Sanierung von Schloss Eller Schätze freigelegt

Bei der Sanierung des Herrensitzes stoßen Bauarbeiter auf übertünchte Wandmalereien, verstellte Türen und auf Befestigungen aus der Zeit des Mittelalters. Sie werden in die Gestaltung des geplanten Tagungs- und Veranstaltungszentrum einbezogen.

 Restauration Vera Krüsel legt mit Spachtel und Messer die ursprüngliche Wandbemalung in einem Nebenraum frei.

Restauration Vera Krüsel legt mit Spachtel und Messer die ursprüngliche Wandbemalung in einem Nebenraum frei.

Foto: Gabriel

Schloss. Eller steckt voller Überraschungen. Hinter den Wandverkleidungen, dicken Farbschichten und abgehängten Decken, die in den 1970-er Jahren beim Einrichten einer Modeschule offensichtlich ohne Gespür für die historisch einmalige Substanz eingebaut wurden, entdecken die Bauarbeiter bei ihren Sanierungsarbeiten viele Kostbarkeiten. Der neueste Fund: In einem Raum, der für Toiletten hergerichtet wurde, kam über der abgehängten Decke unter einer alten morschen Tapete eine dekorative Schmuckbemalung der Wand zum Vorschein. "Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist typisch für die Kunstauffassung dieser Zeit, die Elemente aus verschiedenen Epochen, wie die neoromanische Mäander oder florale Muster, zusammenfassten", erklärt Restauratorin Vera Krüsel, die Zentimeter für Zentimeter die Schichten abträgt.

"Diese Spuren der Geschichte werten Schloss Eller auf und machen es für die künftigen Nutzer interessant", sagt Heinrich Pröpper, Chef der städtischen Tochterfirma IDR, begeistert. Sein Unternehmen hat es übernommen, Schloss Eller zu sanieren und als Zentrum für Veranstaltungen und Tagungen herzurichten. Private Investoren schreckten vor der Aufgabe zurück, zuletzt war die Provinzial-Versicherung abgesprungen. Daraufhin hatte die IDR Pläne für eine Sanierung und neue Nutzung vorgelegt und Anfang 2008 von der Stadt den Zuschlag bekommen. 3,9 Millionen Euro investiert die IDR für das gesamte Projekt. Seit einigen Monaten wird saniert, Anfang 2010 soll Wiedereröffnung sein.

Pröpper kann es kaum begreifen, dass in den 1970-er Jahren die Schönheiten nicht beachtet und teilweise zerstört wurden. Unter abgehängten Decken verschwanden Friese, Türdurchgänge wurden mit Schränken verstellt, Zwischenwände in Bögen gezogen. "Wir legen sie wenn möglich wieder frei, um die ursprünglichen Raumabfolgen mit den zentral angeordneten Türen erlebbar zu machen, denn sie sind für den klassizistischen Stil typisch", erklärt Pröpper. Solche Raumerlebnisse erhöhten auch die Chancen für die Vermietung, "weil Feste und Tagungen in einem stilvollen Rahmen sehr gefragt sind". Die Räume in den Schlossflügeln und im Gewölbekeller sollen so aufgeteilt werden, dass bis zu sechs Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden können.

Zum Raumerlebnis soll auch der mächtige Mittelturm werden, der noch aus dem Mittelalter stammt und einmal ein Wohnturm war. Beim Freilegen der Mauern "haben wir alle Steinsorten gefunden, die seit 600 Jahren verbaut werden", erklärt Pröpper. In dem mächtigen Geviert sollen eine großzügige Treppe und ein Aufzug eingebaut werden, über die der Besucher zum Prunkstück des Schlosses, dem noch erhaltenen Prinzensaal, geführt wird. Mittelalterliche Spuren wurden beim Sanieren des Kellergewölbes freigelegt: Ein Brunnen und von einer Vorgängerburg Teile von Mauern — "sie gleicht der alten Stadtmauer an der Ratinger Mauer", erklärt Pröpper. Auch diese bisher unentdeckten Schätze sollen künftig sichtbar sein.

(RP)
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