Tischtennis-Halbfinale wird zum Finale Borussia Düsseldorf gewinnt die Champions League

Update | Düsseldorf · Nach dem Ausschluss der russischen Klubs Orenburg und Jekaterinburg blieben nur noch die beiden deutschen Vertreter Borussia Düsseldorf und der 1. FC Saarbrücken in der Königsklasse übrig. Im Laufe des Halbfinals wurde bekannt, dass die Partie zum Finale des Wettbewerbs erklärt wurde – mit den Düsseldorfern als strahlenden Siegern.

 Borussias Spietzenspieler Timo Boll.

Borussias Spietzenspieler Timo Boll.

Foto: RP/HORSTMUELLER GmbH

Eigentlich war es zunächst nur ein Halbfinal-Rückspiel der Tischtennis Champions League, das Borussia Düsseldorf und der 1. FC Saarbrücken im Düsseldorfer Arag Center Court austrugen. Weil aber die European Tabletennis Union (ETTU) angesichts des Angriffskrieges in der Ukraine den beiden russischen Vertretern, Fakel Gazproma Orenburg und TTSC UMMC Jekaterinburg, die Teilnahmeberechtigung an der Königsklasse entzog, wurde im Laufe der Partie bekannt, dass es kein Endspiel mehr geben wird.

Die Konsequenz daraus: Der Sieger des Halbfinals durfte sich die europäische Tischtennis-Krone aufsetzen – und das waren am Ende die Düsseldorfer, die ihren Vorsprung aus dem 3:0-Hinspielerfolg sicher ins Ziel brachten und damit ihren Titel verteidigten. Die Borussen genossen anschließend sichtlich den Applaus der gut 400 Zuschauer. „Ein bisschen Freude ist trotz der Umstände dabei“, gestand Borussia-Manager Andreas Preuß nach dem 3:1-Rückspielerfolg. „Ich freue mich besonders für meine Jungs. Als Sportler will man immer gewinnen.“

Da machte es auch nichts mehr aus, dass Borussias Aushängeschild Timo Boll seine erste Niederlage in der laufenden Champions-League-Saison kassierte. Der 40-Jährige unterlag seinem Nationalmannschaftskameraden Patrick Franziska mit 2:3 (4:11, 8:11, 11:9, 13:11, 2:6). Dieser kleine Rückschlag verhinderte aber nicht, dass die Borussen ihre beiden Matches, die sie zum Gesamtsieg noch brauchten, tatsächlich auch gewannen. Zum Auftakt hatte Dang Qiu überraschend Darko Jorgic, der am Wochenende noch das European Top-16-Turnier gewonnen hatte, mit 3:1 (14:12, 12:10, 7:11, 11:2) bezwungen. In der dritten Partie des Tages gelang Anton Källberg ein überzeugendes 3:1 (11:6, 11:5, 7:11, 13:11) über Tomas Polansky. Die Champions League war somit nach drei hochklassigen und spannenden Einzeln gewonnen. 

Das letzte Einzel zwischen Qiu und Franziska war anschließend nicht mehr als ein Schaukampf, wenn auch ein sehr hochklassiges. Wenige Stunden zuvor ging es auch außerhalb der Tischtennisplatte ordentlich zur Sache.

Die Borussia hatte klar gemacht, dass sie bei einem möglichen Finaleinzug nicht zum Champions-League-Endspiel antreten würde, wenn sie gegen einen der beiden russischen Vertreter hätten spielen sollen. Neben der Borussia hatte auch der zweite deutsche Champions-League-Halbfinalteilnehmer, der 1.FC Saarbrücken TT, den Finalverzicht erklärt. „Für uns war ganz schnell klar, dass wir angesichts der Situation in der Ukraine nicht gegen eine russische Mannschaft spielen werden“, sagte Borussia-Manager Andreas Preuß. „Darüber habe ich auch mit den Saarbrückern gesprochen. Ich habe mit FC-Organisationsleiter und Vorstandsmitglied Erwin Berg telefoniert und wir sind uns einig: ein deutscher Vertreter wird nicht zum Champions-League-Finale antreten.“

Genau das hatten sie auch der ETTU mitgeteilt und die Vertreter des Kontinentalverbands aufgefordert, sich klar zu positionieren und Farbe zu bekennen. Das war aber schwierig, solange der Russe Igor Lewitin ETTU-Präsident war. Am Mittwochabend wurde dann bekannt, dass Lewitin sowie der Vizepräsident Vladimir Samsonov (Belarus) – auch auf Druck des DTTB – zurückgetreten waren. Der Weg zu fairen und nicht nationalistisch gefärbten Entscheidungen war somit frei. Am Donnerstagnachmittag folgte dann die Entscheidung der ETTU, dass die russischen Vereine aus der Champions-League-Spielzeit 2021/22 ausgeschlossen werden. „Wir haben erreicht, was wir wollten. Die ETTU hat sich klar positioniert, sich damit gegen Putins Angriffskrieg gestellt und die im Verband möglichen Sanktionen ausgesprochen“, so Preuß. „Vielleicht ist diese Entscheidung ja auch ein wenig auf Grund unserer klaren Haltung gefallen.“

Jetzt musste die ETTU nur noch die Wertung der aktuellen Champions-League klären. Ist der Sieger des einen Halbfinals zwischen Borussia und Saarbrücken dann auch automatisch Champions-League-Sieger und der Unterlegene Zweiter? „Das würde doch am meisten Sinn machen“, so Preuß. Man kann die gesamte Champions League ja nicht noch mal aufrollen.“ Und so kam es dann auch.

(tino)
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