Sport in Düsseldorf Idealisten als Ehrenamtler gesucht

Düsseldorf · Sportvereinen fällt es immer schwerer, Ehrenamtler zu gewinnen. Neue Ideen tun Not, wie Ansätze aus dem Düsseldorfer Sport zeigen.

 Fußballtrainer im Kinder- und Jugendbereich zu finden, wird zur Sisyphus-Aufgabe.

Fußballtrainer im Kinder- und Jugendbereich zu finden, wird zur Sisyphus-Aufgabe.

Foto: dpa/Robert Michael

Für Nermin Ramic stand es im Vorjahr außer Frage, zusätzlich zu seinem Traineramt beim A-Kreisligisten SG Benrath-Hassels noch eine ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen. Schließlich wollte auch der jüngere seiner beiden Söhne bei der DJK Tusa 06 mit dem Fußballspielen beginnen. Einen Trainer für die neu formierte Bambini-Mannschaft gab es da aber auch nicht. Da lag es nahe, dass Nermin Ramic schnell im Pool möglicher Trainerkandidaten landete.

Und der Familienvater zögerte nicht lange und sagte zu. „Ich hatte schließlich auch ein Interesse, dass mein Junge gut betreut wird“, erklärt der 45-Jährige, der die Vereine um die Aufgabe, ehrenamtliche Mitarbeiter zu gewinnen, nicht beneidet. „Gerade bei den ganz Kleinen ist es fast unmöglich, einen externen Trainer zu bekommen. Die Arbeit mit den Kindern macht sehr viel Spaß, ist aber auch sehr anstrengend“, sagt der Familienvater.

Das in früheren Jahren verpönte Vater-Trainer-Modell ist zwangsläufig in Mode gekommen. „Bei uns ist es bis zur C-Jugend fast die Regel, dass ein Vater eines Spielers im Trainerstab mitarbeitet“, sagt Bodo Grimm. Der erste Vorsitzendes BV 04 ist damit eigentlich nicht glücklich, bietet diese Konstellation doch häufig Konfliktpotenzial. Doch echte Alternativen sind rar. „Wir können den Trainern nur eine geringe Aufwandsentschädigung zahlen. Da können gerade die jungen Leute, die auch etwas auf das Geld achten müssen, häufig mit weniger Aufwand in anderen Jobs einfach mehr Geld verdienen“, erklärt Grimm.

Um die Trainertätigkeit attraktiver zu machen und den Elternteilen, die wie die Jungfrau zum Kinde zum Trainerjob kamen, Wissen zu vermitteln, setzt Bodo Grimm auch auf den Faktor Fort- und Weiterbildung. Aber auch hier stößt der Funktionär relativ schnell an Grenzen. „Wir wollen, dass unsere Trainer auch Kurse belegen und Lizenzen erwerben. Aber oft sind die Trainerkurse einfach ausgebucht“, klagt Grimm.

Dass der Trainingsalltag trotz all dieser Probleme dennoch läuft, verdankt nicht nur der BV 04 fußballverrückten Idealisten wie Christopher Heimeroth. Der ehemalige Profitorwart führt beim BV 04 die Bambini mit Herzblut und Begeisterung an den Fußball heran. Nebenbei wirft der 41-Jährige, der drei eigene Kinder in der BV-Jugend angemeldet hat, natürlich auch noch einen Blick auf die Nachwuchstorhüter. Von der Erfahrung des Junioren-Nationalkeepers können auch die Jahrespraktikanten beim BV 04 profitieren, die im besten Fall dann perspektivisch auch einmal Verantwortung an der Roßstraße übernehmen sollen.

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt wenige Kilometer weiter Dirk Leitzbach bei der Gewinnung von Ehrenamtlern. „Wir sind bemüht, die Werte hervorzuheben, für die der DSC 99 steht. Wir möchten nicht nur den Spielern sondern auch den Trainern und Betreuern eine Heimat geben, in der sie gerne Zeit verbringen“, erklärt der erste Vorsitzende. Leitzbach sieht seinen Klub in dieser Hinsicht auf einem guten Weg, weiß aber auch, dass dieser Prozess Geduld erfordert.

In der Zwischenzeit streift auch der „Chef“ noch seinen Trainingsanzug über – als Trainer der U14-Junioren, in der auch sein eigener Sohn spielt. „Wir haben im Jugendbereich ein paar Väter, die ihre eigenen Kinder trainieren und wie ich selbst früher selbst auch Fußball gespielt haben“, schildert Leitzbach.

Alleine auf die Unterstützung von Spieler-Vätern möchte sich Bodo Grimm in Zukunft aber nicht mehr verlassen. „Wir brauchen gerade im unteren Bereich die besten Trainer, und dafür müssen wir auch an der Bezahlung etwas ändern“, sagt der BV-Vorstand, der daher auch die Jahresbeiträge moderat anheben möchte.

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