Düsseldorf Stadt will Kanadagänse austricksen

Düsseldorf · In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Population der Kanadagänse in Düsseldorf auf 850 Tiere verdreifacht. Sie werden in den Augen vieler Bürger zum Problem, da sie Rasenflächen kahlfressen und Gehwege auf unangenehmste Weise verdrecken.

 Sorgen für Ärger: Die Kanadagänse (Archivbild)

Sorgen für Ärger: Die Kanadagänse (Archivbild)

Foto: Andreas Bretz

Mit anderen Städten, die ähnliche Probleme haben, und nationalen Vogelexperten sind Fachleute der Stadt jetzt im Kontakt, um Maßnahmen auszutauschen. Ein hartes Vorgehen wie das Abschießen der Tiere, wie es in München geschehen ist, zieht Gartenamtsleiterin Doris Törkel nicht in Betracht. Abgesehen von der moralischen Fragwürdigkeit ist ein solches Vorgehen offenbar auch wenig effektiv. "Wo Brutplätze frei werden, rücken Tiere von außerhalb nach", sagt Törkel. In München waren das Graugänse, die weniger Platz beim Brüten beanspruchen. Folge: Jetzt gibt es dort mehr Graugänse, als Kanadagänse erlegt wurden. In Essen hat man sich nach Protesten gegen den Abschuss entschieden, in Dortmund jedoch wurden gerade erst 35 Tiere von Jägern getötet.

In Düsseldorf bastelt man nun an Einzelmaßnahmen. Da 90 Prozent der Gänse auf Inseln brüten, versucht man, diese besser für Schwäne zugänglich zu machen. Denn die Schwäne vertreiben die Gänse - und diese brüten nur dort, wo sie selbst schlüpften. Am Unterbacher See, wo Strände und Liegewiesen durch den Vogelkot arg gelitten hatten, wurden weitere Sandflächen angelegt, um die Tiere auf Distanz zu halten - die Maßnahme hatte Erfolg.

"Man kann sie auch durch kleine Hecken von bestimmten Orten fernhalten", berichtet Tobias Krause vom Gartenamt. Das klappe in Neuss ganz gut. Die Tiere wollen beim Äsen aufs Wasser sehen, um im Ernstfall effektiv vor Hund oder Fuchs flüchten zu können. Die Experten suchen auch nach eiweißarmen Rasensorten - die fressen die Gänse nicht so gerne.

Immer wichtiger wird auch der Kontakt mit Investoren bei Bauprojekten. Miteinander verbundene und relativ weitläufige Wasser- und Rasenflächen sind schön, aber für die Tiere attraktiv. "Sie mögen das, was auch wir Menschen mögen", sagt Krause. Als er die Stadt- und Naturkante am Kö-Bogen das erste Mal sah, dachte Krause: "Da habt ihr ein schönes Gänse-Schlaraffenland gebaut." Und so, wie sich das Modehaus Breuninger über den Gänsekot vor der Haustür beschwert, rufen auch Bürger bei der Stadtverwaltung an. Jüngst etwa ein Anwohner aus Hubbelrath, der sich im Garten einen großen Teich angelegt hatte. Als dort plötzlich eine Nilgans mit zehn Gösseln (Küken) auftauchte, klingelte im Amt das Telefon. "Sie können Ihre Tiere abholen", meinte der Mann. Das geschah natürlich nicht. Denn auch da galt: Selbst wenn man dies täte, nutzt morgen vielleicht anderes Federvieh den Rasen als Landebahn und gastiert für ein paar Büschel Rasen als Mittagsmahl.

(ujr)
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