Düsseldorf Stadt plant Wohnheim für Azubis

Düsseldorf · Minderjährige sollen betreut werden. Die "Task Force für Arbeit" schreibt die Stadtspitze an.

 Im Hamburger Stadtteil Wandsbek soll ein Azubi-Wohnheim entstehen. Unternehmen sollen dort Kontingente buchen können.

Im Hamburger Stadtteil Wandsbek soll ein Azubi-Wohnheim entstehen. Unternehmen sollen dort Kontingente buchen können.

Foto: www.azubiwerk.de

Düsseldorf will mehr für junge Menschen tun, die für die Ausbildung in die Stadt kommen. Es soll ein Wohnheim für Auszubildende errichtet werden, in dem einerseits bezahlbarer Wohnraum angeboten, andererseits aber auch ein Auge auf minderjährige Azubis geworfen wird. "Es sollte eine Einrichtung mit einem pädagogischen Konzept sein", sagt Sigrid Wolf, Geschäftsführerin des DGB-Bezirks Düsseldorf-Bergisches Land.

Die Gewerkschaftsorganisation hat die Diskussion angestoßen. Das passende Gremium dafür war der Lenkungskreis der "Task Force für Arbeit", der in der Wirtschaftskrise vor einigen Jahren eingerichtet wurde. Vertreten sind darin Arbeitsagentur, Arbeitgeberverbände, DGB, Jobcenter, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer sowie die Unternehmerschaft, die Stadt und die Wohlfahrtspflege. In der Sitzung Ende August fiel die Entscheidung für die Schaffung des Azubi-Wohnheims. Wie groß es ausfällt, steht noch nicht fest, für die Einleitung der weiteren Schritte wird jetzt ein Schreiben an die Stadtspitze sowie die Ratsfraktionen verschickt.

Hintergrund der Initiative: Düsseldorf ist eine Ausbildungsstadt. Es gibt gleich mehrere Berufskollegs für die Region, mehr als 20 Hochschulen, fast 400.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Ein idealer Markt für junge Menschen, die den Start ins Berufsleben angehen. Das schlägt sich auch im Demografiebericht nieder: Unter den Zuzüglern, die Düsseldorf zur wachsenden Stadt machen, stellen die 18- bis 30-Jährigen den größten Anteil. "Aus dem Umland kommen täglich 7500 junge Menschen für die Ausbildung nach Düsseldorf", sagt Sigrid Wolf.

Der Stadt müsse, so Mitglieder der Task Force, angesichts des Fachkräftemangels und des langfristigen demografischen Trends daran gelegen sein, attraktiv für den beruflichen Nachwuchs zu bleiben. Das untermauern aktuelle Zahlen: Den bei der Agentur für Arbeit Düsseldorf gemeldeten 4400 Ausbildungsstellen stehen nur 3700 Bewerber gegenüber. 2016 werde die Zahl der jungen Düsseldorfer, die die Schulen verlassen, zudem leicht rückläufig sein. Man müsse folglich Lösungen finden, Azubis von außerhalb die Aufnahme einer Ausbildung in Düsseldorf zu erleichtern, heißt es.

Wie groß der Bedarf ist, soll nun durch die Kammern ermittelt werden. Die Stadt hat signalisiert, bei der Standort- und Investorensuche zu helfen und die pädagogische Betreuung von minderjährigen Azubis zu übernehmen. Gedacht ist an Angebote, die Eigenverantwortung, persönliche Weiterentwicklung, soziale Kompetenz und die Eingliederung in die Arbeitswelt unterstützen.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche erwartet eine Beteiligung der Wirtschaft an den Kosten. Schwierige Verhandlungen sind in diesem Punkt programmiert. Denn IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann sieht zwar den Bedarf, erwartet aber keine übermäßig großen Zahlen, sondern setzt auf mehr Flexibilität bei der Stadtplanung. "Wir benötigen mehr kleine und preiswerte Wohnungen."

Ein gutes Vorbild gibt es in Hamburg, wo im kommenden Jahr ein Azubi-Wohnheim eröffnen soll. Dort können Unternehmen Kontingente buchen, eine Idee, die auch Siepmann für realisierbar hält. Das Heim in Hamburg-Wandsbek soll bis zu 156 Personen Platz bieten. Die Stiftung Auszubildendenwerk wird das Wohnheim betreiben. Die Kaltmiete für die 14 bis 18,5 Quadratmeter großen Zimmer soll bei 206 Euro liegen. Geplant sind sowohl Einzelappartements als auch Wohngemeinschaften für bis zu vier Azubis. Gemeinschaftsflächen mit Café, Lounge und Kicker sind vorgesehen - und im Sommer steht sogar eine Dachterrasse zur Verfügung.

(ujr)
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