Bundespräsident Christian Wulff signiert mehrere Bücher

Düsseldorf · Am nächsten Tag wird Christian Wulff wieder in sein neues Leben zurückkehren. Nach Hannover. An diesem Donnerstagnachmittag aber darf er noch mal die Popularität mitnehmen, die ihm als ehemaliger Bundespräsident zusteht.

 Alt-Bundespräsident Christian Wulff war gestern im Hotel Interconti an der Kö, hier mit dem Komponisten Franz Mahee.

Alt-Bundespräsident Christian Wulff war gestern im Hotel Interconti an der Kö, hier mit dem Komponisten Franz Mahee.

Foto: RP-Foto Bernd Schaller

Am nächsten Tag wird Christian Wulff wieder in sein neues Leben zurückkehren. Nach Hannover. An diesem Donnerstagnachmittag aber darf er noch mal die Popularität mitnehmen, die ihm als ehemaliger Bundespräsident zusteht.

 Alt-Bundespräsident Christian Wulff war gestern im Hotel Interconti an der Kö, signierte Bücher wie hier für Erika und Jürgen Riep.

Alt-Bundespräsident Christian Wulff war gestern im Hotel Interconti an der Kö, signierte Bücher wie hier für Erika und Jürgen Riep.

Foto: RP-Foto Bernd Schaller

Der Stern-Verlag hat in die Bar Fifty Nine des Hotels Interconti geladen, auf dass Wulff dort seinen früheren Untertanen sein Buch "Ganz oben, ganz unten" signiert. In dem wirft er einigen großen Medienhäusern vor, sich zur Treibjagd verabredet und ihn so zum Rücktritt am 17. Februar 2012 gezwungen zu haben. Es ist ein sehr detailliertes Buch, allerdings kein differenziertes. Fehler sucht er dort überwiegend bei den anderen. Und weil so ein Termin Andrang verspricht, hat die Buchhandlung gleich vier Tische mit Exemplaren bepackt. Dass diese Stapel am Ende der Signierstunde kaum kleiner sein würden, ist allerdings bald abzusehen.

Es ist kurz nach fünf, als Christian Wulff mit schnellen Schritten in die Bar geht. Vor dem Hotel stehen zwei Polizisten, im Hotel stehen zwei Polizisten, an seiner Seite sind Personenschützer. Am Eingang der Bar warten knapp 15 Leute darauf, ihm sein Buch hinzulegen. Wulff steht an einem Tisch und sieht sehr professionell aus. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, 55 Jahre alt. Auf die Brille verzichtet er schon länger. Neben ihm eine kleine Flasche Wasser und ein schwarzer Filzstift. Sogleich tritt die erste Frau an ihn heran. Es sind kurze Begegnungen von 30 bis 60 Sekunden. Wulff fragt "Was darf ich Ihnen reinschreiben?" und "Buchstabieren Sie mir Ihren Namen?", zum Abschied sagt er "Alles Gute".

Es sind Menschen wie Franz Mahee, der unter der Schirmherrschaft von Wulff 1996 ein Kulturevent im Flughafen Münster/Osnabrück veranstaltet hat. Autogrammsammlerin Margot bringt gleich mehrere Papierstücke zum Unterschreiben mit, darunter das offizielle Bundespräsidentenfoto mit Bettina Wulff, von der er getrennt lebt. Er sieht beim Unterschreiben kaum hin. Dann ist da noch ein Mann, der Wulff kennt, seitdem er 16 ist, aber seinen Namen nicht verraten will. Er sagt "Es ist ein ehrliches Buch über einen Mann, dem die Medien unrecht getan haben." Jemand vom Kulturausschuss Radevormwald ist gekommen, um Wulff für eine Veranstaltung zu gewinnen. Wulff erzählt den Menschen nichts Neues, er sagt, er habe das Buch geschrieben, damit die Leute sich eine eigene Meinung bilden können, er habe es besonders zurückhaltend geschrieben, um niemandem etwas aufzuzwingen. Er spricht von "anrührenden Briefen von vielen Menschen".

Wenn dieser Abend ein Indiz dafür ist, wie sehr sich die Öffentlichkeit noch für Christian Wulff interessiert, darf er sich eines ruhigen Lebens erfreuen. "Ganz oben, ganz unten" ist ihm Juni erschienen. Der Wirbel darum währte nur kurz, bei Amazon liegt es ungefähr auf Verkaufsrang 20 000. Christian Wulff ist ohne Amt eben doch niemand, der auffällt. Und wer es gut meint, könnte sagen, er ist einer von uns. Das Amt verlieh ihm seine Würde, nicht umgekehrt. Die drei Mitarbeiter vom Stern-Verlag haben genug Zeit, um sich die Weihnachtsdeko im Hotel anzusehen.

Am Ende kommt doch noch jemand. Familie Kocer aus Stuttgart, Vater, Mutter, Kind. Das Kind hat kein so wirkliches Interesse am ehemaligen Bundespräsidenten. "Na dann hau ab", sagt die Mutter mit einem Lächeln. Vater Hüseyin sagt: "Er tat mir irgendwie leid. Ich fand nicht gut, was mit ihm passiert ist." Von der Signierstunde habe er im Flugzeug erfahren. Er saß im selben Flieger wie Wulff, Flug Berlin-Düsseldorf, und entdeckte ihn dort. Kocer flog Business Class. Und Wulff? "Der saß bei den Normalen."

Sebastian Dalkowski

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort