Fortuna „Lumpi” rettet Fortuna

Trotz der Minuskulisse von 4119 Zuschauern lieferten sich die Fußball-Regionalligisten aus Düsseldorf und Hamburg ein mitreißendes Kampfspiel. Fortuna gewann nach vier Platzverweisen 3:2 und bleibt in der Liga. von bernd jolitz

 Kneißl, Costa und Cebe gratulieren dem Torschützen Lambertz.

Kneißl, Costa und Cebe gratulieren dem Torschützen Lambertz.

Foto: rpo, Falk Janning

Das Zittern war heftig, aber nur von kurzer Dauer. Die 0:2-Niederlage in St. Pauli vor Wochenfrist hatte beim Fußball-Regionalligisten Fortuna große Abstiegsangst ausgelöst. Doch seit Samstag, 15.50 Uhr, ist sie Vergangenheit. Der 3:2-Sieg nach 90 dramatischen Minuten gegen die Zweitvertretung des Hamburger SV, verbunden mit Ausrutschern der Konkurrenz, ließ die Gefahr des Sturzes in Liga vier fast auf den Nullpunkt schrumpfen.

Sechs Punkte und 15 Tore Vorsprung auf die Abstiegsränge sind bei zwei ausstehenden Spielen ein ausreichendes Polster. Entsprechend feierten die Spieler um Kapitän Marcus Feinbier, der auf dem Platz endlich wieder die dringend benötigte Führungsfigur war.

Die alles überragenden Spieler aber waren andere. "Die Jungs sind als Mannschaft aufgetreten, haben durchweg überzeugt”, sagte Trainer Uwe Weidemann. "Aber Ahmet Cebe und Andreas Lambertz möchte ich noch herausheben. Unglaublich, wie die beiden marschiert sind.” Die beiden Dauerläufer nutzten das ungewöhnlich große Raumangebot auf dem entfernt rasenähnlichen Acker der LTU-Arena nahezu perfekt. Rote Karten gegen die Düsseldorfer Markus Anfang und Oliver Barth sowie den Hamburger Boris Leschinski nach Tätlichkeiten und rüden Fouls, dazu eine Gelb-Rote Karte gegen HSV-Stürmer Preston Zimmerman ließen nur noch jeweils neun Akteure an ihrem Arbeitsplatz. Lambertz und Cebe stießen immer wieder in die Lücken, rackerten unermüdlich.

Als Sahnehäubchen erzielte "Lumpi” Lambertz in der Schlussminute noch das Siegtor und fiel anschließend dem zuletzt heftig kritisierten Trainer demonstrativ um den Hals. Kurz darauf bewies der 22-Jährige wieder einmal, dass er eine ehrliche Haut ist: "Wenn ich den Ball richtig getroffen hätte, hätte der Torhüter ihn bestimmt gehalten. Aber das Ding ist so gehoppelt, dass ich ihn nicht voll erwischt habe.”

Nicht das erste Glück Fortunas an diesem denkwürdigen Nachmittag. Denn zwar hob Zimmerman beim Stande von 0:1 theatralisch ab, aber selbst das Fernsehen konnte nicht eindeutig beweisen, dass es eine platzverweisreife Schwalbe war. Ein 0:2 per Elfmeter zu diesem Zeitpunkt wäre wohl die Entscheidung zugunsten der Gäste gewesen.

So aber kämpfte sich die Weidemann-Elf immer wieder ins Spiel zurück, erzwang das Glück ­ wie Denis Wolf, der nur aufgrund seines entschlossenen Nachsetzens vor dem 1:1 von Volker Schmidt maßgerecht angeschossen wurde. "So etwas habe ich in meiner langen Karriere als Fußballer noch nie erlebt”, sagte der Coach, dessen Dank den Fans galt: "Es tut so gut zu sehen, dass die große Mehrzahl uns fantastisch unterstützt.”

Defensivakteur Tim Kruse: "Ich bin sehr glücklich, dass wir trotz allem gewonnen haben. Alles konnte passieren, positiv oder negativ. Der Schiedsrichter war sehr schnell mit den Karten dabei. Im Moment bin ich vor Freude einfach überwältigt. In Sachen Fans bin ich dankbar, dass ein Großteil zu uns hält.”

Der unermüdliche Ahmet Cebe: "Der Trainer hat vor dem Spiel das Motto ausgegeben: Auf diesem Platz kann man keinen Fußball spielen, versucht es erst gar nicht. Ihr müsst Fußball kämpfen! Wir haben verdient gewonnen. Wer steigt schon mit 48 Punkten ab? Dann gewinnen wir die letzten zwei Spiele eben auch noch!”

Torschütze Denis Wolf: "Ich bin glücklich, das war so wichtig für uns. Ich freue mich für die Mannschaft und für mich. Das haben wir unbedingt gebraucht. Was bei den Fans abging, haben wir schon gemerkt. Ausschreitungen gehören nicht zum Fußball!”

Kapitän Marcus Feinbier: "Wir haben gut dagegen gehalten, Charakter gezeigt. Nach dem 1:2 ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Das war ein Wechselbad der Gefühle, das auch an alten Säcken wie mir nicht einfach vorbei geht.”

Stürmer Sebastian Kneißl: "Es war ein komisches Spiel. Über den Schiedsrichter habe ich mich schon gewundert. Die drei Punkte sind so wichtig. Als wir uns warm machten, da habe ich schon gesagt: Wenn der Platz am Ende nicht überall umgepflügt ist, dann haben wir etwas falsch gemacht. Was meine persönliche Zukunft angeht: Ich will unbedingt in Düsseldorf bleiben.”

Innenverteidiger Erdal Eraslan: "Mir ist einer unglücklich aufs Knie gefallen. Ich hoffe, dass es kein Kreuzbandriss ist.”

Torhüter Kenneth Kronholm: "Zur Szene, als der Hamburger Gelb-Rot bekam: Der Schiri steht günstig. Zimmerman hatte schon Gelb, es war eine Schwalbe. Ich wusste, dass das die Wende ist, hatte das Gefühl, dass wir das Spiel umbiegen. Ich würde gern bei Fortuna bleiben, das entscheidet sich in den nächsten fünf bis zehn Tagen.”

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