Girardet-Brücke an der Kö Auf Pokémon-Jagd auch im Dauerregen

Düsseldorf · Dass die Girardet-Brücke bei Pokémon-Spielern sehr beliebt ist, ist längst kein Geheimnis mehr. An sonnigen Tagen verschwindet sie fast unter den monsterjagenden Menschenmassen. Ganz so voll ist es an diesem verregneten Dienstag zwar nicht, und doch trotzen Dutzende Pokémon-Sammler dem schlechten Wetter.

 Simon Pflücken und Simon Wefers sind nicht wasserscheu. Auch im Dauerregen jagen sie auf der Girardet-Brücke Pokémon.

Simon Pflücken und Simon Wefers sind nicht wasserscheu. Auch im Dauerregen jagen sie auf der Girardet-Brücke Pokémon.

Foto: Endermann Andreas

Früher hat man sie verspottet. Computer-Nerds, die sich in der virtuellen Realität ihrer Online-Rollenspiele wohler fühlen als in Gesellschaft von Menschen. Der stereotype Gamer, oft dargestellt als junger Mann mit Hornbrille und Karohemd, liebte Pizza, World of Warcraft und frönte seiner Spielleidenschaft noch ausschließlich in Muttis Keller. Diese Zeiten sind vorbei. Wer heute gerne zockt, ist Abenteurer, Monsterjäger und Regentänzer zugleich - er ist Pokémon-Spieler.

Seit dem Hype um das Argumented-Reality-Spiel findet man Online-Gamer nicht mehr nur hinter dem heimatlichen Schreibtisch, sondern auch draußen in freier Wildbahn. Und das bei Wind und Wetter.

 Normalerweise ist es voller auf der Girardet-Brücke. Trotzdem harren viele Pokémon-Go-Spieler auch im Regen aus.

Normalerweise ist es voller auf der Girardet-Brücke. Trotzdem harren viele Pokémon-Go-Spieler auch im Regen aus.

Foto: Andreas Endermann

Das Smartphonespiel, in dem es darum geht, kleine Monster an allen Ecken der Stadt zu finden und einzufangen, hat das Nerd-Sein salonfähig und die Zocker wetterfest gemacht.

Zu beobachten ist das auf der Kö:

Die Smartphones fest in der Hand kauern die Spieler auf durchweichten Pappunterlagen und nassen Bänken. Vorbeieilende Passanten schütteln die Köpfe. Die Reaktionen reichen von sanfter Belustigung bis hin zu der Feststellung: "Die sind doch verrückt." Ganz verdenken kann man ihnen ihre Skepsis nicht. In der Tat mutet es ein wenig eigen an, wenn erwachsene Menschen im strömenden Regen ausharren, um virtuelle Monsterchen zu jagen. Andererseits tut manchmal gerade das gut - ein wenig verrückt sein zu dürfen.

Dieser Meinung sind zumindest Simon Plücken und Simon Wefers. Die beiden jungen Männer aus Kaarst sind für das Wetter gut ausgerüstet. Auf Plastiktüten sitzend, schützen sie ihre Handys mit mitgebrachten Regenschirmen. Dass der Regen dabei in Rinnsalen von seinem Schirm tropft und auf seiner Hose einen immer größer werdenden Fleck hinterlässt, stört Simon Plücken nicht. Zumindest sei das Wetter kein Grund, eine schon stehende Verabredung zur Jagd abzusagen, findet der 23-Jährige. Merkwürdig fände das in seinem Freundeskreis niemand. Im Gegenteil: "Ein paar Kumpel wollen sogar gleich noch nachkommen", versichert er. Zumindest bis dahin wollen er und Simon Wefers noch durchhalten.

So nutzen die Pokémon-Jäger die Kö in Düsseldorf für sich
8 Bilder

So nutzen die Pokémon-Jäger die Kö in Düsseldorf für sich

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Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Eine Bank weiter sitzen die leidenschaftlichen Pokémon-Spieler Philip Salzmann, Dennis Rettinghausen und Pascal Mechtefrau. Auf den Regeneinbruch waren sie nicht vorbereitet. Zu dritt haben sie sich unter zwei Schirme gekauert, die sie am Morgen extra noch gekauft haben. Dem miesen Wetter können sie sogar eine positive Seite abgewinnen: "Wir haben zum ersten Mal alle auf der Brücke einen Sitzplatz gefunden", sagt Pascal Mechtefrau.

Auf die Frage, ob es das denn wert sei, reagiert die Gruppe geschlossen positiv. Pokémon richte sich schließlich auch nicht nach dem Wetter. Warum sollten es die Jäger dann tun?

(RP)
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