Interview mit Jürgen Rieck "Stadt würdigt den Karneval nicht"

Düsseldorf · CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck ist nach eigenen Worten kein Jeck: Er kümmert sich "nur" um die Finanzen der Karnevalisten. Die sind solide, seit der gebürtige Berliner aufgeräumt hat. Den CC wird er nicht vermissen, wenn er sich zurückzieht.

Ein Tag mit dem Düsseldorfer Prinzenpaar
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Herr Rieck, lachen Sie mal!

Rieck Ja, das mit dem Lachen ist so eine Sache.

Wieso?

Rieck (lacht) Immer wieder wird von mir behauptet, ich würde nicht lachen. Das stimmt nicht. Wenn Sie unpopuläre Entscheidungen treffen müssen, geht das nicht immer mit Lachen. Das wäre manchmal auch unanständig. Dabei bin ich ein humorvoller Mensch. Ich könnte mich beknüddeln.

Wie sind Sie als gebürtiger Berliner eigentlich zum Karneval gekommen?

Rieck Ein Nachbar sprach mich 1970 an. Er lud mich zum Fischessen ein. Am Aschermittwoch ging ich mit, und es gefiel mir. Danach wurde ich Mitgied beim AVDK. Und bin es immer noch.

Was ist denn das Besondere am hiesigen Karneval?

Rieck Die rheinische Mentalität. Der Rheinländer ist offen, locker und lebenslustig.

Würden Sie sich so bezeichnen?

Rieck Nein, ich bin kein Jeck. Das war ich nie, und das wollte ich auch nicht sein. Jeder muss wissen, was er macht und was er kann. Ich kann gut organisieren und das Geld zusammenhalten. Das andere ist nicht mein Job.

Sie wollten also nie CC-Präsident oder Prinz werden?

Rieck Ganz bestimmt nicht. CC-Präsident zum Beispiel muss jemand aus dem Rheinland sein.

Sie sind seit 16 Jahren Geschäftsführer des CC. Haben Sie es jemals bereut, in den Vorstand des CC gegangen zu sein?

Rieck Nein. Aber mein Plan war es, früher aufzuhören. Ich habe mich aber zwei Mal überreden lassen, weil die Kandidaten nur CC-Präsidenten werden wollten, wenn ich weiter mache.

Wann war das?

Rieck Zunächst als Peter König CC-Präsident wurde. Hätte ich gewusst, dass er schon nach anderthalb Jahren zurücktritt, hätte ich es nicht gemacht. Insofern war es ein Fehler von mir.

Und das zweite Mal?

Rieck Als Engelbert Oxenfort als Übergangslösung antrat.

Hat die Stadt den Werbewert des Karnevals weltweit eigentlich erkannt?

Rieck Nein. In der ganzen Welt kennen die Menschen beim Begriff Düsseldorf die Messe und den Karneval. Nur in der Stadt selbst wird er nicht so gewürdigt.

Als Sie 1994 als Geschäftsführer begannen, war das CC praktisch pleite.

Rieck Das ist richtig. Wir hatten 519 000 Mark Schulden. Seit langem sind wir wieder schuldenfrei und haben unseren Haushalt auf eine seriöse Grundlage gestellt.

Trotz der Tatsache, dass der Stadtrat Ihren Zuschuss von 380 000 Mark damals strich und seitdem nie wieder einen Geldbetrag überwies. . .

Rieck Man muss das deutlich sagen: Im Rat haben nur eine Handvoll der 92 Ratsmitglieder etwas für den Karneval übrig. Dem Rest ist er egal. Denken Sie an das Haus des Karnevals zum Beispiel. Ohne meinen Einsatz gäbe es das nicht.

Wie finanziert sich das CC eigentlich heute?

Rieck Beiträge der Mitglieder, der Zuggroschen der Vereine, die Vermarktung des Zugwegs, also die Gebühren für die Stände, die Gelder für die Vermietung der Rathaustribüne, dazu die Gelder für die TV-Sitzung und die Übertragung des Rosenmontagszuges — das sind die Haupteinnahmequellen.

Und Sponsoren...

Rieck Die Brauereien Schlösser, Frankenheim und Warsteiner sind uns sehr wichtig. Auch Stockheim, Stadtwerke, Stadtsparkasse und Mercedes gehören dazu.

Das sind jede Menge.

Rieck Uns ist es gelungen, ein gutes, geradliniges, vertrauenswürdiges Verhältnis aufzubauen. Mir sind noch keine Sponsoren laufen gegangen.

Sie arbeiten Ihren Nachfolger Dino Conti Mica als Geschäftsführer ein. Wann werden Sie als CC-Geschäftsführer zurücktreten?

Rieck. Wenn wir der Überzeugung sind, dass er es kann. Dass er das weiterführt, was ich aufgebaut habe. Das heißt aber nicht, dass er den gleichen Weg gehen muss wie ich.

Und wenn es so weit ist, dann sagen Sie das bestimmt erst einen Tag vorher.

Rieck Das kann in etwa so sein.

Werden Sie etwas vermissen?

Rieck Nichts. Wenn das CC weg ist, werde ich den Verlust kaum merken. Es war schön, ich habe viele Menschen kennen gelernt, die ich sonst nicht getroffen hätte, aber dann ist Schluss.

Was macht ein Jürgen Rieck danach?

Rieck Ich kümmere mich um meine Familie, denn die habe ich die ganzen Jahre vernachlässigt. Und ich fahre in den Urlaub.

Wohin?

Rieck Da, wo Wein wächst.

Uwe Reimann und Birgit Wanninger führten das Gespräch.

Mehr zum Karneval in Düsseldorf lesen Sie in unserem großen Special.

(RP)
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