Düsseldorf Sportakrobaten wollen mehr Förderung

Düsseldorf · Neben dem Kunstturn-Leistungszentrum bemängelt auch das Zentrum für Sportakrobatik mangelnde Zuwendungen aus der städtischen Sportförderung. Ein Vorwurf: Populäre Sportarten wie Handball und Tischtennis werden bevorzugt.

 Die Vorsitzende des Leistungszentrums Sportakrobatik, Tatjana Sültenfuß (v.), wünscht sich eine transparentere städtische Sportförderung.

Die Vorsitzende des Leistungszentrums Sportakrobatik, Tatjana Sültenfuß (v.), wünscht sich eine transparentere städtische Sportförderung.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Tatjana Sültenfuß will das Problem, das ihr Verein hat, nicht größer machen, als es ist: "Wir können existieren, und wir können von unserem Geld auch leben", sagt die Vorsitzende des Leistungszentrums für Sportakrobatik. 170 Mitglieder zahlen Beiträge, von denen je zwei Trainer und Choreografen, eine Kostümschneiderin, der Geschäftsführer und vor allem die Fahrten zu den wichtigen Auslandswettbewerben und Lehrgängen bezahlt werden. Was Sültenfuß stört: Ihr Verein könnte mehr sein, wenn die Stadt ihn besser fördern würde.

Sechs Sportler - mehr als jeder andere Sportakrobatikverein - stellte das Düsseldorfer Leistungszentrum für den Bundeskader, sozusagen die Nationalmannschaft der Sportakrobaten. Um sich den Ruf zu erarbeiten, den man brauche, um für diese Auswahl überhaupt in Betracht zu kommen, reicht es laut Sültenfuß nicht aus, nur an jenen Wettkämpfen teilzunehmen, die die Stadt mit Geld aus der Sportförderung unterstützt. Darunter fallen die Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften, nicht aber wichtige internationale Turniere wie der "Flanders International Acro Cup" in Belgien oder der "World Cup" im baden-württembergischen Albershausen.

Zudem falle die Unterstützung dürftig aus: "Wir bekommen für die Hinfahrt 30 Cent pro Kilometer. Für Rückfahrt, Übernachtung und Nebenkosten gibt es gar nichts", sagt die 45-Jährige. So komme es, dass die Fahrt ihrer Mannschaft zur WM 2014 in Frankreich, die den Verein rund 4000 Euro gekostet habe, von der Stadt mit 53 Euro bezuschusst worden sei. An einen hauptamtlichen Trainer, der den Verein jährlich um die 12.000 Euro kosten würde, sei gar nicht zu denken. Die jetzigen Trainer bekämen 150 Euro im Monat und unterrichteten die jungen Sportler nebenberuflich. Dabei nehme das Interesse an der Sportakrobatik zu: 2016 habe der Verein noch 20 Mitglieder weniger gehabt. Die Sportart sei auch für Jungen interessant, gut die Hälfte der Turner sei männlich. International werde ihr mehr Aufmerksamkeit gewidmet, in Russland bekämen Sportakrobaten sogar ein Gehalt.

Sültenfuß hat Glück, denn ihr Leistungszentrum ist gemeinsam mit dem für Trampolinspringen in der näheren Auswahl für einen Zuschuss von 5000 Euro. Für die beiden anderen Düsseldorfer Leistungszentren für Kunstturnen und Rhythmische Sportgymnastik sehe es dagegen bitter aus. "Die haben früher viel Geld bekommen", sagt Sültenfuß. Sie bemängelt, dass es bei der Vergabe von Fördermitteln kaum noch Transparenz gebe, dass sich nicht an Medaillenspiegeln, Erfolgen und der Anzahl von Mitgliedern im Bundeskader orientiert werde. "Es darf nicht nach dem Bekanntheitsgrad des Sports gehen", betont Sültenfuß.

Sportamtsleiter Pascal Heithorn widerspricht dem. Man wolle nicht mit dem "Gießkannenprinzip" fördern, also so viele Vereine wie möglich unterstützen, sondern jene, die am vielversprechendsten seien. Er betont, dass eine "vollständige Finanzierung" der Vereine nicht das Ziel sei. Welche Vereine Geld bekämen, bemesse sich an der Zahl gewonnener Titel und der Sportler, die die Sportart weltweit ausüben. Hinzu kämen Platzierungen in nationalen Meisterschaften und die Frage, ob die Sportart olympisch ist - ein Kriterium, das Sportakrobatik nicht erfüllt. Vergleicht man die Anzahl der vereinsmäßig tätigen Sportler, liegt Sportakrobatik laut Zahlen des Deutschen Olympischen Sportbundes im Bereich von Squash oder Boule, aber weit hinter Skateboarding, Kegeln oder der Hockey-Variante Floorball. Einige Vereine müssten sich laut Heithorn demnach überlegen, ob sich ihre Selbstwahrnehmung mit der "Außenwahrnehmung" decke.

(bur)
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