World Team Cup Kohlschreiber verliert Auftakteinzel

Philipp Kohlschreiber (Augsburg) hat beim Arag World Team Cup in Düsseldorf das Auftakteinzel in der blauen Gruppe gegen den Franzosen Jeremy Chardy nach einer schwachen Vorstellung mit 2:6, 4:6 verloren. Der 26 Jahre Davis-Cup-Spieler, als Nummer 29 der Welt zweitbester Deutscher hinter Tommy Haas, fand nie ins Match, stand meistens viel zu weit vom Ball entfernt und hatte gegen den solide spielenden Chardy keine Chance.

World Team Cup 2010: Deutschland - Frankreich
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"Ich habe seit einiger Zeit Probleme mit meinem Spiel und weiß nicht, warum", erzählte der 26 Jahre Davis-Cup-Spieler, als Nummer 29 der Welt immerhin zweitbester Deutscher: "Jeder hat gesehen, dass es spielerisch nicht stimmt, aber eine Lösung habe ich nicht parat."

"Ich sehe meinen Ball fliegen und kann die Schrift lesen, weil er so langsam ist", sagte Kohlschreiber: "Die Power, die ich gerne hätte und die mein Spiel eigentlich auch auszeichnet, ist seit ungefähr zehn Tagen nicht mehr da. Ich fühle mich immer auf dem falschen Fuß erwischt."

Chardy musste bei weitem nicht seine Bestleistung bringen, Kohlschreiber war einfach zu harmlos, um seinen Gegner auch nur ansatzweise in Bedrängnis zu bringen. "Wenn meine Bälle jedes Mal schon auf der T-Linie runterfallen, ist es logisch, dass ich nach links und rechts über den Platz gejagt werde", sagte Kohlschreiber und ganz gegen seine Natur wirkte er bedrückt und ratlos.

Teamchef Patrik Kühnen tat auf der Bank sein Bestes, um seine Nummer eins aufzurichten, aber auch die Seelenmassage des dreimaligen Davis-Cup-Siegers half "Kohli" nicht: "Er hat mir gesagt, dass jeder Spieler mal so eine Phase hat. Ich hoffe, Patrik kann in dieser Woche ein Wunder bewirken."

Einen Sportpsychologen hat der sonst so selbstbewusste Philipp Kohlschreiber bisher noch nicht in Anspruch genommen, er schließt es aber auch nicht aus, falls sich an seiner Situation in absehbarer Zeit nichts ändern sollte. "Im Moment lese ich viel Bücher zu dem Thema", sagte er in Düsseldorf: "Einfach, um mich der Problematik mal von einer anderen Seite zu nähern." Eine physische Erkrankung schließt der 26-Jährige aus: "Ich fühle mich körperlich topfit, es ist nur so, dass urplötzlich mitten in einem Match mein Spiel zusammenfällt."

Beim Arag World Team Cup hofft er nun darauf, dass der Knoten platzt, dass er verlorenes Selbstvertrauen und Ballgefühl wiederfindet, dass er seinen Gegner wieder wie gewohnt von der Grundlinie aus unter Druck setzen und das Spiel dirigieren kann. Auf Kosten der Mannschaft und des gemeinsamen Erfolges soll das Selbstfindungsprogramm jedoch nicht gehen: "Ich will mich nicht ins Doppel drängen, um Spielpraxis zu gewinnen und mich in Form zu bringen. Das beste Team soll hier spielen, und wenn ich momentan nicht dazugehöre, dann ist das eben so."

Kohlschreiber weiß, dass es vielleicht auch gar nicht so einfach ist, einen wie ihn zu unterstützen. "Ich habe manchmal gute Argumente, dagegenzuarbeiten, wenn mir jemand helfen will. Bei einem wie mir ist es schwer, aus so einer Krise zu finden, ich habe manchmal eine echt große Klappe."

Dennoch macht es ihm ein bisschen Angst, dieses "Gefühl in mir, das ich nicht kenne, das mich nicht frei spielen lässt". Im Training mit den Teamkollegen will er sich deshalb in den Tagen von Düsseldorf doppelt und dreifach reinhängen: "Es geht darum, Vertrauen zu mir selbst wiederzufinden. Da muss viel getan werden."

(SID/rl)
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