Party Brigitte Mylord: Wirtin seit fünf Jahrzehnten

Düsseldorf · Mensch, "hab ich zu dem gesagt", Mensch, Du kannst ja gar nicht richtig fotografieren." Brigitte Mylord muss laut lachen, wenn sie sich an diesen Moment vor genau 25 Jahren erinnert.

 Gute Laune hat Brigitte Mylord nach wie vor. Morgen lädt sie ab 11 Uhr in ihre Kneipen an die Hohe Straße ein, um mit allen Freunden ihr 50-Jähriges als Kneipenwirtin zu feiern. Im Hintergrund das Plakat von vor 25 Jahren.

Gute Laune hat Brigitte Mylord nach wie vor. Morgen lädt sie ab 11 Uhr in ihre Kneipen an die Hohe Straße ein, um mit allen Freunden ihr 50-Jähriges als Kneipenwirtin zu feiern. Im Hintergrund das Plakat von vor 25 Jahren.

Foto: Achim Hüskes

Mensch, "hab ich zu dem gesagt", Mensch, Du kannst ja gar nicht richtig fotografieren." Brigitte Mylord muss laut lachen, wenn sie sich an diesen Moment vor genau 25 Jahren erinnert.

Damals stand sie, wie seit Jahren schon, am Tresen, vor sich das Fass, in der linken Hand das Altbierglas. Irgendjemand will sie fotografieren und kriegt es nicht hin. Alle müssen lachen. Das Foto von diesem Moment gibt es noch - und schmückt jetzt das Einladungsplakat zur 50-Jahr-Feier. Denn morgen lädt Brigitte Mylord zu ihrem 50. Jahrestag als Kneipen-Wirtin ein. In genau die Kneipe, in der sie seit diesen fünf Jahrzehnten hinter dem Tresen steht, dem "Mylord" an der Hohe Straße 29. Es ist das Jahr 1961, als ihr Vater Peter Großmann das Lokal übernimmt, sie dann drei Jahre später gemeinsam mit ihrem Mann Heinz einsteigt. Im Januar 1961 brachte Brigitte Mylord ihr erstes Kind zur Welt - geheiratet hatten sie und ihr Mann nur wenige Wochen zuvor, Mitte Dezember. Später kam noch ein zweiter Sohn hinzu. Der eine ist heute 49, der andere 53 Jahre alt.

Wie lange die 71-Jährige noch Tag für Tag hinter dem Tresen stehen, Fässer schleppen, Gläser spülen und ihre Gäste gut gelaunt bewirten will, weiß sie nicht. Die Arthrose plagt sie und ihre Gelenke, und eigentlich könnte sie schon lange in Rente sein. Aber das Lokal ist ihr Leben. Sie wohnt in der Etage darüber, kennt alle Nachbarn und natürlich Gäste, hat ihre sozialen Kontakte im Viertel. Sie weiß auch nicht, wielange die Kneipe noch läuft. Denn: "Die Zeit dieser Kneipen ist vorbei. Die Jüngeren wollen ja nur noch Party." Mylord erinnert sich gerne an "die guten Jahren". Das war die Zeit bis in die Mitte der 80-Jahre. "Man konnte die Gäste hier stapeln - nicht nur an den Karnevalstagen." Diese tollen Tage gibt es nur noch ab und zu. Dann dreht Brigitte Mylord die Musik auch etwas lauter, legt Andrea Berg oder Hans Albers auf und tanzt dann schon mal mit den Gästen. Das sind alles Stammkunden: Karl zum Beispiel, der kommt regelmäßig. "Er trinkt drei Bier, einen Schnaps und will nur ein bisschen am Automaten spielen." Dann kommt sein Bruder Eddi, mit dem spielt Brigitte Karten. Künstler wie Heinz Baumüller, Junior Toscanelli oder Olga Knoebel und Bert Gerresheim gehen nach wie vor ein und aus im Mylord. In den "guten" Jahren ihrer Kneipe wurde auch tagsüber viel Alkohol getrunken. "Hinterher sind alle wieder in ihre Büros gegangen und haben weiter gearbeitet - heute geht das ja alles nicht mehr." Früher hat sie ihren Gästen auch noch Mittagessen gemacht. Frikadellen kosteten 70 Pfennig, ein Kotelett zwei Mark, Käsehappen oder Bratkartoffeln mit Spiegelei gab es auch noch.

Sie ist stolz darauf, dass bei ihr der Müllfahrer neben dem AOK- oder dem Ministeriums-Mitarbeiter gesessen haben. "Die haben sich hier immer nach der Arbeit getroffen und alles aus ihrem Alltag besprochen." Selbst Ministerpräsident Heinz Kühn war Stammgast bei Mylord und hat Skat gespielt. Der Sänger und Komponist Peter Beil kam auch häufiger. "Seine Freundin hatte ja die Destille."

Dass Brigitte Mylord immer noch Gatzweiler-Altbier ausschenkt, hat einen klaren Grund: "Die Gäste wollen einfach kein anderes Bier." Und genau das gibt es morgen zu 50 Cent pro Glas - ab 11 Uhr lädt Brigitte Mylord an die Hohe Straße zum Feiern ein. Anke Kronemeyer

(RP)
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