Eltern-Kolumne Kinder brauchen Freiraum

Düsseldorf · Wer seinen Nachwuchs mit Wissen und Aufgaben abfüllt wie ein Fass, kann Schaden anrichten. Statt Kreativität droht ein sehr früher Burn-out.

 Autor Torben von Spreckelsen engagiert sich im Vorstand der Düsseldorfer Kita-Eltern.

Autor Torben von Spreckelsen engagiert sich im Vorstand der Düsseldorfer Kita-Eltern.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

„Papa, das Wasser ist ja gar nicht blau! Warum ist das Wasser nicht blau?“ – „Mensch Kind, du stellst Fragen, woher soll ich das wissen?“ Als Elternteil kann es schon mal nerven, aber es gibt ja heute glück­licherweise Google & Co. Das verschafft zumindest eine erste Basis für meine Antworten.

Ich kann mich selber noch an meine Kindheit erinnern. Die wichtigste Frage war: „Wa­rum ist das denn so?“ Nach Einschätzung des renommierten Hirnforschers Gerald Hüther gibt es nichts Besseres als ein fragendes Kind. Fast alle Eltern möchten, dass ihr Nachwuchs selbstbewusst und glück­lich ist und sich Talente gut entwickeln. Beim freien Spielen mit anderen kann man zum Beispiel den Musiker oder den wasserplanschenden Forscher erkennen. Diesen Talenten können Eltern dann neuen Raum verschaffen, indem sie das interessengeleitete Spielen ausbauen und zum Beispiel eine Trommel anschaffen.

Später kann man dann die Kleinen bei Interesse in der Musikschule anmelden. Das Kind sollte hierbei ein Subjekt sein, das frei und autonom entscheidet. Im Bekanntenkreis hat mir eine Erzieherin erzählt, dass sie einmal ein Burn-out-Kind betreut hat. Es kam aus einer akademischen Familie und wurde nach der Kita zur musikalischen Früherziehung und im Anschluss noch zum Englischunterricht gekarrt. Hier wurde das Kind zum Objekt der Eltern gemacht und als Fass betrachtet, das man mit möglichst Vielem, möglichst schnell befüllen muss. Das Resultat war, dass das Kind mit fünfeinhalb fast gar keine Fragen mehr gestellt hat.

Kinder sind wie brennende Fackeln, die es nicht zu ersticken gilt. Fragen sind der Treibstoff, der das Feuer der Kreativität immer wieder neu entfacht. Wenn wir als Eltern „Benzin drüber gießen“, dann wird es zwar manchmal zu Höchstleistungen kommen, jedoch ist dies meist nicht von Dauer. Wichtig ist, dass wir unserem Kind keine Hürden in den Weg legen, sondern es ermutigen. Die größten Hürden stellen in der heutigen Zeit die digitalen Medien dar. Nicht nur, dass sich durch den vermehrten Gebrauch bestimmte Verbindungen im Gehirn gar nicht erst bilden, und dass die Augen geschädigt werden, nein es ist auch ein Kreativitätskiller. Laut führenden Neurowissenschaftlern werden die emotionalen Zentren des Gehirns durch Begeisterung am besten aktiviert. Also laden Sie ihr Kind ein, ermutigen Sie es und inspirieren Sie es, ein Forscher und Entdecker zu sein und zu bleiben.

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