Leichtathletik Der Werfer-König
Manfred Poppe trainiert seit mehr als 40 Jahren die Leichtathleten in Düsseldorf an der Kugel, am Speer und Diskus.
„Diese Technik und Haltung! Wunderbar!“, sagt Manfred Poppe schwärmerisch, als er das Foto eines Schützlings entdeckt. Es zeigt Katrin Missing kurz bevor der Speer ihren Arm verlässt und der Körper wie ein Bogen gespannt ist. „Besser kann man das nicht machen.“ Dieses Lob hat Gewicht. Denn Poppe ist nicht einfach nur Leichtathletik-Trainer. Er ist eine Institution, gilt in der Szene als lebende Legende, als der „Werfer-König“. Seit mehr als 40 Jahren bildet er die Kugelstoßer, Speer- und Diskuswerfer Düsseldorfs aus, hat viele Kinder und Jugendliche an die nationale Spitze geführt. Und dass er eben immer noch mit Feuereifer dabei ist, das beweist der Enthusiasmus und die Begeisterung, mit der der 82-Jährige über dieses Foto spricht.
Die Leichtathletik ist seine Erfüllung, bestimmt sein ganzes Leben. „Ich kenne Menschen, die gehen jeden Morgen in die Kneipe und schlafen am Mittag ihren Rausch aus. Und am Abend gehen sie dann noch einmal in die Kneipe. Das wäre nichts für mich“, sagt Poppe. „Denn ich brauche einen klaren Kopf, um meiner Lebensaufgabe und Berufung nachgehen zu können“, sagt er. Immer noch steht er fast täglich auf dem Platz.
Was war das für ein Schreck, als der ART Düsseldorf ihm im vergangenen Jahr nach 40 Jahren mitteilte, es gäbe keinen Bedarf mehr für seine Arbeit! Glücklicherweise fand er sofort ein neues Betätigungsfeld, schloss sich dem ASC Düsseldorf an und hilft nun der Startgemeinschaft TV Angermund/ART/ASC.
Poppe ist ein großes Glück für die Werferszene Düsseldorfs. Denn mit ganzer Kraft engagiert er sich, geht ganz bewusst an seine physischen und psychischen Grenzen. „Ich empfinde meine Arbeit als echten Knochenjob, und mache sie dennoch leidenschaftlich gerne“, sagt er. Kraft gibt ihm dabei die Freude, die er durch die sportliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen erfährt. Aber nicht nur die bloßen Zahlen hat er dabei im Blick. „Ich möchte meinen Schützlingen mehr mit auf den Weg geben, sie sollen lernen fürs Leben“, sagt er. „Es geht ums Gruppengefühl, um Empathie.“
Poppe ist nicht nur wegen seines riesengroßen Engagements unumstritten. Der frühere Versicherungskaufmann ist eine Seele von Mensch. Er kommt mit seiner sanften aber bestimmten Art meist bestens mit seinen Schützlingen klar. „Ich versuche auf jeden Rücksicht zu nehmen“, sagt er. Das ist nicht immer einfach. Aber er hat gelernt, sich in den vergangenen 40 Jahren immer wieder an die Jugend und die Phänomene der Zeit anzupassen. „Die Jugend hat sich verändert. Früher war sie mehr mit dem Sport verwachsen und mit größerer Leidenschaft dabei.“ Heute sei sie oft doch sehr abgelenkt durch die vielen Konkurrenz- und Freizeitangebote. Und da kann sogar der sonst so verständige Coach ungeduldig werden. „Wenn jemand die Gruppe nachhaltig stört, dann sage ich ihm auch schon mal meine Meinung.“
Unter Poppes Regie sind einige Jugendliche zu Spitzenathleten geworden und haben Deutsche Meisterschaften errungen. Jüngst wurde Katrin Missing Deutsche Vizemeisterin im Speerwurf bei den Juniorinnen, und Nils Fischer holte sich den Speerwurf-Titel bei den B-Jugendlichen. Seine besten Sportler wechselten regelmäßig zu Bayer Leverkusen, wo sie dann eine bessere Perspektive und bessere Trainingsmöglichkeiten haben. Auch Poppe selbst wollten die Leverkusener haben. Doch der gebürtige Bilker winkte ab. „Die Strecke jeden Tag mit dem Auto zurückzulegen, ist mir schlicht nicht möglich.“
Da bleibt er lieber im Arena-Sportpark. Seine Ziele? „Gesund bleiben. So lange wie möglich weitermachen. Früher wollte ich, dass möglich viele meiner Schützlinge Deutsche Meister werden. Heute freue ich mich, wenn sie Spaß haben.“