Vor 100 Jahren wurde die Promenade am Fluss zur Prunkstraße umgebaut Die Promenaden-Mischung

Düsseldorf (rp). Die Zeit war doch recht knapp um die Jahrhundertwende. Die Stadtväter hatten Visionen und damit eine wichtige Veranstaltung im Blick. Am 1.Mai 1902 sollte sich Düsseldorf prächtig herausgeputzt zeigen. Schließlich ging es um die Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung, die sich forsch an der Weltschau in Paris (1900) orientieren wollte.

Historische Bilder vom Rheinufer
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Doch da war noch der miesepetrige Vater Rhein, der sich mitunter widerwillig in seinem Bett räkelte. Das musste sich ändern in Zeiten des wirtschaftlichen Aufbruchs. Trotzdem wollte man die Entscheidung nicht übers Rheinknie brechen. Es gab Diskussionen, Ideen und einen grundlegenden Vorschlag: Den hatte Josef Stübben dargebracht, ein anerkannter Städtebau-Experte.

Vorbilder: Lyon und Paris

Er machte sich stark für eine Trennung des Rheinufers in einen oberen und einen unteren Teil. Er nannte Vorbilder: Cours Perrache in Lyon, Quai d" Orsay in Paris. Erste Adressen also, und Düsseldorf wollte da nicht fehlen. "Es verband sich ein gewisser Drang nach Selbstdarstellung mit menschlichem Maß. Die neue Prunkstraße am Rhein entsprach dem Düsseldorfer Selbstbewusstsein", urteilt Prof. Clemens von Looz-Corswarem, Leiter des Stadtarchivs, das eng mit dem Buchautor Oliver Karnau zusammengearbeitet hat.

Der promovierte Kunsthistoriker beschreibt in seinem Werk Heinrich Lueg als einen der "maßgebenden Männer des Wilhelminischen Düsseldorf", der als Mitbegründer der Rheinischen Bahngesellschaft 1898 den Bau der ersten festen Rheinbrücke nach Oberkassel ermöglicht hatte. Es sollte ein wegweisender Brückenschlag sein. Am 8. März 1902 wurde die Rheinuferstraße (Kosten in Euro: 1,75 Millionen) festlich begossen mit Sekt am Fluss. Wilhelm Marx, inzwischen Oberbürgermeister, hielt die Rede. "Unter Fanfarenschall und Böllerknall, Fahnenwehen und guten Wünschen verlief die denkwürdige Feier", hieß es später.

Die Planer hatten Vater Rhein bedrängt, das Ufer war an manchen Stellen nach vorn geschoben worden. Aus Sicht des Autors gab es Vorteile: Also einen Hochwasserdamm, der die Stadt nun vor Überschwemmung schützen konnte, einen Ladekai für Seeschiffe und Stückgutfrachter und eine Prunkpromenade als "Schauufer mit markanten Gestaltungselementen".

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte neben dem Rhein der Verkehr strömen. Stadtplaner Friedrich Tamms setzte sich für den Ausbau des Rheinufers als vierspurige Straße ein: Später rollten 55000 Autos täglich darüber. So konnte es nicht weitergehen, urteilte der Rat. Für 300 Millionen Euro legte man die Straße in einen Tunnel. Am 15. Dezember 1993 wurde die richtungweisende Röhre freigegeben. Prof. Niklaus Fritschi, Benedikt Stahl und Günter Baum entwarfen die Fläche über dem Tunnel.

So schließt sich der Kreis: 1902 und 100 Jahre später - die Rheinuferpromenade als Anziehungspunkt für Menschen einer Region, die gern am Rhein leben und arbeiten.

(alfa)
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