Horst Und Ilse Schlichtmann Bei ihnen kauften Hardy Krüger und Mario Adorf ein

Düsseldorf · Wenn die braune Kordel im Türrahmen hing, wussten alle Bescheid: Das Geschäft ist zwar geöffnet, aber es wird gerade eine besonders wichtige Person bedient, die ungestört bleiben soll. Diskretion ist eben immer schon Ehrensache bei Horst und IlseSchlichtmann gewesen.

 Horst und Ilse Schlichtmann mit der Kordel der Diskretion. Die beiden gehen in den Ruhestand, ihr Geschäft übernimmt Stefano Ricci.

Horst und Ilse Schlichtmann mit der Kordel der Diskretion. Die beiden gehen in den Ruhestand, ihr Geschäft übernimmt Stefano Ricci.

Foto: Bretz, Andreas

Wenn die braune Kordel im Türrahmen hing, wussten alle Bescheid: Das Geschäft ist zwar geöffnet, aber es wird gerade eine besonders wichtige Person bedient, die ungestört bleiben soll. Diskretion ist eben immer schon Ehrensache bei Horst und Ilse Schlichtmann gewesen.

Auch natürlich, weil es gut sein konnte, dass diese "important person" mal eben für einige zigtausend Euro einkauft. Das war jahrzehntelang kein Problem im Herrenmodegeschäft Schlichtmann im Kö-Center: Auswahl an schicken (und teuren) Anzügen, Hosen, Gürteln, Krawatten und Hemden gab es genug. Dabei wurde ausschließlich Designer-Ware angeboten: Brioni, Kiton oder Stefano Ricci waren die wichtigsten Marken. Mit allem ist jetzt Schluss: Horst und Ilse Schlichtmann gehen in den Ruhestand, geben ihr Geschäft auf. Beide sind in den 80er Jahren, von ihren beiden Söhnen wollte keiner ihr Erbe antreten. Ab Mitte März kommen die Handwerker, ein Nachfolger steht bereits fest: Es wird genau der Designer, dessen Mode dort schon in den vergangenen Jahren gut verkauft wurde: Stefano Ricci. Es wird sein 44. Laden weltweit, aber sein erster in Deutschland.

Horst Schlichtmann stammt aus Hamburg, zog als 20-Jähriger nach Düsseldorf und fand schnell Arbeit in der Modebranche: Er war zehn Jahre lang bei Herbert Stock - sogar der Nachfolger von Dolf Selbach - , bis er sich selbstständig machte. Seine Frau Ilse hatte er als junger Mann in der Wirtschaftsschule Bremen kennengelernt, sie zog ihm nach, die beiden heirateten 1957. Gemeinsam führten sie gleich mehrere Läden erfolgreich, bis sie sich auf das Kö-Center konzentrierten. Und dort ging in den letzten Jahren alles ein und aus, was Rang und Namen hat: Hardy Krüger, Udo Jürgens, Mario Adorf oder Markus Lüpertz gehörten zur Stammkundschaft. "Einer hat mir mal 100 Mark Trinkgeld gegeben", erinnert sich Ilse Schlichtmann. "Damals bin ich noch rot geworden." Ihre Klientel beschreibt sie, diskret wie sie ist: "Einige kamen wirklich von einem anderen Stern." Aber: Sie und ihr Mann konnten alle modischen Extravaganzen erfüllen. "Sogar, wenn einer einen Smoking in Helmut-Kohl-Größe wollte", lacht er. Ein Kunde aus der Werbebranche wollte immer nur Seidenblazer - auch das kein Problem. Im Laufe der Jahre kamen auch Politiker aus Stadt und Land wie zum Beispiel Walter Scheel. "Auch der musste einmal warten, weil wir die Kordel gespannt hatten und einen anderen Kunden bedienten." Seit einigen Jahren gehörten mehr russische Kunden zur Klientel. "Die wollen alles von berühmten Marken kaufen."

Für die beiden endet jetzt die arbeitsreiche Phase ihres Lebens. Sie sind gesund, fröhlich, unternehmungslustig. "Jetzt wird gereist", sagt er. 20 Reisen seien geplant. Die erste geht im April in den Schwarzwald, dann hat er sich für zwei Wochen in einer Buchinger-Klinik in Spanien einquartiert. Das Paar hat außerdem sechs Enkel und einen Urenkel und hofft, die Familie demnächst häufiger zu sehen.

Einen Termin haben sie fest im Kalender - auch wenn das Datum noch nicht definitiv feststeht: die Eröffnung ihres alten Geschäfts unter neuer Regie, wenn Stefano Ricci auch nach Düsseldorf kommt. "Wir waren ja damals sein erster deutscher Abnehmer von Krawatten - das verbindet uns noch heute."

Anke Kronemeyer

(RP)
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