Düsseldorf Stadt-Mitarbeiter sauer über Stellenabbau

Düsseldorf · Bei der Personalversammlung hat Verärgerung darüber geherrscht, dass 20 Prozent der Stellen reduziert werden sollen. Eine Videobotschaft von Rathaus-Chef Thomas Geisel überzeugte nicht.

 Mit Osterhasen und Quietscheentchen demonstrierten Beschäftigte vor dem Eingang zur Mitsubishi-Electric-Halle für faire Bezahlung.

Mit Osterhasen und Quietscheentchen demonstrierten Beschäftigte vor dem Eingang zur Mitsubishi-Electric-Halle für faire Bezahlung.

Foto: Andreas Endermann

Es war nicht das erste Mal, dass ein Oberbürgermeister bei einer Personalversammlung fehlte - und bei der Belegschaft kommt so etwas meist nicht gut an. Doch Thomas Geisel hatte einen wirklich guten Grund, sich am Dienstag nicht in der Mitsubishi-Electric-Halle den Fragen seiner Belegschaft zu stellen: Er repräsentiert Düsseldorf bei der Immobilienmesse im südfranzösischen Cannes - und dort geht es darum, in internationaler Konkurrenz um Investoren zu werben. Dafür hatte sogar der Personalratsvorsitzende Robert Wollborn Verständnis: "Im Gegensatz zu manchem seiner Amtsvorgängern ist er sicher kein Rathaus-Chef, der sich davor drückt", sagte Wollborn nach der Versammlung.

Düsseldorf: Stadt-Mitarbeiter sauer über Stellenabbau
Foto: Stadt Düsseldorf/Grafik:Ferl

Dennoch herrschte unter den rund 3000 Mitarbeitern, die zu der Versammlung mit dem Titel "2020 - Tour der Leiden" gekommen waren, dicke Luft. Schließlich plant Geisel mit dem Konzept "Verwaltung 2020" in den nächsten Jahren ein Fünftel der fast 10.000 Stellen abzubauen. In einer mehrminütigen Videobotschaft, die abgespielt wurde, erläuterte er noch mal seine Argumente: Ausscheiden vieler Mitarbeiter aus Altersgründen, zu wenig Fachpersonal für die Nachfolge. Ein Ersatz für das persönliche Erscheinen war das für viele nicht, einige zeigten sich enttäuscht, weil Geisels Rede im Video dem Inhalt seiner Mail an die Mitarbeiter entsprach - und somit keine neue Erkenntnis brachte. Insbesondere in den Reihen der Erzieherinnen stieß das Video auf hörbaren Unmut. Es herrscht Enttäuschung, dass die zugesagte Höherbewertung teils wieder zurückgenommen ist. "Wir als Personalrat haben zumindest erreicht, dass diejenigen, die in die höhere Bewertung gekommen sind, und jene, die sich unter diesen Bedingungen beworben haben, so eingestuft bleiben", sagte Wollborn.

Werden Stellen abgebaut, Gehälter gekürzt, wird es mehr Büroräume geben, bessere Ausstattung? Das waren weitere Themen bei der Versammlung. Stellen sollten angesichts der größeren Herausforderungen der wachsenden Stadt nicht abgebaut, sondern eher auf- und ausgebaut werden, betonte Wollborn in seiner Begrüßungsrede. "Personalabbau ist eine frühzeitige Kapitulation vor den neuen Aufgaben." Bei diesem "Einsparwettbewerb" könnten alle nur verlieren.

Sein Kollege Wolfgang Hose machte darauf aufmerksam, dass es ein Muss sei, die Mitarbeiter in die Entscheidungsfindungen und Entwicklungen in der Verwaltung mit einzubeziehen. Damit traf er auf breite Zustimmung und erhielt viel Applaus in der Halle. Auch die Videos, die der Personalrat für die Veranstaltung produziert hatte, kamen gut an. Satirisch wurde der demografische Wandel als "Maus-Episode" und und das Konzept 2020 in Anlehnung an die "Sesamstraße" (hier: Moskauer Straße, Sitz des Personaldezernats) erklärt. Als positiv nannte Hose den Plan, im laufenden Jahr 260 neue Auszubildende einzustellen. Das sei ein wichtiger Schritt zum Führungskräftenachwuchs. Nur müssten diesen Auszubildenden auch Stellen zur Übernahme geboten werden.

Am Ende verließ noch vor der eigentlichen Diskussion fast die Hälfte der Anwesenden den Saal, es blieb bei zwei kurzen Wortmeldungen aus dem Publikum.

(RP)
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