Stadtentwicklung in Düsseldorf 8,5 Kilometer Hecke für Ingenhoven-Tal
Düsseldorf · Architekt Christoph Ingenhoven wirbt darum, sein mächtiges Gebäude-Ensemble am Gründgens-Platz erst nach der Fertigstellung zu bewerten. Am Donnerstag fanden Grundsteinlegung und Richtfest gemeinsam statt.
In den letzten Wochen wurde in Düsseldorf viel über das Ingenhoven-Tal diskutiert. Unter anderem hatte sich Walter Brune (Kö-Galerie, Schadow Arkaden) in einem Interview mit unserer Redaktion kritisch geäußert. Die vielen Leserbriefe und Kommentare auf RP Online spielten am Donnerstag vor mehr als 500 Gästen auf Düsseldorfs größer Baustelle eine Rolle.
Man könne sagen, das Haus sei dominant, meinte Thorsten Testorp. Er ist Geschäftsführer der B&L-Gruppe, die mit Uwe Reppegathers Centrum-Gruppe das Projekt entwickelt. Aber es füge sich gut in diese Nahtstelle in der Düsseldorfer Innenstadt ein, findet er.
Der Termin an der Ecke Schadowstraße/Gustaf-Gründgens-Platz war besonders. „Eine Premiere“, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel, „ich habe noch nie bei einem Bauvorhaben Grundsteinlegung und Richtfest an einem Tag gefeiert.“ Dies war möglich, weil Centrum eine besondere Bauweise gewählt hat: Es wird gleichzeitig nach unten und nach oben gebaut (der Bau reicht 17 Meter unter die Erdoberfläche und 28 Meter über sie).
Der Rohbau ist fertig, im Februar sollen die ersten Geschäfte übergeben werden, im Sommer die ersten Eröffnungen stattfinden. Auf mehr als 600 Millionen Euro belaufen sich die Gesamtkosten, die Investoren haben privat gebürgt, um das Vorhaben finanzieren zu können.
Jetzt stehen das Shopping- und Bürohaus sowie das Dreiecksgebäude mit dem aufsteigenden Dach da. Das Geschäftshaus hat mehr als 41.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Ingenhoven sieht die Masse – ist aber von der Verträglichkeit und der städtebaulichen Funktion des Komplexes überzeugt. Es finde eine Stadtreparatur statt, glaubt er. Dieser Ort habe durch den Krieg und die Folgejahre seine Lesbarkeit verloren, die Menschen hätten ihn nicht genießen können. Nun aber, nach dem Verschwinden des Tausendfüßlers, werde im Bereich von Gründgens- und Erwin-Platz sowie Berliner Allee, Schadowstraße und Hofgarten durch dieses „Landart-Building“ ein sinnvoller Zusammenhang geschaffen.
Durch die Lücke zwischen beiden Gebäuden können die Düsseldorfer bald auf das Schauspielhaus sehen. Sie müssten bis dahin noch ertragen, dass die Bauten schwarz verkleidet würden, dies aber nur, so Ingenhoven, „um umso schöner grün aus dieser Phase hervorzugehen“. Die dazugehörige neue Zahl: 8,5 Kilometer Hainbuchenhecken werden die Fassaden zum Gründgens-Platz und das Dach zieren.
Europas größte Grünfassade, hieß es. Zur Schadowstraße entsteht eine Glasfront mit einer LED-Wand von 112 Meter Länge. Superlative waren viel zu hören: Champions League, Architekturikone – das Gebäude habe eine solche Qualität, dass man es gleich unter Denkmalschutz stellen könne, meinte Reppegather.