Bald Probebohrungen? Stadt bei Erdgas-Suche übergangen

Düsseldorf · Das Energie-Unternehmen Wintershall hat die Erlaubnis bekommen, auf Teilen des Stadtgebietes Erdgasvorkommen zu erkunden. Die Stadt wurde über die Vergabe der Konzession nicht informiert und fordert eine Beteiligung bei den Genehmigungen. Anträge auf Bohrungen liegen nicht vor.

Auf der Suche nach Bodenschätzen ist Düsseldorf in den Blick von Energiekonzernen geraten. Das Gas-Unternehmen Wintershall hat sich beim NRW-Bergamt die Erlaubnis gesichert, in der Ruhrregion nach unkonventionellem Erdgas suchen zu können (siehe Info). Zu dieser Region gehört auch der Kreis Mettmann und der Nordosten Düsseldorfs. In der Konsequenz könnte das bedeuten, dass auf Düsseldorfer Stadtgebiet in einigen Jahren mit Probebohrungen begonnen wird.

Die Stadtverwaltung ist irritiert über diese Erlaubnis, nach Gas zu suchen. Denn sie wurde vom Bergamt oder vom zuständigen Wirtschaftsministerium nicht informiert. "Es können aber Konflikte auftreten zwischen der Konzessionserteilung an die Firma Wintershall und der Planungshoheit der Stadt Düsseldorf", erklärte Umweltdezernentin Helga Stulgies auf Anfrage der Grünen im Ausschuss für Umweltschutz. Oberbürgermeister Dirk Elbers habe deswegen in einem Brief den für das Bergamt zuständigen Regierungspräsidenten gebeten, die Stadt Düsseldorf bei weiteren Entscheidungen und Genehmigungen am Verfahren zu beteiligen.

"Mit Bohrungen ist jedoch in der nächsten Zeit nicht zu rechnen, Anträge liegen noch nicht vor", erklärte Stulgies. Mit der Erlaubnis, nach Gas zu suchen, habe sich Wintershall nur das Gebiet für die Erkundung von Gasvorkommen gesichert, die Bohrungen selbst müssten einzeln genehmigt werden. An diesem Verfahren werde auch die Stadt Düsseldorf beteiligt.

Bis dahin ist allerdings noch ein langer Weg. "Zunächst wird mit geologischen Voruntersuchungen begonnen", sagte Stefan Leunig, Unternehmenssprecher von Wintershall. Hierbei würden Gesteinsproben genommen, die Rückschlüsse auf Schiefergas-Vorkommen zuließen. Wo genau die Oberflächenuntersuchungen durchgeführt werden und ob auch in Düsseldorf, werde in etwa zwei bis drei Monaten feststehen. Erst nach Abschluss der Vorerkundungen, die bis zu drei Jahre dauern können, will Wintershall entscheiden, wo sich Probebohrungen lohnen können.

Die Auswirkungen von solchen Bohrungen können schlimm sein, erklärte Christoph Gormanns von der Fraktion der Grünen. Wegen der notwendigen Zerstörung des Gesteins könne die Erdoberfläche wie ein durchlöcherter Käse aussehen. Zudem sei von der Förderung von unkonventionellem Gas in den USA bekannt, dass unter Umständen Chemikalien eingesetzt werden, die dem Grundwasser schaden könnten.

Um etwaige Gefahren abschätzen zu können, seien die Kenntnisse der kommunalen Wasserbehörden wichtig, erklärte Stulgies. "Es ist deshalb sinnvoll, wenn das Bergamt die Erfahrungen der Kommunen nutzt", meinte Stulgies. Deshalb sollten die betroffenen Städte frühzeitig und umfassend bei der Genehmigung von Bohrungen oder der Erdgasförderung beteiligt werden. "Für dieses Vorgehen wird Düsseldorf in den Gremien des Deutschen Städtetages werben", so Stulgies. Angesichts der schwerwiegenden Auswirkungen der Gasförderungen reicht das nach Meinung Gormanns nicht für einen ausreichenden Schutz. "Vor Panikmache" warnte daraufhin CDU-Ratsherr Rüdiger Gutt. Schließlich werde noch lange nicht gebohrt, gebe es noch Genehmigungsverfahren.

(RP)
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