Fans reisen zu allen großen Turnieren Preuß, das EM-Maskottchen
Düsseldorf · Der Manager des Düsseldorfer Tischtennisklubs Borussia, Andreas Preuß, und sein Freund Stefan Vollmert sind fußballverrückt und nutzen die Europameisterschaft als Ausgleich zum Alltag. Gegen Dänemark hat das Duo der deutschen Mannschaft Glück gebracht, jetzt wird Danzig anvisiert.
Die beiden waren mit ihren peppig-bunten Outfits, die an Kasperle-Kostüme erinnern, eine Attraktion vor dem Spiel der Fußball-Nationalmannschaft gegen Dänemark bei der EM im sonnenüberfluteten Lemberg (2:1). Andreas Preuß, Manager des deutschen Tischtennis-Rekordmeisters Borussia Düsseldorf, und sein Freund Stefan Vollmert, Rechtsanwalt aus Kaarst. Ein ums andere Mal wurden sie in der Menschenmenge von anderen Schlachtenbummlern und von Bürgern der Ukraine gebeten, in ihrer ungewöhnlichen Fankleidung für ein Foto bereitzustehen. Geduldig erfüllten sie jeden Wunsch.
Wenige Tage zuvor waren Preuß und Vollmert, 50 geworden. Die Reise zum letzten Gruppenspiel der DFB-Auswahl machten sie sich selbst zum Geburtstagsgeschenk. Seit der Weltmeisterschaft 1994 in den USA reisen sie schon zu den großen Fußballturnieren. Keine EM haben sie ausgelassen, nur zu den WM-Endrunden in Japan/Südkorea (2002) und Südafrika (2010) flogen sie nicht. Bei der EM 1996 in England besorgten sie sich die Fahne, die sie stets bei sich führen. Mit dabei waren auch wieder die Puppe Ernie aus der Sesamstraße und eine lustige Figur, die Deutschlands Keeper Manuel Neuer sein soll. Preuß: "Die Katze im Tor." Die Tickets für die Begegnung in Lemberg kauften sie als Mitglieder beim Fan Club Nationalmannschaft.
Das Handy klingelte, Familie Preuß meldete sich."Hallo, Nina, Papa ist beim Fußball." Die Kleine ist erst zwei. Klar, dass sie Papa vermisst hat. "Eigentlich sind wir ja ganz normale Typen", erklärte Preuß, "und übermorgen bin ich wieder im Büro." Aber diesen Rollenwechsel, vom Schreibtisch auf die Fanmeile und ins Stadion, "diese verrückten Tage" haben sie sich gegönnt. Und dass sie sogar schon Karten für das Viertelfinale in Danzig gekauft haben, mussten sie ihren Frauen erst noch beibringen. "Einen Tag später sind wir dann geschieden", fügte Vollmert schmunzelnd hinzu. Wird schon nicht so schlimm - es geht schließlich um Fußball! Für seine dick gepolsterten, schwarz-rot-goldenen Schuhe brauchte Vollmert bis zum Anpfiff in Lemberg dringend Ersatz. Offenbar waren die Sohlen durch den heißen Asphalt aufgeweicht und dann aufgerissen. Aderthalb Stunden mussten sie in Geschäften suchen bei Schuhgröße 45.
Ihr Quartier für eine nur kurze Nacht, hatten sie ein Jugendherbergszimmer mitten in der Stadt gebucht, das sie mit elf anderen teilten. "Wir haben den Schweini schnarchen gehört", erzählte Preuß. Ihre Unterkunft war nur etwa 100 Meter von dem noblen Hotel entfernt, in dem die DFB-Auswahl wohnte. Bastian Schweinsteiger ist im deutschen Team der Lieblingsspieler des Borussia-Managers. Ein Bild vom Münchner und auch eins von Miroslav Klose ist an seinem schwarzen Jackett befestigt. Im Stadion saßen sie hinter einem Tor. Klar, dass sie auch dort willkommene Motive fürs Fernsehen waren. Die Kinder entdeckten Papa begeistert am Bildschirm.
Als sie ein Bier tranken in einem der vielen Straßenrestaurants im Stadtzentrum, kam es zu einer Begegnung, die ihnen sichtlich naheging. Ein ukrainisches Paar bat die beiden um ein Foto. Waldemar wird am nächsten Montag 78 Jahre alt, das verriet er den beiden Gästen aus der Bundesrepublik auf deutsch. Er war Ingenieur und hat einen besonderen Bezug zu Düsseldorf. Denn dort starb sein Vater, er wurde auf dem Nordfriedhof beigesetzt. In zwei Jahren will der Sohn das Grab besuchen. Etwa zehn Minuten sprach er mit den beiden Deutschen, und am Ende bedankte er sich für die Unterhaltung mit Liebenswürdigkeit und bewegenden Worten. Die Begegnung werden Andreas und Stefan nicht vergessen.
Am Donnerstag um 22 Uhr startet ihre Bahn Richtung Danzig. Dann beginnt Teil zwei der Maskottchen-Tour für die zwei vom Rhein.
