Analyse Stadt will mehr Bauland im Regionalplan

Düsseldorf · Derzeit wird festgelegt, auf welchen Flächen in den nächsten Jahrzehnten gebaut, Wohnen oder Gewerbe angesiedelt werden darf, welche frei bleiben müssen. Beim vorliegenden Entwurf fordert das Rathaus mit Blick auf mehr Einwohner auch mehr Baugebiete.

Es ist ein Dokument, an dem seit vielen Jahren gearbeitet wird, das manche als zu verstaubt ignorieren, das aber dennoch das Leben in Düsseldorf und der Nachbarschaft in den 15 bis 20 Jahren massiv beeinflussen wird: der Regionalplan. Dort ist festgehalten, wo Baugebiete entstehen und Grünflächen erhalten bleiben, ob Wohnhäuser oder Gewerbe gebaut wird, wie viel Einzelhandel an einer Stelle erlaubt ist und wo Straßen gebaut werden.

Seit einigen Monaten liegt der Entwurf für die aktualisierte Version vor, seit einigen Wochen befassen sich im Düsseldorfer Rathaus Politik und Verwaltung eingehend mit dem umfangreichen Werk - und haben darin einiges entdeckt, was aus Düsseldorfer Sicht nicht akzeptabel ist. Die unterschiedlichen Entwicklungstrends in der Region dürften nicht dazu führen, dass Düsseldorf in der "anhaltend positiven Entwicklung gebremst wird", heißt es in der Stellungnahme der Landeshauptstadt. Kritikpunkte sind:

Regionale Grünzüge Kritisiert wird (wie von den Kreisen Neuss und Mettmann auch), dass dazu in dem Entwurf nahezu alle Gebiete gemacht werden, die derzeit kein Siedlungsgebiet sind. Das wird als "Entwicklungshemmnis" gesehen - vor allem vor dem Hintergrund, dass Düsseldorf zu jenen Großstädten in Deutschland gehört, deren Einwohnerzahl seit Jahren deutlich wächst - auf inzwischen mehr als 600 000. Das bedeutet aber, dass ausreichend Wohnraum geschaffen werden muss, der auch noch bezahlbar sein sollte. Die Stadt fordert deshalb an mehreren Stellen, die Einstufung als Grünzug zurückzunehmen: in Lohausen und Kalkum im Düsseldorfer Norden, in Grafenberg östlich der Bahnlinie; andernfalls wäre Bebauung dort nicht mehr möglich. Gemeinsam mit den Kreisen Mettmann und Neuss, in deren Grenzbereichen Wohnsiedlungen entstehen sollen, fordert Düsseldorf, die Regelungen für Flächenreserven in der Region alle fünf Jahre dem Bedarf entsprechend zu aktualisieren. Auch die Messeparkplätze, die Flächen mit Gewächshäusern in Volmerswerth und der Bereich der Kläranlage in Hamm sollen nicht als Grünzüge gelten.

Hafen und Wohnen Die gewerbliche und industrielle Entwicklung sieht die Stadt im Regionalplanentwurf ebenfalls eingeschränkt. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Häfen. Zum einen wird kritisiert, dass in dem Planungsentwurf ausschließlich "hafenaffines Gewerbe" zugelassen ist - das greife in die gesetzlich garantierte kommunale Planungshoheit ein. Kritisiert wird aber auch, dass Wohnbebauung nur mit mindestens 300 Metern Abstand zu Hafenbetrieben erlaubt sein soll. Dies würde die seit Jahren geplante Wohnbebauung an der Speditionstraße im Medienhafen endgültig verhindern. Zudem wird darauf verwiesen, dass bereits bestehende Wohnbebauung in Hamm in den 300-Meter-Radius fällt.

Einzelhandel Den Ausschluss von Einkaufszentren sieht das Rathaus in dem Regionalplan als zu rigoros. In Stadtteilzentren wie Gerresheim Süd, Kaiserswerth, Unterbach, Heerdt, Angermund oder Hellerhof könne es, so die Argumentation, durchaus sinnvoll sein, auch Einkaufszentren zuzulassen, um die Nahversorgung der Bevölkerung umfassend zu sichern. Als konkretes Beispiel wird die südliche Heyestraße in Gerresheim genannt.

Flughafen Die Bedeutung des Düsseldorfer Airports wird nach Ansicht der Verantwortlichen im Rathaus "in keiner Weise gerecht". Die vorgeschlagene Kooperation der Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Weeze und Mönchengladbach entspreche nicht aktuellen Möglichkeiten - weil etwa Mönchengladbach dafür nicht mehr in Frage komme. Man hat den Eindruck, das Land wolle Chancen und Belastungen des Luftverkehrs "gerecht" verteilen und vielleicht auf diese Weise Defizite anderer Flughäfen ausgleichen.

(RP)
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