Einstellung des Verfahrens Fall Hennes bewegt Düsseldorfer

Düsseldorf · Religionsvertreter und Politiker äußern sich zur Einstellung des Verfahrens. „Ich konnte mir schon immer nicht vorstellen, dass an den Anschuldigungen etwas dran ist“, sagte OB Thomas Geisel.

Die Nachricht, dass die Ermittlungen zum Vorwurf der sexuellen Belästigung eines erwachsenen Praktikanten im Jahr 2012 „mangels eines Tatnachweises“ eingestellt werden, hat am Freitag viele Menschen bewegt. Kritik gab es – zumindest von einigen – am Erzbistum.

Frank Heidkamp, der Hennes kommissarisch als Stadtdechant vertritt, spricht von einer „ungeheuren Belastung“, die das Verfahren für Hennes darstelle. Er freue sich über die Einstellung des Verfahrens, das die Vorwürfe aus 2012 betreffe. Damit sei „ein erster, ganz entscheidender Schritt“ getan. Über andere, offenbar noch ausstehende Punkte müssten jetzt – möglichst rasch – Erzbischof und Staatsanwaltschaft entscheiden.

Oberbürgermeister Thomas Geisel äußerte sich auf Anfrage schriftlich. Von den Vorwürfen gegen Ulrich Hennes sei er sehr betroffen gewesen. „Ich konnte mir schon immer nicht vorstellen, dass an den Anschuldigungen etwas dran ist.“ Er sei erleichtert und freue sich über die Einstellung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft. „Ich hoffe, dass das Bistum die Größe hat, Ulrich Hennes zu rehabilitieren.“

Heinrich Fucks, Superintendent der Evangelischen Kirche in Düsseldorf, hatte sich im März nicht zum Fall Hennes äußern wollen. Nun sagt er: „Ich freue mich sehr für ihn persönlich, dass diese Dinge sich jetzt klären.“ Zu Details wolle er weiterhin keine Stellung nehmen.

Auch der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, Michael Szentei-Heise, zeigt sich erleichtert. „Ich bin sehr glücklich über diese Entscheidung der Staatsanwaltschaft. Was jetzt noch zu tun ist – nämlich die Wiedereinsetzung von Herrn Hennes in sein Amt – bleibt dem Erzbistum Köln vorbehalten.“ Szentei-Heise betont jedoch, die Entscheidung darüber sei allein Sache der katholischen Kirche. „Da haben wir nicht reinzureden.“ Er freue sich, wenn Ulrich Hennes bald wieder in die tägliche Arbeit der Religionen in Düsseldorf eingebunden sei. Auf die Frage, ob die katholische Kirche eventuell überreagiert habe, sagte Szentei-Heise, das könne man so beurteilen. „Andererseits habe ich größtes Verständnis dafür, dass die Kirche schärfer reagiert hat, als sie es vielleicht noch vor fünf oder zehn Jahren getan hätte.“ Unterm Strich sei das Ganze aber zu sehr hochgekocht. „Für mich als Jurist gilt die Unschuldsvermutung. So lange ein Mensch nicht von einem Gericht verurteilt ist, betrachte ich ihn als unschuldig. Das galt und gilt auch heute noch für Ulrich Hennes.“

Ähnlich äußert sich auch Dalinc Dereköy, Vorsitzender des Kreises Düsseldorfer Muslime (KDDM). Er freue sich auf die erneute Zusammenarbeit mit Ulrich Hennes im „Rat der Religionen“. Das Statement der Staatsanwaltschaft zu seiner Entlastung sei ein starkes gewesen. „Nun muss die katholische Kirche ihr internes Verfahren abschließen und die richtigen Zeichen nach außen senden.“ Es sei aber wichtig gewesen, dass die Kirche schnell reagiert habe.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Marco Schmitz kennt Hennes, weil er selbst im Vorstand des Katholikenrats sitzt. Die Debatte habe die Gemeindemitglieder belastet, sagte Schmitz. „Man möchte sich als Katholik nicht immer rechtfertigen müssen.“ Der Vertrauensverlust, der durch solche Fälle entstehe, störe ihn als Christen sehr. Insofern sei er erleichtert über die Mitteilung der Staatsanwaltschaft. „Erstaunt hat mich allerdings das Verhalten des Erzbistums.“ Er finde es grundsätzlich gut, dass die Kirche bei Belästigungs- oder Missbrauchsvorwürfen konsequent handele. Einen Mann in exponierter Position wie den Stadtdechanten habe man aber nicht einfach beurlauben können, ohne öffentlich zu erklären, um was für Vorwürfe es gehe. Er selbst hätte es auch besser gefunden, wenn die Kirche erst mit dem mutmaßlichen Opfer der Belästigung gesprochen hätte, bevor Ermittlungsbehörden eingeschaltet wurden.

Und Maria Beck, die als engagierte Christin in Hennes’ Innenstadt-Gemeinde lebt, sagt: „Es ist jetzt nicht die Zeit für Vorwürfe in irgendeine Richtung. Aber ich verstehe, dass nun die Frage gestellt wird, wie man künftig mit dem Timing bei einer solchen Veröffentlichung umgehen soll.“ Im Zweifel seien nachher alle Beteiligten in irgendeiner Form beschädigt.

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