Henkel und Co Industrialisierung in Düsseldorf

Die Niederlage Napoleons 1813/15 und die Neuverteilung der Länder auf dem Wiener Kongress hatten zur Folge, dass Düsseldorf 1815 preußisch wurde. Düsseldorfs Dasein als Residenzstadt war fortan Vergangenheit. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Düsseldorf etwa 20.000 Menschen. Damit war sie bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Kleinstadt, die sich erst ab 1820 wieder in Richtung Großstadt entwickeln konnte.

Ab 1850 nahm die Gegenwart der Industriellen Firmen in der Rheinstadt zu. Industrielle wie Fritz Henkel, der mit seinem Unternehmen 1878 von Aachen nach Düsseldorf zog und F.G. Conzen siedelten sich in der Düsseldorf an. Eine entscheidende Rolle bei der Industrialisierung spielte der Ausbau des Eisenbahnwesens, durch das 1850 ein Zugang zu allen Industriegebieten von West- und Osteuropa und ins Ruhrgebiet geschaffen wurde. Düsseldorf war gleichzeitig auch selbst Abnehmer für große Produktmengen der Eisen- und Maschinenbauindustrie. Diese zentrale verkehrsgünstige Lage schuf die ideale Grundlage für die eigentliche Industrialisierung.

Neben F.G. Conzen, der 1854 die Spiegel- und Gemälderahmenfabrik in Düsseldorf gründete und Fritz Henkel, dessen Sohn Persil erfand, siedelten sich auch eine Vielzahl von weiteren Firmen an. Unter anderem gründeten Heinrich Erhardt 1889 den späteren Rüstungs- und Autotechnikkonzern Rheinmetall. Auf Heinrich Erhardt, den Ingenieur und Erfinder, gehen eine Reihe von Erfindungen zurück. Eine seiner wohl bekanntesten Schöpfungen ist der heute gebräuchliche Glockenkorkenzieher. Auch die heute als IDR immer noch bekannte Reisholz AG wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Düsseldorf gegründet. Die Gerresheimer Glashütte, die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Rheinstadt entstand, gehört mittlerweile der Vergangenheit an.

Ebenfalls zur Industriegeschichte Düsseldorfs gehört die Familie Thyssen. 1906 beteiligte sich August Thyssen am Oberbilker Stahlwerk, 1911 übernahm er dann die Mehrheit der Press- und Walzwerk AG in Reisholz. Die Eisen- und Stahlindustrie ThyssenKrupp, die 1867 in Duisburg entstand, wurde erst wesentlich später nach Düsseldorf verlegt. Seit 1966 hat Thyssen seinen Hauptverwaltungssitz in der Rheinstadt. Das 1960 fertiggestellte Thyssen-Hochhaus oder Drei-Scheiben-Haus wurde schon bald zum Wahrzeichen der Stadt Düsseldorf. Heute steht fest, dass Thyssen die Rheinstadt frühestens zum Jahr 2008 verlassen wird.

Auch die Messe spielt für die industrielle Entwicklung Düsseldorfs eine wesentliche Rolle. 1811 präsentierten erstmals 14 Aussteller aus dem bergischen Land ihre Produkte in Düsseldorf. Im Saal der alten Regierungskanzlei fand die Gewerbeschau zu Ehren Napoleons statt. 1926 hat die GeSoLei, die Besucherreichste Veranstaltung in der Düsseldorfer Ausstellungsgeschichte, in Düsseldorf stattgefunden. 7,5 Millionen Besucher kamen zur Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen. 1971 wird die Messe vom Gelände am Ehrenhof wegen Platzmangel in den Düsseldorfer Norden verlegt. Das neue Gelände wurde mit der "K", der Internationalen Messe für Kunststoff und Kautschuk, eingeweiht. Mit mehr als 20 internationalen Leitmessen gehört Düsseldorf mittlerweile zu den weltweit führendsten Messepartnern.

Düsseldorf galt zwar nicht als Industriestandort, im Gegensatz zum Ruhrgebiet, wurde aber oft als "Schreibtisch des Ruhrgebiets" bezeichnet, da es der Sitz vieler Verbände war. Zum Ausgang des letzten Jahrtausends wurden in Düsseldorf immer mehr Kommunikationsunternehmen ansässig, wie unter anderem ePlus und Vodafone. Aus dem "Schreibtisch des Ruhrgebiets" wurde dann der "Desktop des Ruhrgebiets".

Eine Begleiterscheinung der Industrialisierung waren die vielen neuen Unterhaltungsangebote. Es entstanden u.a. Apollo-Varieté, Asta Nielsen- Kino, Theater, Zoologischer Garten und Florapark. Verbunden mit der neuen Vielfältigkeit der Stadt veränderte sich auch das Stadt- und Menschenbild zunehmend. Da die Freizeit äußerst knapp bemessen war, wurde sie von den Bürgern voll und ganz ausgekostet. Allerdings standen nicht allen Einwohnern die finanziellen Mittel zu Verfügung, um das reichhaltige Angebot zu nutzen. Die günstigen Alternativen waren das vergleichsweise günstige Altbier-Trinken und das Spazieren gehen. Aufgrund dessen wurden mehr und mehr Grünflächen angelegt. So wurden Volksgarten, Ostpark, Floragarten und Zoopark geschaffen.

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