit dem er nur wenig später im „Theater an der Kö“ auf der Bühne stehen wird. „Komplexe Väter“ könne ein ähnlicher Langzeit-Erfolg werden wie das gemeinsame Stück „Aufguss“, ebenfalls aus Heinersdorffs Feder, vermutet Hugo Egon Balder: „Das haben wir seit 2014 knapp 1000 Mal gespielt.“ Ob das denn nicht mit der Zeit langweilig sei? „Nee, das macht Spaß. Wir üben diesen Beruf nicht aus, weil wir müssen, sondern weil wir wollen. Ich freue mich schon darauf, wenn es gleich wieder losgeht.“

René Heinersdorff sei der beste Boulevard-Autor, den es derzeit in Deutschland gäbe, beteuert er. Alle Intendanten wüssten das. Bis 2021 werden die „Komplexen Väter“ fast ohne Unterbrechung in vielen Städten aufgeführt. „Wir haben ein gutes Klima im Ensemble. Das spüren die Zuschauer, die kann man nicht belügen“, glaubt Balder.

Die Pointen seien zwischen ihm und dem zweiten Platzhirsch, Jochen Busse, schön gleichmäßig verteilt, „da gibt es keinen Neid“. Beim Spielen käme es auf präzises Timing an. „Jede Zehntelsekunde zählt. Ein wenig zu kurz oder zu lang, schon bleibt der Lacher weg.“ Das Rüstzeug eines Schauspielers brachte ihm die legendäre Lehrerin Else Bongers bei, die auch Horst Buchholz und Hildegard Knef unterrichtet hatte.

Seine erste Rolle hatte Hugo Egon Balder im Schillertheater in „Die Vögel“ von Aristophanes. Sieben Jahre blieb er an der Berliner Bühne. Danach bewirbt er sich das erste und einzige Mal überhaupt – bei Radio Luxemburg und Frank Elstner, „ein großartiger Mann, der sozialste Mensch, den ich kenne“. Nur habe er gern mal Ideen von Kollegen geklaut, plaudert Balder aus. Parallel zum Funk hat er in den 1980er-Jahren ein Engagement am Kom(m)ödchen, zusammen mit Harald Schmidt und Jutta Hahn.

Dann startet RTL, der erste deutsche Privatsender. Eine gigantische Spielwiese sei das gewesen, sagt er. Wer erinnert sich nicht an „Tutti frutti“? An „Alles nichts, oder?“, an die Comedy-Show „RTL Samstag Nacht“? Und Balder immer mittendrin. Ein Spaßvogel, der die heitere Muse liebt: „Komödie ist viel schwerer als Drama“, betont der Alleskönner Hugo Egon Balder.

Regina Goldlücke

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