Jubiläum Der Geist von Hetjens weht durch Düsseldorf

Düsseldorf · Am 6. Mai 1909, also vor exakt 110 Jahren, wurde das Hetjens-Museum eröffnet. Bis heute will es die Faszination für Keramik nahe bringen. Direktorin Daniela Antonin beschreibt, was an Steinzeug so besonders ist.

 Daniela Antonin, Direktorin des Keramikmuseums Hetjens, mit einer Eule, dem Symbol der Töpfer.

Daniela Antonin, Direktorin des Keramikmuseums Hetjens, mit einer Eule, dem Symbol der Töpfer.

Foto: Anne Orthen (ort)

Seit Juli 2007 leitet Daniela Antonin das Deutsche Keramikmuseum Hetjens, das am heutigen Montag (6. Mai) ein besonderes Jubiläum feiert: Exakt auf den Tag genau vor 110 Jahren wurde das Museum eröffnet, damals stand es noch am nördlichen Ende des Kunstpalastes am Ehrenhof. Mit dem Gründervater des Museums, Laurenz Heinrich Hetjens, verbindet Antonin eine tiefe Dankbarkeit. Der wurde 1830 an der Citadellstraße in der Altstadt geboren. Nach einem bewegten Leben verfasste er sein Testament zugunsten seiner Heimatstadt. Er forderte die Annahme seines Vermächtnisses, das aus historisch bedeutsamen Keramikwerken der Gotik und Renaissancezeit bestand – der Grundstock des heutigen Museums. Und die Stadt sollte – mit Hilfe seines vermachten Geldes – schnellstmöglich ein eigenes Museum für die Exponate bauen. Sonst hätten Brüssel, Aachen oder Köln das Rennen gemacht. Leider erlebte Hetjens die Eröffnung des Hauses nicht mehr mit. „Bodenständigkeit, Höflichkeit, Klarheit zeichneten ihn aus. Er war zudem ausgesprochen bescheiden für einen Mann, der einen ungewöhnlichen Weg ging. Auch sein Grab ist ganz schlicht“, sagt Antonin. Einen ungewöhnlichen Weg ging Hetjens deshalb, weil er zunächst eine Lehre als Sattler machte, fleißig an der Düsseldorfer Kunstakademie Zeichenkurse belegte, zum Direktor der Aachener Gasmanufaktur aufstieg und schließlich (auch dank der Heirat mit einer reichen Witwe) seiner Leidenschaft – dem Steinzeug aus allen Epochen – frönen konnte. Er galt schon zu Lebzeiten als bewundernswerter Autodidakt und wurde von vielen studierten Wissenschaftlern hoch geachtet. „Hetjens war sehr aufgeschlossen und neugierig, er hätte unsere Projekte vermutlich sehr begrüßt. Alles, was auch in seinen Augen dazu gedient hätte, die Faszination für Keramik zu vermitteln, das hätte er gut gefunden“, betont Antonin, die ebenfalls wie Hetjens vollkommen fasziniert ist von der Welt der Keramikgeschichten. Ihr Onkel Hans-Jürgen Schicker packte sie und ihre Familie vor 30 Jahren schon ins Auto, und sie fuhren von Dinslaken nach Düsseldorf. „Er lockte uns alle mit dem Versprechen auf interessante Kunstwerke mit anschließendem Genuss von heißer Schokolade und Kuchen“, erzählt Antonin. Das Hetjens war ein beliebtes Ausflugsziel, zumal der heute fast 75 Jahre alte Onkel begeisterter Porzellan- und Glas-Sammler ist. „Später als Studentin bin ich zu Ausstellungen auch allein nach Düsseldorf, aber Kaffee und Kuchen gehörten immer dazu.“ Es sei das Tor zur Geschichte, das sich für sie öffne, wenn sie sich die Glanzstücke in ihrem Museum anschaue. Dazu zählen auch die Exponate, die gerade für eine im Sommer erscheinende App in Digitalform gebracht werden – mit spannenden Hintergrundinformationen. Das Museum umfasst heute eine 8000 Jahre umfassende Sammlung von allen Kontinenten, alle Unikate erzählen besondere Episoden der Weltgeschichte. Und es war Hetjens’ Wunsch und Vermächtnis, dass diese Geschichten unter das Volk kommen. Brigitte Pavetic

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