Düsseldorf Stadt verteidigt ihre Kita-Politik

Düsseldorf · Bei der Suche nach einem Kita-Platz blieben zahlreiche Eltern bislang im Ungewissen. Auf eine Änderung des Verfahrens dürfen sie nicht hoffen. Trägerautonomie und Landeszuweisungen lassen laut Stadt wenig Spielraum.

Kita-Navigator: Das sagen die Politiker
5 Bilder

Kita-Navigator: Das sagen die Politiker

5 Bilder

Ungeachtet der Kritik zahlreicher Eltern wird die Stadt am Vormerk-System für die Vergabe von Kita-Plätzen, dem Kita-Navigator, festhalten. "Das Instrument sichert den Informationsfluss, ist transparent und strukturiert das Vergabeverfahren in einer Weise, die den Eltern zugute kommt", sagen Jugenddezernent Burkhard Hintzsche und Jugendamtsleiter Johannes Horn.

Massive Schelte gibt es vor allem von jenen Eltern, die bislang vergeblich auf einen Bescheid warten. Schließlich erwarteten Arbeitgeber von Berufsrückkehrern ein klares Signal. Auch Tageseltern wollten wissen, ob nun ein Vertrag geschlossen wird oder eben nicht.

Bis Dienstag dieser Woche hat die Stadt nach eigenen Angaben 4800 Zusagen für die Betreuung von Kindern bis sechs Jahren in Tageseinrichtungen der Stadt sowie der freien Träger versendet. "Bis Mitte kommender Woche gehen noch einmal 1500 Zusagen raus", sagt Horn. Danach gebe es für jene, die an einem Platz interessiert bleiben, ein Nachrückverfahren.

Noch bis Ende Juni könne es Platzzusagen geben. Wie viele Jungen und Mädchen am Ende keinen Kita-Platz erhalten, will Horn zum jetzigen Zeitpunkt nicht prognostizieren. Zum Vergleich: 2012 waren rund 9000 Kinder im Navigator als suchend gemeldet. An die 3000 blieben ohne Kita-Platz, mussten also nach Lösungen in der Tagespflege oder im privaten Umfeld suchen. Die wichtigsten Argumente des Spitzenbeamten und seines Amtsleiters im Überblick:

Trägerautonomie/Zentralvergabe Entscheidend aus Sicht der Stadt: der Navigator ist ein Vormerk-, nicht aber ein Platzvergabesystem. Die eigentliche Vergabe obliegt den Trägern. Den Zeitrahmen von sechs Wochen für den ersten Durchgang der Vergabe (gerechnet ab 1. März) habe "die Stadt gemeinsam mit den Trägern und den Kita-Leitungen festgelegt", sagt Hintzsche. Kita-Leitungen nutzten diese Zeit für wichtige Beratungs- und Aufnahmegespräche. Zudem müssten sie die Belegung der Gruppen fortlaufend koordinieren, damit es nicht ungewollt zu Einheiten komme, die beispielsweise nur von Fünfjährigen besucht würden. Die politisch gewollte Trägerautonomie stehe auch einem zentralen Vergabe-System, wie es von der Zentralen Studienplatzvergabe her bekannt sei, entgegen.

Fristen Beim zeitlichen Ablauf des Verfahrens spielt auch eine Rolle, dass das Land den Kommunen zum Stichtag 10. April die Bewilligung für die Förderpauschalen erteilt. "Wer das gesamte Verfahren deutlich früher enden lässt, kann dem Land keine realistische Zahl der zu fördernden Plätze übermitteln", erklärt Horn.

Auch den Vorschlag von Jugendpolitikern, Eltern, die einen Platz zugesagt bekommen, nicht mehr 14 Tage Zeit für ihre Rückmeldung zu geben, sehen die Beamten skeptisch. "Natürlich ist es denkbar, die Frist auf drei Tage zu verkürzen. Aber was ist mit denen, die gerade im Urlaub, auf Dienstreise oder in der Klinik sind?", fragt Hintzsche. Freilich schließt er nicht aus, "dass wir den ersten Durchgang demnächst Ende März abschließen".

Städtevergleich Ein Verzicht auf den Navigator halten die Beamten für kontraproduktiv. In Städten ohne zentrales Vormerk-System führten die Träger oder die Einzel-Kitas Listen, die in einem zeitraubenden Prozess aufeinander abgestimmt werden müssten.

Oft wisse beispielsweise eine Awo-Kita gar nicht, dass Elternpaar X bereits seit Tagen einen Platz bei der Diakonie angenommen hat. Hintzsche: "In diesen Städten werden zum Teil ,historische' Listen geführt, die mit den realen Zahlen nichts mehr zu tun haben." Sein Fazit: "Düsseldorf ist bei der Realisierung von neuen Kita-Plätzen in Westdeutschland spitze und tut auch mit dem Navigator mehr als es muss."

(ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort