Beim Jiu-Jitsu-Club Düsseldorf Ehrgeiziger Judo-Nachwuchs auf der Matte

Düsseldorf · Der JJC Düsseldorf freut sich über viel Zulauf. Der Judo-Kindergarten musste zuletzt sogar die Aufnahme stoppen.

 Judonachwuchs Timo (unten) und Friedrich (oben) trainieren beim JJC Düsseldorf 1928 im Creativhaus.

Judonachwuchs Timo (unten) und Friedrich (oben) trainieren beim JJC Düsseldorf 1928 im Creativhaus.

Foto: Horstmüller

Einen kleinen Moment zögert Marlene. Die sechsjährige Judo-Anfängerin hat eben von Trainer Alex Pavlak den Griff und den folgenden Wurf genannt bekommen, mit dem sie ihren vier Jahre älteren und einen Kopf größeren Partner Jonas auf die dick gepolsterte Matte zwingen soll. Sie überprüft noch einmal den richtigen Sitz ihrer beiden kleinen Hände an der halblangen weißen Jacke (Uwagi) ihres Gegenübers, guckt verstohlen auf die knöchellange weiße Baumwollhose (Zubon), wo sie Jonas gleich mit einem Fußwurf zu Boden bringen soll.

Marlene ist erst seit ein paar Wochen in der Judoguppe der 6-13-Jährigen im Jiu-Jitsu Club Düsseldorf dabei und scheint noch nicht so überzeugt von ihrem eigenen Können. Doch dann gibt es im wahrsten Sinne kein Halten mehr. Auch mit etwas Entgegenkommen ihres Partners gelingt der Fußfeger gegen Jonas fast perfekt. Mit einem Haltegriff zwingt sie den Großen zum Aufgeben. Die jüngste und mit Abstand kleinste der rund zehn Teilnehmer des Kurses schaut strahlend zum Rand der Halle, wo ihr Vater das Ganze zufrieden lächelnd verfolgt.

„Als Marlene in die erste Schulklasse kam, waren ihr die neuen Kameraden zu rau im Umgang mit ihr, und da wollte sie etwas lernen, was ihr bei denen Respekt verschafft“, erklärt Marlenes Vater die Entdeckung der asiatischen Kampfsportart Judo. Eine seltene Ursache sich an einem der Kurse des JJJC anzumelden, scheint das nicht zu sein. Der überwiegende Teil der in weiß gekleideten Kinder und Jugendlichen in Marlenes Gruppe sind Mädchen. „Das Interesse an unser Judo-Schulung ist sehr groß. Unser Judo-Kindergarten (MuKI-Gruppe) ab drei Jahre kann im Moment niemanden mehr aufnehmen“, beschreibt Trainer Pavlak, Träger des schwarzen Dan-Gürtels, die Situation in seinem Klub. „Das liegt aber auch mit daran, dass es einfach zu wenige Trainer gibt.“.

Apropos Gürtel (japanisch: Obi): Auffällig bei den Judokas in der Sporthalle „Creativhaus“ an der Comeniusstraße in Oberkassel sind an der ansonsten einheitlichen Aufmachung im weißen Judoanzug die unterschiedlichen Farben der Gürtel, die die Kleidung zusammenhalten. Meister Pavlak erklärt: „Es gibt im Judo erst einmal sechs unterschiedliche Farben, die die Schülergrade anzeigen – von weiß bis braun. So hat Marlene als Sechsjährige noch einen blütenweißen Gürtel, bereitet sich aber auf den 8. Kyu-Rang mit einem weiß-gelben Gürtel vor. Im höchsten 1. Kyu-Rang trägt man einen braunen Gürtel. Danach beginnen für diejenigen, die das 16. Lebensjahr vollendet haben und Wettkampferfolge vorzuweisen haben, die Prüfungen für die Dan-Ränge, sozusagen die Judokas mit Profi-Niveau.“

So weit sind die Mädchen und Jungen in Pavlaks Gruppe noch nicht. Doch neben den dunkleren Gürtelfarben lässt auch das manchmal laute Geräusch der auf die Matte fallenden Kämpfer erahnen, dass der eine oder andere nicht allzu weit davon entfernt ist. So bereitet sich der zwölfjährige Timo intensiv auf die bald anstehende Prüfung für den grünen Gürtel im 3. Kyu vor und muss sich bei einem Uchi-mata (Innenschenkelwurf) die strengen Anweisungen von Trainer und Vater Pavlak anhören „ Das Schwungbein muss höher sein!“

Auffällig ist die Stille mit der die anderen alle Übungen verfolgen. Ganz so diszipliniert wird es auf dem heimischen Teppich von Marlenes Eltern am Abend nicht zugehen. Das ahnt zumindest ihr Vater. „Marlene wird sicherlich erst mit ihrer jüngeren Schwester Therese üben. Und wenn die keine Lust mehr hat, bin ich dran und werde auf den Teppich geworfen.“

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