Lokalsport Wenn ein Waldlauf-Sieg neuen Lebensmut bringt

Düsseldorf · Fitsum Gebreselasie gewann das Rennen in Grafenberg. Der Flüchtling aus Eritrea möchte Profiläufer werden.

Fitsum Gebreselasie hört auf seinen Trainer. Die 11 500 Meter-Distanz beim 26. Grafenberger Waldlauf nimmt der Mann aus Eritrea eher bummelnd in Angriff. Bis sein Coach André Pollmächer ihm das Zeichen gibt, sich an die Spitze zu setzen und das Tempo zu bestimmen. Die Führung gibt der Läufer von rhein-marathon Düsseldorf nicht mehr ab, hat sich im Ziel einen Vorsprung von mehr als zwei Minuten erlaufen und siegt in 43:39 Minuten. "Er hat sich gut gefühlt. Bergauf war alles in Ordnung, bergab aber hat es in seinen dünnen Beinchen gezogen. Alles in allem war es in Ordnung. Fitsum hatte noch deutlich Luft nach oben", sagte Pollmächer, nachdem er sich mit Händen, Füßen einigen Brocken Englisch und noch ganz wenig Deutsch mit dem 23-jährigen Eritreer verständigt hatte.

Gebreselasie kam beim Düsseldorfer Kö-Lauf ins Blickfeld von Pollmächer. Die Organisatoren hatten in Düsseldorf lebende Flüchtlinge zum kostenlosen Start eingeladen, und Gebreselasie lief beinahe ohne Training beim 10 000 Meter-Lauf eine 36:30. "Jetzt ist er seit gut drei Wochen bei mir und er spricht auf das Training an. Er hat seinen Traum, Profiathlet zu werden, in Angriff genommen", sagt Pollmächer. Noch sind die Rahmenbedingungen für einen Profi noch nicht gegeben, Gebreselasie wohnt in Bilk mit mehreren hundert weiteren Flüchtlingen in einer Sporthalle. Doch man hilft ihm, wo man kann. So hat sein Verein ihm eine komplette Laufausrüstung zur Verfügung gestell, morgens geht er in einen Deutschkurs. Inzwischen hat Gebreselasie einen Startpass, ausgestellt vom Leichtathletik Verband Nordrhein (LVN), und dürfte bei Meisterschaftsrennen starten.

Bis dahin ist es zwar noch ein weiter Weg, doch er trainiert fast jeden Nachmittag dafür. "Er ist eine absolute Bereicherung für unsere Trainingsgruppe, auch menschlich. Wenn er erzählt, dass er auf seiner Flucht drei Tage ohne Essen und Trinken auf Flip-Flops durch Sand gewandert ist, in dem er bis zu den Knien eingesunken ist, geht einem das nah", sagt Pollmächer. Gebreselasies Menschenbild habe sich auf der Flucht verändert. Er weiß jetzt, dass für einige Personen ein Leben nichts wert ist. Dennoch hat er sich seinen Lebensmut bewahrt. Beim Grafenberger Waldlauf gewann er nicht nur das Rennen, sondern durch seine freundliche Art auch die Sympathiewertung.

(RP)
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