Stadtgrün Wie in Düsseldorf Bäume auf Krankheiten untersucht werden

Düsseldorf · Häufig ist die Robinie von der Wurzelstockfäule betroffen. So geht die Stadt Düsseldorf seit 2021 vor, um die Standsicherheit der Bäume zu gewährleisten.

Baumexperte Jürgen Kutscheidt demonstriert die Bohrwiderstandsmessung mit einem Resistographen. Damit soll festgestellt werden, ob die Robinie noch gesund ist.

Baumexperte Jürgen Kutscheidt demonstriert die Bohrwiderstandsmessung mit einem Resistographen. Damit soll festgestellt werden, ob die Robinie noch gesund ist.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Robinie ist in Düsseldorf ein weit verbreiteter, aber auch tückischer Straßenbaum. 3500 gibt es in der Stadt. Nun sollen sie alle systematisch untersucht werden. Denn die Robinie ist häufig von Wurzelstockfäule betroffen, verursacht durch Pilzinfektionen. Das Tückische: Von außen ist zumeist nichts zu sehen. „Die Verkehrssicherheit steht für uns an oberster Stelle“, erklärt Matthias Pasch, Abteilungsleiter Gartenanlagen im Garten-, Friedhofs- und Forstamt.

Daher gehöre eine genaue Begutachtung der Bäume – besonders bei der Robinie, aber auch bei anderen Arten – zum täglichen Geschäft von Pasch und seinen Mitarbeitern. Es werde der Stammfuß, der Stamm selbst, die Krone, aber auch das Umfeld genau begutachtet. Besonders aufmerksam sei man bei Robinien mit einem Stammumfang von mindestens 40 Zentimetern. Dies entspreche einem Alter von 30 bis 40 Jahren. Bei Auffälligkeiten prüfe man dann, oft auch mit externer Hilfe, genauer nach. „Die Spezialgeräte dafür haben wir im Gartenamt nicht zur Verfügung“, so Pasch.

Für diese speziellen Messungen kommt Jürgen Kutscheidt mit seinem Team vorbei. In der Ellerstraße demonstriert er das Vorgehen an einem Baum, der von außen ganz normal aussieht. Eine volle, grüne Krone, am Stamm sieht man keine Auffälligkeiten. „Zunächst wird eine Bohrwiderstandsmessung durchgeführt“, erklärt der Sachverständige. Dafür nutzt er einen sogenannten Resistographen. Vom Aussehen her erinnert dieser an eine große Pistole mit sehr langem Lauf. Darin befindet sich eine rund 50 Zentimeter lange und drei Millimeter dicke Metallnadel. Diese wird am Stammfuß angesetzt und in das Holz gebohrt. In Echtzeit druckt ein weiteres Gerät eine Amplitude aus, die den Widerstand des Holzes beim Eindringen zeigt. „Bei dieser Robinie sieht man nach 15 Zentimetern ein deutliches Abfallen des Graphen“, erklärt Jürgen Klutscheidt. Dies sei ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es in diesem Baum bereits zu einer Höhlung gekommen ist. „Da bleiben dann abzüglich der drei Zentimeter starken Rinde nur noch zwölf Zentimeter gesundes Holz“, meint er weiter.

Mit einem Zugversuch soll nun noch geschaut werden, wie standhaft der Baum tatsächlich ist und ob eine Fällung notwendig ist oder eine Einkürzung ausreicht. Dazu werden Zugseile an einem Radlader befestigt und mit Kraftmessdosen versehen. Mit rund einer Tonne Zugkraft wird am Baum gezogen, um die Krafteinwirkung von Sturmböen zu simulieren. „Die Messung ist für den Baum nicht schädlich und es besteht auch keine Gefahr, dass er dabei einfach umstürzt“, betont Kutscheidt. Per Computerprogramm werden viele Parameter eingegeben, die dann anzeigen, wie widerstandsfähig der Baum noch ist. Die exemplarische Robinie in der Ellerstraße kommt auf einen Wert von 0,6, ein gesunder Baum läge bei 3,5. „In Deutschland braucht ein Baum wenigstens 50 Prozent Standfähigkeit, der Wert sollte mindestens bei 1,5 liegen“, erklärt der Baumexperte. Darum soll dieser Baum eingekürzt werden. Auch hierfür erfolgt die Berechnung per Software: „Anhand der Fotos und der Messwerte des Baumes kann genau festgelegt werden, wie viel gekürzt werden muss, um den Wert zu erreichen“, sagt Kutscheidt.

Inzwischen habe man bereits 600 Bäume untersucht, 350 Maßnahmen seien notwendig gewesen, darunter rund 88 Fällungen. „Wir bemühen uns um zeitnahe Nachpflanzungen“, beteuert Matthias Pasch. Teilweise müsse man Standorte wegen Leitungen allerdings aufgeben. Insgesamt ist die systematische Kontrolle der Robinien auf acht Jahre geplant, pro Baum kosten die Untersuchungen mehrere Hundert Euro. „Das sollte uns die Sicherheit aber auch wert sein“, so Pasch.

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