Tischtennis Timo Boll unterschreibt bis 2010

Im vierten Anlauf hat es nun geklappt. Während Timo Boll noch 1999, 2002 und 2004 dem Werben des deutschen Rekordmeisters Borussia Düsseldorf widerstehen konnte, entschloss sich der 25-Jährige nun zu einem Wechsel. Dabei hätte der Hesse in anderen Städten einen noch lukrativeren Vertrag unterschreiben können als den beim Klub, den man als den "FC Bayern des Tischtennis" bezeichnet.

 Timo Boll ist nach seinem Sieg bei den China Open um 17.500 Dollar reicher.

Timo Boll ist nach seinem Sieg bei den China Open um 17.500 Dollar reicher.

Foto: BELGA, AFP

Vereine aus Spanien, Österreich, Belgien und China buhlten ebenfalls um den Mann, der 2003 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Damals schaffte Boll als erster Deutscher den Sprung an die Spitze der Weltrangliste. Und seitdem haben sie selbst in China gehörigen Respekt.

Boll hat lange gezögert. Doch dann entschieden Kopf, Bauch und Herz sich für die Veränderung. Beim TTV Gönnern hing der Erfolg fast ausschließlich von einem stark spielenden Boll ab. Nun hat der Linkshänder, der die Schule nach der Mittleren Reife verließ, gute Partner wie Christian Süß, mit dem er bei der WM 2005 in Schanghai die Silbermedaille im Doppel gewann, oder den Tschechen Petr Korbel. Der Druck ist geringer, die Belastung wohl auch. Zwischen 18 und 22 Einsätze muss er vertraglich bestreiten. Da bleibt Raum für private, finanziell lukrative Turnierstarts.

"Für ihn ist es ein neuer Kick, in der Großstadt was Neues zu probieren, mit neuem Trainer, Mitspieler und Management", sagte Borussias Manager Andreas Preuß, für den es eine große Ehre ist, "einen so großen Sportler im Klub zu haben". Der Wechsel wird Boll auch in der Entwicklung seiner Persönlichkeit gut tun.

Borussia hat ihre finanziellen Möglichkeiten verbessert und ist laut Preuß mit weiteren Geldgebern im Gespräch. Daneben bietet das Tischtennis-Zentrum, in dem sich auch oft das Nationalteam trifft, ideale Möglichkeiten für Boll, dessen persönlicher Sponsor Arag ebenfalls in Düsseldorf zu Hause ist.

Erstklassige Bedingungen beim Training und bei der Vermarktung ließen Boll in der Heimat bleiben. "Für mich war nicht das meiste Geld entscheidend, sondern die Möglichkeit einer optimalen Olympia-Vorbereitung", sagte Boll, der weit entfernt ist vom Gehalt anderer Spitzensportler. Von 250000 Euro pro Jahr schrieb das Handelsblatt im Frühjahr 2003. Mittelfristig wurden ihm 700000 bis 800000 Euro zugetraut.

Einerlei: Peking 2008 ist Bolls großes Ziel. Dort möchte er auch mit seinem künftigen Teamkollegen Süß für Furore sorgen. "Beide haben sich über den Wechsel gefreut. Sie haben sich auch außerhalb der Spielbox viel zu sagen. Sie sind mehr als Doppelpartner. Sie sind dicke Freunde", sagt Borussias Manager Preuß, der neben dem sportlichen auch auf einen Aufschwung bei der Vermarktung hofft - auch mit Blick auf den asiatischen Markt.

Was der zweimalige Worldcup-Sieger bewegen kann, hat man am 6. November 2005 gesehen. Da kamen über 4500 Zuschauer zum Bundesliga-Gastspiel des TTV Gönnern - eine Tischtennis-Rekordkulisse für Düsseldorf.

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