Verwaltung in Düsseldorf: 200.000 Euro für Kugelschreiber Stadt kauft 13,5 Millionen Umschläge

Düsseldorf · Wie groß der Verwaltungsapparat der Stadt Düsseldorf ist, zeigt ein Blick in die Bücher der Einkaufsabteilung. So hat sie zum Beispiel für Kugelschreiber 200.000 Euro ausgegeben. Kooperationen mit anderen Städten und Gemeinden sollen beim Sparen helfen.

Wer im Düsseldorfer Amtsblatt in den Ausschreibungen von Arbeiten und Leistungen blättert, muss unwillkürlich an eine Sternstunde der deutschen Fernsehgeschichte denken. In Loriots Spielfilm-Klassiker "Pappa Ante Portas" bestellt er als Einkaufsdirektor Heinrich Lohse für seinen Arbeitgeber 500.000 Blätter Schreibmaschinenpapier.

Obwohl Lohse mit diesem Vorrat für die nächsten 40 Jahre Firmenkorrespondenz einen 50-prozentigen Rabatt erzielte, wurde er von seinem Chef in den vorzeitigen Ruhestand entlassen. Bei der Düsseldorfer Stadtverwaltung hätte er diese Probleme mit Sicherheit nicht gehabt. Hier wird ebenfalls vorausschauend und damit möglich kostengünstig alles geordert, was den reibungslosen Ablauf im Verwaltungsapparat garantiert. Und das ist eine Menge.

Bürger legen Wert auf Briefe

Alleine 13,5 Millionen Briefumschläge in sechs verschiedenen Ausführungen hat die Stadt Düsseldorf für den Zeitraum von September 2012 bis September 2013 auf die Einkaufsliste gesetzt und wird den Auftrag mit einer öffentlichen Ausschreibung vergeben.

"Man denkt gar nicht, dass von uns in den Zeiten der digitalen Korrespondenz noch so viel Papier beschrieben wird", sagt Stadtsprecher Manfred Blasczyk. "Aber der Austausch der Stadtverwaltung mit den Bürgern läuft eben immer noch vornehmlich über Briefe." Das sei vielen Bürgern auch wichtig. Nicht nur, weil gerade die älteren nicht immer mit dem E-Mail-Umgang vertraut wären, sondern auch, weil ein Brief immer noch eine andere Wertigkeit hat. "Das ist vielen Menschen wichtig, sie bestehen darauf", sagt Blasczyk. Geliefert wird die Großbestellung allerdings nicht auf einmal, sondern immer dann, wenn bestimmte Ämter Nachschub anfordern.

Längerfristig sind die Aufträge nicht zu vergeben. "Papier direkt für die kommenden fünf oder zehn Jahre bestellen können wir nicht, weil die Firmen für höchstens eineinhalb Jahre eine Preisgarantie geben können." Auch ein Zusammenschluss mit anderen Städten, um die Bestellung noch größer zu fassen, lohne sich nicht. "13,5 Millionen Briefe — das ist schon eine Hausnummer", sagt Blasczyk. In anderen Bereichen mache eine Kooperation dagegen Sinn. So hat die Stadt gemeinsam mit dem Rhein-Kreis Neuss 2008 die IT-Kooperation Rheinland gegründet. Der kommunale IT-Dienstleister betreibt für seine Mitglieder IT-Infrastrukturen für Kommunalverwaltungen. Auf diese Weise fallen über Großbestellungen von Rechnern, Bildschirmen oder Software im Verbund deutlich niedrigere Preise an.

Die Stadt Düsseldorf nutzt diese Vorteile regelmäßig: 660 Kopierer für die Verwaltung und die Düsseldorfer Schulen sowie noch einmal 400 Geräten als Option wird sie bis Ende 2016 ordern. Dazu gehören auch Toner und anderes IT-Material, das bis März 2013 mit einem geschätzten Auftragsvolumen von mehr als 200.000 Euro ausgeschrieben ist.

Weil die Preise in anderen Segmenten teilweise stark schwanken, bestellt die Einkaufsabteilung einige Posten im Halbjahres-Rhythmus. So zum Beispiel 13 Millionen Blätter Laserdruckpapier (DIN A4, holzfrei) und acht Millionen Blätter Recyclingpapier. Toilettenpapier kauft die Verwaltung dagegen einmal jährlich für über 330 .000 Euro ein, ebenso wie Kugelschreiber. Für die hat die Einkaufsabteilung ein Auftragsvolumen von 200 000 Euro eingeplant.

(RP/ila)
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