Marathon Regenschauer stoppt Pollmächer

Düsseldorf · Beim Metro Group Marathon setzt der nasse Untergrund den Athleten zu. Deutschlands Hoffnungsträger André Pollmächer verpasst sein Ziel um fast zwei Minuten. Favorit Endeshaw Negesse kann den Rekord nicht gefährden.

Der Metro Group Marathon hätte das Sportfest des Jahres werden können, doch ausgerechnet am Stichtag machte das Wetter sämtliche Planungen zunichte. Dabei war der Regen die wohl einzige Komponente, die der Veranstalter nicht beeinflussen konnte. Entsprechend machte Renn-Direktor Jan Henning Winschermann seinen Unmut deutlich: "Ich bin sehr enttäuscht wegen des Wetters, denn das war die best-organisierteste Veranstaltung, die es hier jemals gab." Und obwohl sich die Teilnehmer- und vor allem auch Zuschauerzahlen durch die verheerenden Wetterbedingungen drastisch reduzierten, blieben die emotionalen Höhepunkte nicht aus. Ein Beispiel liefert Düsseldorfs neuer Marathon-Champion Gilbert Yegon.

Nachdem der kleine Kenianer die Ziellinie als Erster durchschlief, deuteten seine Zeigefinger nach oben - als wollte er sich für den göttlichen Beistand im Kampf gegen die 42,195 Kilometer bedanken. Dabei strahlte Yegon über das ganze Gesicht. Kein Wunder, hatte er doch soeben einen der größten sportlichen Erfolge seiner Karriere erlebt und den Favoriten Endeshaw Negesse auf Rang zwei verwiesen. So ganz realisieren konnte der 25-Jährige diesen Sieg aber nicht. Nahezu demütig nahm er seine Trophäe bei der Siegerehrung entgegen und reckte den Pokal schüchtern in die Lüfte.

Ein ganz anderes Bild gab dagegen der Zieleinmarsch von Deutschlands bestem Marathon-Läufer André Pollmächer ab. Beim Blick auf die Zeitmessung ließ der 31-Jährige seinen Gefühlen freien Lauf und riss sich wütend die Startnummer von der Brust. Eine Zeit von 2:12 Stunden strebte Pollmächer an, 2:12:58 Stunden lautete am Ende die bittere Wahrheit. Seine Enttäuschung konnte Pollmächer daher nicht verbergen, auch wenn er diesen Eindruck später ein wenig relativierte.

"Es wäre falsch zu sagen, dass ich absolut unzufrieden bin, aber das Wetter war eine Katastrophe. Die Pfützen waren teilweise so tief, dass ich bis zu den Knöcheln im Wasser stand. Trotzdem habe ich alles gegeben, was möglich war", resümierte er und wusste ein wenig später auch schon wieder zu scherzen: "Es sind Leute aus ganz Deutschland angereist, um mich zu unterstützen. Dabei haben manche so schnell drei Kilometer von einem Ort zum nächsten hingelegt, dass ich mich gefragt habe, wieso die nicht meine Pacemaker sind."

Allgemein bereiteten die schwierigen Bedingungen nahezu allen Athleten Probleme. Lediglich Annie Bersagel schien sich von nichts und niemanden beeinflussen zu lassen und brillierte vor allem durch ihr taktisches Geschick. Immerhin war sie die einzige Frau im Rennen, die einen Negativsplit lief - also im zweiten Streckenteil schneller war, als im ersten. "Ich war sehr überrascht, als ich nach 37 Kilometern plötzlich die Führung übernommen habe", erklärte die sympathische Gewinnerin. Dank der hart umkämpften Bestzeit von 2:28:59 Stunden setzte sich Bersagel aber nicht nur sprichwortartig die Krone auf: Angesichts des Marathon-Jubiläums ließ sich der Veranstalter nämlich eine Besonderheit einfallen und kürte jeden Gewinner mit einem Olivenkranz.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort