Stadt-Info Düsseldorf - Wahrheit und Klischees

Zählen wir zuerst ein paar Klischees auf: Düsseldorf ist reich, oberflächlich, besteht aus Königsallee, Altstadt und ein paar angrenzenden Straßen. Nun zu dem, was jeder weiß: Die Stadt ist Shopping-Meile und Längste Theke der Welt, Handy-City, Modestadt mit großen Messen, einem Flughafen, einer riesigen Kirmes, einem einmalig umgebauten Hafen und hat neben Mainz und Köln den größten Rosenmontagszug Deutschlands. Stimmt alles!

Ein Ausflug aufs "Dach" der Kniebrücke
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Ein Ausflug aufs "Dach" der Kniebrücke

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Zurück zu den Klischees: Natürlich hat Düsseldorf die Königsallee, die man hier nur Kö nennt. Natürlich ist sie eine der berühmtesten Einkaufsstraßen der Welt. Natürlich ist sie teuer, weil es dort die erlesensten Klamotten, Schmuckstücke, Uhren, Schmuck gibt. Aber sie ist nicht Düsseldorf. Sondern nur ein Teil davon. Die anderen Teile sind - ganz klar - die Altstadt mit ihren vielen schönen und den paar häßlichen Ecken.

Sind die Hausbrauereien, die edlen Restaurants und die billigen Würstchen-Buden. Sind Japaner, Koreaner, Türken, Skandinavier, Brasilianer, Amerikaner, die anderen Europäer, die hier leben, lieben, arbeiten, kochen, ihre Kinder zur Schule bringen oder an der Uni lehren. Die hier Geld verdienen, es hier ausgeben oder nach Hause schicken.

Die das Bild der Stadt mit prägen - und Düsseldorf zu einer sehr bunten, weltoffenen Stadt machen. Babylonisches Sprachgewirr ist hier normal, wer mit dem Taxi fährt, der wird einen Türken, Marokkaner, Sikh oder Russen am Steuer vorfinden - mit mehr oder weniger guten Deutschkenntnissen. Und mit mehr oder weniger guten Ortskenntnissen.

Düsseldorf war einmal Industriestadt. Der Name Mannesmann steht dafür oder Thyssen. In Flingern, Oberbilk, in Benrath und anderen Stadtteilen wurde viel produziert - Stahl, Röhren, Autos. Nur die Autos sind geblieben: Mercedes baut in Düsseldorf seinen Kleinlaster Sprinter - mehrere hunderttausend pro Jahr. Und ganz nebenbei noch 30.000 Lieferwagen für VW.

Heute ist Düsseldorf vor allem Medien- und Telekommunikationsstadt: Mannesmann ist Vergangenheit, Vodafone hat die Reste und vor allem D2 geschluckt und ist mit seiner Deutschlandzentrale hier. Ericsson ist dabei, Nokia auch, E-plus sowieso. Drumherum haben sich viele kleine andere angesiedelt, die mit dem Handy Geld verdienen.

Der Hafen, in dem früher Lastkähne anlegten, erlebt heute ganz anderen Traffic: Beraterfirmen gehen dort vor Anker, Anwälte, Filmproduktionen legen an und genießen das prickelnde Umfeld, das rund um die Uhr quirlt. Modestadt Düsseldorf? Kein Vorurteil, sondern Realität: Die größte Modemesse der Welt ist hier, und sie ist beileibe keine Glamour-Veranstaltung (wie es im TV scheint, wenn wunderschöne Models über den Catwalk schreiten!) - sie ist knochenhartes Geschäft mit Milliarden-Umsätzen, und das meiste Geld wird mit Brot-und-Butter-Mode gemacht.

Apropos Geld: Düsseldorf ist eine der wenigen schuldenfreien Städte. Der gesunde Firmen-Mix macht unempfindlich gegen kurzfristige Krisen einzelner Branchen. Wirtschaftswachstum und Kaufkraft sind Spitze, stehen noch vor oder gleichauf mit München und Stuttgart.

Vor allem jedoch ist Düsseldorf ein kleine, überschaubare und daher für die meisten der hier lebenden Menschen sehr liebenswerte Mini-Großstadt am Rhein. Der Fluss prägt das Bild der Stadt, in einer großen Krümmung windet er sich durch ihr Gebiet. Und gab ihr doch nicht den Namen.

Den hat sie von einem kleinen Nebenfluss, der Düssel. Ortsteile mit eigenem Charakter sind typisch: Fein und gediegen Wittlaer, Kaiserswerth, Oberkassel, Niederkassel, Zoo, ländlich, fast dörflich Flehe, Urdenbach, Himmelgeist, Angermund, Lörick; voll pulsierendem Leben Flingern, Oberbilk, Pempelfort, Benrath, Derendorf, Carlstadt, Friedrichstadt, Bilk.

Alles Teile des Gesamtkunstwerks Düsseldorf, der einzigen Großstadt Deutschlands übrigens, die sich Dorf nennt. Und garantiert keins ist.

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