Lokalsport Judoka Zingg muss Lehrgeld zahlen

Düsseldorf · Der junge Düsseldorfer scheitert beim Judo-Grand-Prix in der Mitsubishi Electric Halle bereits in der ersten Runde. Dennoch glaubt sein Jugendtrainer Harald Neuhaus fest an den 19-Jährigen und freut sich über seine Entwicklung.

Die letzte Minute läuft. Anthony Zingg ist kaum zu bremsen. Der Judoka will sich möglichst schnell auf seinen Gegner Cho Jun-Hyun aus Korea stürzen, doch der Mattenrichter bremst den gebürtigen Düsseldorfer. Zuerst soll Zingg seinen Judogi, den Judo-Anzug, wieder ordentlich schließen. Auch dabei beeilt sich der 19-jährige. Kaum hat der Referee den Kampf erneut freigegeben, stürmt Zingg wieder los.

Sein eiliger Offensivgeist ist verständlich, muss er doch bei seinem ersten Kampf beim Judo-Grand-Prix in der Mitsubishi Electric Halle eine Wasari genannte mittlere Wertung aufholen. Doch Cho, immerhin auf Platz 82 der Weltrangliste in der Kategorie bis 66 Kilo geführt, wehrt Zinggs Attacken routiniert ab. Am Ende gewinnt der 24-Jährige Koreaner, und Zingg musste bei seinem ersten internationalen Einsatz im Männerbereich Lehrgeld zahlen.

"Ich bin enttäuscht, ich habe mir mehr erwartet. In den ersten zwei Minuten war ich zu passiv, da hat Cho den Griff dominiert. Aber ich habe gemerkt, dass ich von der Kraft und Technik mithalten kann", erklärt Zingg. Der in Hilden lebende Abiturient hatte sich seine Grand- Prix-Premiere durch den Gewinn des deutschen Meistertitels verdient. Aber in der Mitsubishi Electric Halle hängen die Trauben deutlich höher. "Hier zählt eine deutsche Meisterschaft nichts, hier muss man Europameister sein", meint Harald Neuhaus (JC 71). Neuhaus hatte Zingg in seiner Zeit als JC 71-Mitglied trainiert. "Ich freue mich, dass sich Anthony so gut weiter entwickelt hat. Bis nach oben ist es ein weiter Weg, aber es ist für ihn möglich", meint Neuhaus.

Auch der Männer-Bundestrainer Detlef Ultsch glaubt an Zinggs Chance. "Talentiert ist er, ohne Frage. Dass er mit 19 die deutsche Meisterschaft gewinnt, ist eine Supergeschichte", lobt Ultsch und warnt zugleich: "In der 66-Kilo-Klasse ist Deutschland international Entwicklungsland." Das könnte sich demnächst durch Anthony Zingg ändern, wenn er so fokussiert bleibt. "Ich nehme auf jeden Fall etwas mit vom Grand Prix. Ich werde jetzt über meine Fehler nachdenken und mir im internationalen Trainingslager gute Leute aussuchen, von denen ich etwas lernen kann", kündigt Zingg an.

Lernen ist sowieso das große Stichwort für die nahe Zukunft des Judoka. Im Frühjahr steht das Abitur in den Fächern Deutsch, Geschichte, Biologie und Englisch an. Die letzte Spanisch-Klausur seiner Schullaufbahn hatte er am Freitag vor dem Grand Prix geschrieben. Sein Augenmerk lag zuletzt eindeutig auf Judo. Und das wird nach dem Abi auch wieder so sein, denn Zingg will bei der Junioren-EM und -WM jeweils eine Medaille holen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er bei den Junioren weiter kommen als beim Grand Prix.

(RP/ila)
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