Stylistin Laila Hamidi Aus dem Kriegsgebiet in die Welt der roten Teppiche

Düsseldorf · Laila Hamidi wurde in Afghanistan geboren. Als Kind erlebte sie Krieg und Elend, die Familie wurde auseinandergerissen, sie floh in die Niederlande, lernte mit 21 ihren Mann kennen, lebte in München, zog nach Düsseldorf - hat ihre eigene Firma gegründet und stylt heute Stars vor ihren Red-Carpet-Auftritten beim Filmfestival in Cannes, bei der Bambi-Verleihung, der Fashion Week oder der Unicef-Gala.

Laila Hamidi wurde in Afghanistan geboren. Als Kind erlebte sie Krieg und Elend, die Familie wurde auseinandergerissen, sie floh in die Niederlande, lernte mit 21 ihren Mann kennen, lebte in München, zog nach Düsseldorf - hat ihre eigene Firma gegründet und stylt heute Stars vor ihren Red-Carpet-Auftritten beim Filmfestival in Cannes, bei der Bambi-Verleihung, der Fashion Week oder der Unicef-Gala.

Die 33-Jährige ist die Frau, der Promis wie Karolína Kurková, Franziska Knuppe, die Top-Models Bar Refaeli und Julia Stegner oder Schauspielerinnen wie Iris Berben ihre Schönheit anvertrauen. Dabei spricht Laila Hamidi nicht gerne über ihre prominente Kundschaft. Styling bedeutet Diskretion. Und wer als Schönheitskünstlerin ganz oben zwischen Zicken und Zurückhaltenden mitmischen will, der muss schon verschwiegen sein. Schließlich verheimlichen Frauen neben dem Gewicht auch gern Kleidergröße und sonstige kleine Marotten.

Seit Laila Hamidi im vergangenen Jahr in Cannes auf der Croisette ihre eigene Styling-Lounge im Fünf-Sterne-Hotel hatte und dort während des Filmfestivals Stars für das Defilee auf dem roten Teppich und die Galanacht ausstaffierte, kann sich die zarte 1,60 Meter große Frau mit den großen dunklen Augen vor Aufträgen nicht mehr retten. Welche Frisur? Welches Make-up? Welche Schuhe zu welchem Kleid? Laila Hamidi kennt die Antworten. Sie arbeitet mit deutschen Designern zusammen, hat gute Kontakte zu Kosmetikfirmen und Schuhherstellern. Wie hat sie es geschafft, sich in dieser Glitzer-Glamour-Branche einen Namen zu machen? "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, aber das war ein langer Weg", erzählt sie. 1981 beginnt er in Kabul, der Hauptstadt von Afghanistan. Als Jüngstes von vier Kindern kommt die Tochter einer Schuldirektorin und eines Polizeigenerals zur Welt. In ihrer Kindheit kennt Laila nichts als Krieg. "Direkt vor unserer Haustür verlief eine Frontlinie", erinnert sie sich. Kein Strom, nur Öllampen, vor den Fenstern Matratzen, um sich vor Granatsplittern zu schützen.

Die Mutter starb, als Laila zwölf Jahre alt war. Nacheinander brachten sich ihre Geschwister vor den Taliban in Sicherheit. Zuerst der Bruder, der nach Lyon flüchtete, dann die älteste Schwester, eine Richterin, dann die zweitälteste, eine Ärztin. Beide Frauen fanden in Rotterdam Zuflucht. 1996, an einem Tag der Waffenruhe, verlassen auch der Vater und seine jüngste Tochter Kabul, mit dem Bus nach Pakistan und weiter nach Rotterdam. "Dort bin ich zur Schule gegangen. Ich habe Niederländisch gelernt, das Abitur gemacht und Wirtschaft studiert", sagt die junge Frau, die keinen afghanischen Pass mehr hat, dafür einen niederländischen.

Als sie die Liebe ihres Lebens, einen in München lebenden Landsmann kennenlernte, wagte sie erneut den Sprung in ein fremdes Land. Heute spricht sie neben Dari (Hochpersisch), Englisch und Niederländisch auch fließend, nahezu akzentfrei Deutsch. In München jobbte sie, die eigentlich Ärztin werden wollte, in einer Parfümerie. Ein Jahr nach der Hochzeit kam 2005 Sohn Richard zur Welt. Als 2006 ihr Mann, Projektmanager bei Eon, nach Düsseldorf wechselte, packte das Flüchtlingskind von einst erneut die Koffer und richtete sich mit Familie am Rhein ein. Die Geschichte von Laila Hamidi ist eine von Flucht und Zuflucht, Krieg und Elend - und Integration. "Was ich erlebt und gesehen habe, hat mich stark gemacht", sagt sie.

Ihr Durchbruch als Stylistin war, dass sie sich 2010 unter 100 Teilnehmern bei einem von Dior ausgeschriebenen Wettbewerb als Siegerin behauptete. Daraufhin startete sie ihre Karriere. Dabei ist es ihr durchaus klar, dass sie zwischen den Welten lebt. Auf der einen Seite ist sie die berufstätige Mutter. Auf der anderen Seite sind ihre afghanischen Wurzeln, ihre entwurzelte Familie, ihre Muttersprache. Laila Hamidi meistert offenbar den Spagat, ohne ihre Herkunft zu vergessen. Sie mag rheinischen Sauerbraten genau wie afghanische Bolani, die gefüllten Teigtaschen, die sie für Richie und ihren Mann zubereitet.

Bereits seit 2007 unterstützt Laila Hamidi die Organisation "Hofa", die sich für Kinder und Frauen in Afghanistan einsetzt. Sie engagiert sich, sammelt Spenden, schminkt für den guten Zweck, animiert ihren Sohn, ein paar Spielzeuge zu stiften und bringt sie persönlich nach Kabul. Dass ihr Job nicht zu dem Leben dort passt, ist ihr mehr als bewusst. Doch sie ist glücklich und dankbar über ihr "stabiles Leben" in Düsseldorf. "Ich habe hier so viel erreicht, die Stadt ist mein Glücksbringer." Dagmar Haas-Pilwat

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort