Pfusch bei der U-Bahn Stadt Düsseldorf muss Aufsicht abgeben

Düsseldorf · Weil auch bei der Wehrhahn-Linie gepfuscht worden ist, hat die Landesregierung jetzt angeordnet, dass Düsseldorf sich wieder der Aufsicht des Regierungspräsidenten unterwerfen muss. Die Staatsanwaltschaft richtet eine eigene Ermittlungskommission ein.

Pfusch beim U-Bahn-Bau: Fragen und Antworten
Infos

Pfusch beim U-Bahn-Bau: Fragen und Antworten

Infos
Foto: ddp

Die Aufsicht und Kontrolle über den Bau der Wehrhahn-Linie wird künftig die Behörde von Regierungspräsident Jürgen Büssow (Bezirksregierung) übernehmen und diese Aufgabe damit der Stadt Düsseldorf wieder entziehen. Damit reagieren Landes- und Bezirksregierung auf neue Erkenntnisse über den Pfusch an den U-Bahnbaustellen in Köln sowie in Düsseldorf.

Bei den Kölnern hatte die Bezirksregierung diese Kontrolle schon nach dem Einsturz des Stadtarchivs wieder übernommen. Vorher hatten die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sowohl als Bauherr als auch als Aufsicht fungiert.

Bauherr und Kontrolleur

In Düsseldorf hatte man zuerst eine ähnliche Konstruktion zugelassen: Die Stadt ist Bauherr und kontrolliert durch ihre entsprechende Fachabteilung die ordnungsgemäße Umsetzung des Baus selbst. Diese Aufgabe zu delegieren, ist übliches Recht bei solchen Projekten. Jetzt jedoch, nach den aufgefallenen Mängeln auch an der Düsseldorfer Baustelle, macht man das wieder rückgängig, erklärte gestern ein Sprecher des Landesbauministers — aber nur, um erst gar nicht den Anschein zu erwecken, es könne zu unerwünschter Kungelei kommen.

Auch bei der Staatsanwaltschaft haben die Vorwürfe gegen Mitarbeiter der Firma Bilfinger Berger hohe Priorität: Gestern sagte deren Sprecher Johannes Mocken, man richte eine eigene Kommission ein, zwei Staatsanwälte würden sich ausschließlich um diesen Fall kümmern. Der Projektleiter der Baustelle Wehrhahnlinie, Gerd Wittkötter, wies gestern Spekulationen zurück, ohne die Kölner Erkenntnisse seien die Düsseldorfer Mängel niemals aufgefallen.

Wittkötter erklärte, beim Beginn der Ausschachtarbeiten habe man die Schlitzwände nochmals überprüft, das sei gängige Praxis. Mängel sind nach seiner Aussage entdeckt worden in der Nähe der Bahnhöfe Benrather Straße, Graf-Adolf-Platz, Kirchplatz und Corneliusplatz.

Von 413 Bauprotokollen seien in 27 Fällen Manipulationen aufgetaucht, bei sechs von über 500 Bewehrungskörben ist noch nicht sicher, ob sie sachgemäß gesetzt wurden. Das habe der Bauunternehmer zwar zugesichert, aber ob es tatsächlich passiert ist, müsse noch überprüft werden. Es geht um so genannte Schubhaken, deren Einbau noch nicht belegt ist.

Anders als in Köln hat der eigentliche Tunnelbau noch nicht begonnen, sondern soll am Montag starten. Die Schlitzwände, die möglicherweise mangelhaft sind, spielen daher derzeit noch keine Rolle: Sie werden nur während der Bauzeit gebraucht. Auch danach sind sie nicht mehr notwendig. Sollten Mängel entdeckt werden, könnte man die noch beheben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort