Bedeutung der Hochhäuser für das Image der Stadt ist umstritten Vom behutsamen Planer

Düsseldorf (rpo). Das Dreischeibenhaus, die hohe "Klebekiste" - das LVA-Hochhaus, der Verwaltungssitz der Landeszentralbank, Stadt-Sparkasse, Victoria-Turm, Arag-Haus oder Stadttor - Hochhäuser sind gut für das Image der Stadt, meinen Bürger und Wirtschaftsförderer.

Andere wiederum sehen in den hochragenden Verwaltungszentren den Maßstab zerstört, befürchten den Ruin einer Stadt. Die Entwicklung in Düsseldorf ist typisch für viele europäische Großstädte, und lehrreich für künftige Stadtplaner. Denn hier sind die beiden Pole "weitsichtig planerisch gelenkte Entwicklung" einerseits und "Nachgeben von Investorenwünschen" im Lauf der Jahrzehnte abzulesen. Der ehemalige Leiter des Stadtplanungsamtes, Kurt Schmidt, hat sie aus seiner Erfahrung heraus für ein Architekturbuch über Hochhäuser in Deutschland beschrieben.

Hochhäuser waren nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Ära von Stadtplaner Friedrich Tamms durchaus gewollt. Aber Tamms wollte in seinem Bestreben, eine verkehrsgerechte, funktional geordnete Stadt zu schaffen, den Bau von Hochhäusern nicht Investoren überlassen. Hochhäuser sollten nicht die Stadt verdichten, sollten keine Bodenspekulationen ermöglichen, sondern Akzente in der Stadt nach dem Gestaltungswillen der Planer setzen. Immerhin gehörte ein 164 Meter Rathausturm zu Tamms Plänen, der aber aus unterschiedlichen Gründen nicht verwirklicht wurden.

Tamms Nachfolger Rüdiger Recknagel war ein Gegner von Hochhäusern, wollte die Stadt qualitätsvoll umbauen und bewegte beispielsweise die Deutsche Bank dazu, ein Hochhaus aus den 60-er Jahren abzureißen, erinnert sich Schmidt.

Dagegen ließen die nachfolgenden Planer Hans-Günter Rößler und Hans Küppers den Investoren freie Hand, genehmigten Hochhäuser, auch ohne mit der Fachverwaltung gesprochen zu haben. Pläne von Mannesmann, einen zweiten Büroklotz an der Berger Allee hochzuziehen, scheiterte erst an einer Bürger-Initiative, die Schmidt selbst initiiert hatte.

Weil Stadtplanung und Wirtschaftsförderung in Düsseldorf nach wie vor in einem Dezernat zusammengefasst sind, haben Investoren mit ihren Wünschen immer noch großen Einfluss, meint Schmidt. Aber die Fachplaner, die behutsam die Stadtentwicklung lenken, würden offensichtlich mehr gehört. Dieser Trend müsse sich verstärken. bro Kurt Schmidts Beitrag ist erschienen in dem Buch "Hochhäuser in Deutschland", Hrsg. Marianne Rodenstein, Kohlhammer-Verlag.

Das Dreischeibenhaus, von Helmut Hentrich und Partner gebaut, wurde zum Erkennungszeichen des modernen Düsseldorfs. Es passte in das Konzept der Stadtplaner.

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