Fußball Party, Bolzerei und Sport

Die Lohausenliga ist Kult. Am Samstag beenden die Freitzeitfußballer mit dem Finale ihre Saison.

 Bild von einem früheren Finale der Lohausenliga zwischen den Young Boys und Kastanie 08.

Bild von einem früheren Finale der Lohausenliga zwischen den Young Boys und Kastanie 08.

Foto: falk janning (jan)/Falk, Janning (jan)

Auf einer riesigen Wiese im Nordpark schlägt das Herz des Düsseldorfer Fußballs.  Dort – gleich hinter dem Aquazoo –  gehen die Spiele der Lohausenliga über die Bühne. Bei den vielen Freizeitkickern der Stadt hat die Liga Kultcharakter. Sie bietet für Fußballromantiker wie Frieder Feldmann  (53) und Christof Andrees (52) den perfekten Rahmen für ihre Leidenschaft.  Für sie ist das alternative Kicken eine ideologische Frage. „Es geht ums Bolzplatzgefühl, um Fußball in seiner reinsten Form“, sagt Feldmann. Und zu diesem alten Wertesystem gehört, dass es in der Lohausenliga immer noch das Zwei-Punkte-System „aus der guten alten Zeit“ gibt. Aber ihre Teilnahme an der Liga ist auch ganz praktisch motiviert, denn schließlich kann man dort ganz ohne Stress Fußball spielen, das heißt, ohne unter der Woche trainieren zu müssen.

Für Feldmann vermittelt die alternative Liga ein besonderes Gefühl und Flair. Es ist abseits fußballerischer Qualität ein sympathischer Charme studentischer Leichtigkeit. Feldmann und Andrees gehören zur Top 10 der Rekordspieler der alternativen Liga. Die alten Recken verfallen in Anbetracht ihrer langen Geschichte gerne in Nostalgie. Sie sind seit den Anfängen in den 80er-Jahren dabei – und  im Trikot von „Abwärts 85“ immer noch aktiv. Feldmann zwar nur noch sporadisch, wie er sagt, „aber immerhin.“ Und mit einem Zwinkern fügt er an: „Und wenn man mir den Ball gut auflegt, dann bin ich auch immer noch ein gefährlicher Stürmer.“ Das Besondere: Heute stehen Feldmann und Andrees gemeinsam mit ihren Söhnen auf dem Platz. „Tim ist 23, Kapitän von Abwärts 85“, sagt Feldmann. „Schon als Baby war er am Spielfeldrand dabei, ist mit der Liga groß geworden.“ An sein erstes Spiel erinnert sich der Vater noch genau. 1982 war das. Damals noch für die inzwischen aufgelösten Kittelbach Steamers.

Seine Geschichte steht exemplarisch für die vieler anderer in der Liga. Und auch für die seines Freundes, der sich mittlerweile mit seinem 19-jährigen Sohn Marc den Platz im Abwärts-85-Tor teilt. „In der Liga geht es einfach viel entspannter zu als in einem richtigen Klub“, sagt Andrees.  Die Aktiven seien keine Leistungssportler, sondern ganz normale Schüler, Studenten oder Familienväter. „Es herrscht ein anderer Spirit, die Spieler sind nicht so verbissen.“ Es werde zwar in den Partien mit großem Ehrgeiz gefightet, doch der Sport sei unverdorben. „Es ist kein Geld im Spiel, es geht einzig und allein um Spaß und das gemeinsame Freizeitvergnügen. Nach dem Abpfiff geben wir uns bei einem Bier immer die Hand und sind beste Freunde.“ Das mache den besonderen Charme der Liga aus. Mitspielen darf im Prinzip jeder, Spielerpässe gibt es selbstverständlich keine.

Namensgeber und Gründer der Liga sind die Brüder Malte und Michael Beckmann, die auch heute noch die Fäden in der Hand haben. Was mit einem überschaubaren Turnier mit vier Schulteams begann, wurde eine Massenbewegung, die sie selbst überraschte. Mehr als 500 Kicker waren dabei. Die Teams trugen Namen  wie Arsenal Lohausen, Tippkick Reide, Grashoppers Stockum, Ente Lippens und Brombären. Erster Meister waren die Grasgrünen Wiederkäuer. Die Teams maßen sich in drei Ligen mit Auf- und Abstieg. Die Zahl der teilnehmenden Teams ging zwar wieder etwas zurück, doch heute sind immer noch zehn Mannschaften mit mehr als 300 Spielern dabei. Sie duellieren sich in Siebener-Teams auf dem Kleinfeld und in jeweils 35 Minuten pro Halbzeit.

 Fußball-Legende Willi Lippens beim Besuch des Lohausenliga-Teams Ente Lippens.

Fußball-Legende Willi Lippens beim Besuch des Lohausenliga-Teams Ente Lippens.

Foto: falk janning/Falk, Janning (jan)

Mit Stolz erinnern sich die Kicker an prominente Mitstreiter, die für ein paar Spiele dabei waren. Fortuna-Torwart Jörg Schmadtke stand schon im Nordpark zwischen den Pfosten, ebenso Eishockey-Nationalkeeper Helmut de Raaf. Legendär ist der Auftritt von Egon Köhnen, der kurz vor seinem Premierenauftritt in der Liga nach den Umkleidekabinen fragte. Auch die früheren Fortunen Mike Büskens und Detlev Szymanek waren schon dabei. „Die Profis haben bei ihren Einsätzen aber nie wirklich besser agiert als wir“, sagt Feldmann, „weil sie sich nicht so schnell an die Tücken des holprigen Geläufs und die Enge des Platzes gewöhnen konnten.“

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